Bamberger Elegien (36). Die neunte Elegie (1). Entwurf des Beginns.

Möglich wär’s, mein Sohn, ich stürbe b a l d – ganz anders,
als ich es wollte, der ich alt, ein w e i s e r Alter
werden will: doch weise durch Gebrechen des Naturlaufs,
wenn er nicht mehr anders kann als sich zu setzen:
greise Hinfälligkeit, die aus der Erschöpfung eines Körpers
rührt, der sich bis an die denkbare Grenze erfüllt hat; den Rosen
gleich, die hier noch immer blühen wollen, doch nicht
können. – Ob sie es wissen? tragen noch immer, im Garten,
Köpfchen hoch und Blätter; nur knistert schon innen eine
taube Starre und friert sie. Und sie vergessen den Fluß selbst,
der sie ebenso vergißt, weil er schon ein andrer
ist. Und sie, wie ich, schaun sterbend, nicht ihm nach mehr.
Das wäre m e i n e Zeit für Geist. Das wollte ich erschöpfen
auch noch. Es nimmt nun das Leben aber vielleicht schon morgen
mich im Strömen aus der Welt, dem guten, wandelnd sie
und erneuernd. Beide streichende Hände leeren
von mir den Tisch dann. Unmerklich, so plötzlich, fällt ein Vorhang
hoch überm Blick, so schnell, bis unter ihn hinab dann
ganz entlang die Weite, die jetzt noch, gefüllt vom Fenster,
blaß das Abendglühen sich ins pastellne Bunt von
Strohblumen taucht, dem spröden, wehen Schmuck der alten
Fraun, von denen uns nur noch Märchen erzählen, die Heime
uns barmherzig verschweigend, in die sie mannlos verloren
gehn, und die Greise harren dort ohne Fraun, die sie liebten;
glosend, entkokelnd geht aller ihr Dasein dahin mit ihnen,
bis sie ihre Töchter selbst und nicht mehr die Söhne erkennen,
ach! und diese erkennen nicht wirklich mehr ihre Eltern.

>>>> BE 37
BE 35 <<<<

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .