B.L.’s 28.2. – Prometheus

17.26
Heute nachmittag habe ich den Turmfalken bewundert (glaube jedenfalls, daß es ein solcher ist: jedenfalls ein kleinerer Raubvögel, nicht so wie die Riesenhabichte in der Hei…, in der Hei… das Wort mag sich nicht vervollständigen, ich sah auch schon zwei davon gemeinsam jagen, und einen, den ein Schwarm Krähen verfolgte, deren Zahl aber immer kleiner wurde, je höher er, der Falke, flog, bis er nur noch ein einsamer Punkt war), der gegen den heftigen und feuchten Westwind heftig mit den Flügeln schlagend seine Position zu behaupten suchte. – Mein Körper scheint übrigens irgendwas gegen mich zu haben. Er protestiert. Er erinnert mich schon seit dem späten Vormittag an den Sitz der Leber. Oder glaubt er, ich hätte was gegen ihn? Möglicherweise hat er sogar recht. Ihm obliegt sowieso nur das Unangenehme: Er muß sich kleiden mit immer denselben Sachen, er muß etwas in sich hineinstopfen lassen, er muß es verdauen, er muß schlucken und inhalieren, was ich ihm zuführe. Was ihm an Menschen begegnet, will eh’ nur reden. Also geht’s ihn nichts an. Nein, ich darf nicht mehr allzu lange auf den Kick warten. Auf den Tritt in den Hintern, den ich mir geben muß. Sonst wird das Leben selbst zur Laus auf der Leber. Und dann? Hi Daddy, hattest du nicht Leberzirrhose? Ich weiß! Das muß diese meine Ohnmächtigkeit sein, die mich fesselt, und darum bekommt der Mythos des Prometheus für mich eine ganz andere Bedeutung. Worauf hackte denn der Adler täglich herum? Auf der Leber! Weil er dem Menschen das Feuer gebracht (vgl. die jüngsten Tagebucheintragungen)… Ich sage ja, ohne Connections kommt man im Leben nicht weiter! Drum darf ich mich mit Fug einen Prometheus meiner selbst nennen, den mein Über-Ich Zeus fürchterlich straft.

No change, no pause, no hope! Yet I endure.
SHELLEY, Prometheus Unbound, Act I

P.S. Zum GOETHEschen Prometheus hoffe ich dann nach meinem Tritt in meinen Hintern zu werden.

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