7.09 Uhr:
[Arbeitswohnung. Birkenkötter, Solo für Cello (1986).]
„Ist der Mai sehr kalt und naß, füllt’s dem Bauern Scheun‘ und Faß“, dachte ich gerade, als ich hinaussah, gefolgt erst von einem „Na ja, kalt war der Mai bislang ja nun nicht, naß auch nicht“, dann sofort „Das ist doch imgrunde egal, oder? Gehen wir nicht längst zu Gewächshäusern über?“, wovon, daß das (noch) nicht stimmt, mir auf dem Fuß folgte; aber das Gewächshaus hielt: Biomöhren, etwa, die k a n n man doch nur in Gewächshäusern wachsen lassen, wenn man einkalkuliert, daß die höchste europäische Kadmiumbelastung ausgerechnet in Norwegen auftritt, das nun nicht gerade d a s Industrieland ist: die Schadstoffe treiben im Kreislauf. Also >>>> s o viel an öffentlichem Interesse ist dann halt d o c h in mir. Zu spät aufgestanden, abermals (oh je, halb sieben), konnte ich mich dieses öffentlichen Interesses nicht erwehren, ich war viel zu müde dazu und stocherte in der Musiksammlung, was hörst du heute früh? hörst überhaupt was? Denn ich will ja lesen, jaja, ANDERSWELT geht wieder los, dazu muß ich mir die Vorbücher vergegenwärtigen, womit sofort ein Entscheidungsproblem ansteht: Les ich die Bücher oder in der Datei? und korrigiere dann gleich auf eine Ausgabe Zweiter Hand hin? von THETIS, von B.A., die ja ansteht, weil ARGO allein für sich nicht recht verständlich ist, sondern als dritter Teil des Triptychons die beiden anderen Tableaux einfach braucht.
Dazu eine warnende Mail UFs gestern:(…) du kannst nicht die dschungel-leser in den 3. teil schubsen, ohne sie auf den anfang vorzubereiten. dann kapiert keiner was, und dieses nichtkapieren kriegst du wieder um die ohren gehauen. und: ich würde kein gesamt-pdf machen: ist zu dick, verleitet nur zum scrollen, und ausdrucken tut es keiner: immer schön in kleinen häppchen. und nie das ganze auf einen schlag. soviel kontrolle solltest du dir gestatten. und vielleicht gibt es ja ein system: wer 5 kapitel band 1 geholt hat, kriegt eins von band 3. oder sowas. irgendne inszenierung… Das sind dann aber alles wieder eigentliche Marktfragen. Auf das gesehen, was mich künstlerisch interessiert, müßte ich eigentlich v o r ARGO auch THETIS und B.A. übers Netz zugänglich machen. Das käme einer Fassung Zweiter Hand entgegen. Daran, eine Gesamt-pdf zu erstellen, hab ich übrigens eh nie gedacht, sondern tatsächlich kapitelweise pdfs. NUR: ARGO zerschlägt ja die konservative Kapitelstruktur völlig, die Kapitel enden oft mitten in einem Satz, bzw. fangen mitten im Vorsatz a n, lauter so anti-reguliertes Zeug; außerdem schrieb ich ja schon, daß ich wegen der Formatierungen nicht immer über html denken will und das, wenn’s um Komplizierteres geht, fachlich auch gar nicht kann. Was tun? sprach Zeus und fickte seine Köchin. Die „Realisten“ unter meinen Kollegen haben’s leicht, sach ich Ihnen. Die haben aber auch keine Köchin, mit der sich’s lohnt. So gleicht sich in der Welt alles aus. Es gab zwei handdicke, frische Kabeljauscheiben gestern abend zu essen, ich hatte sie nach dem Cellounterricht aus >>>> Mitte Meer besorgt, in Butter angedünstet, mit Fischfond aufgefüllt, köcheln lassen, einige Gewürze hinein, wichtig waren >>>> die Lorbeerblätter von Stromboli, dazu Pfefferkörner, eine Prise guten Currys und Garam Masala, Milch dazugießen, erst köcheln, schnell aber nur noch gaziehen lassen; die am Döllnsee vom Spargelessen übriggebliebenen, bereits gekochten Kartoffeln kleinschneiden und mit in den Sud geben, sie nehmen dann den Geschmack der Sauce an und binden sie zugleich; vorher aber noch einen Tuck Weißwein in die hinein. Ich aß alles auf, vor dem schweren großen Holzbrett, das mir C. einmal geschenkt hat, im Stehen, wie immer, wenn ich alleine esse. Für heute abend – ich wußte noch nicht, daß mein Bub hiersein wird – besorgte ich Calamari-Tuben, die ich längsschneiden, in Olivenöl und Knoblauch kurz anbraten, dann in einem Fonds aus Tomaten und Tintenfisch-Tinte, die ich noch hierhabe (>>>> parallalie, besorgst Du mir gelegentlich ein paar neue Tütchen?), garen werde. Wird dann für zwei Tage reichen, mindestens: ein K i l o Kopffuß hab ich. Dazu entweder Ciabatta oder Spaghetti, diese heute, jenes morgen. Imgrunde könnte ich fast ausschließlich von Fisch und Meeresfrüchten leben; Do hat mich immer „Otter“ genannt, u.a. deshalb. Kluges Indianervolk: läßt mich horoskopisch Fischotter sein, wahrscheinlich a u c h deshalb. Das las ich lange nicht mehr: >>>> association urbanetique, bin sofort an meine Schallplattensammlung, wurde aber anfangs nicht fündig, obwohl mir die association sofort ein Begriff war, an dem Klänge hingen; was soll ich ppa jetzt antworten? Zu antworten wäre, worüber ich gestern nacht mit dem Profi sprach: es geht um Heimat und offenbar eben n i c h t um Musikästhetik. Es geht um ein Lebensgefühl als Heimat, das ich nicht teile und nie werde teilen können, wie umgekehrt die Menschen meines nicht werden teilen können; es geht um Einsamkeit und Gruppe; es geht auch um die Sprache, um den Mord an den Müttern, in m e i n e r metaphorischen Terminologie. Komisch, ausgerechnet ich Sexist fand einen Zugang zu meiner Generation oder den folgenden Generationen über feministische Theorien der USA-Westküsten-Intellektuellen. Weil ich vorher so viel Matriarchats-Mythologie „getrieben“ hatte, WOLPERTINGER-Zeit (und so).
Ich verquassel mich gerade, Blogs haben was Selbstgesprächiges – >>>> derart schöne Dialoge wie dieser zwischen HölderLine und ppa sind eher selten. Als erstes geh ich jetzt mal weiter an >>>> das virtuelle Seminar.
so öffentlich drum gebeten, bedarf’s allerdings keiner extratinte: ich werde versuchen, dran zu denken, es zu vergessen… 😉 wohin, in die duncker?
Dank Dir. Das ist klasse.
(Die Heftchen halten sich lange, J a h r e länger, als das Verfalldatum will. Ich war mutig, und habe vorhin mit dem vorletzten, das Du mir besorgt hast, einen Sugo bereitet. Manchmal reit ich selbst Tiger aus Fischgift. Lacht.)
bissel japanisch, dieser leichtsinn… und wenn japaner lachen, dann ist pearl harbour nicht weit. unverzeihlich, gestern nicht dem „ei fu“ gedacht zu haben. fällt mir gerade ein. manzonis gedicht über den tod napoleons, das goethe gar übersetzte. er hatte aber wohl einen grund für dieses „gar“. so fischgifte. in der literatur. die man nach fast 200 jahren immer noch liest.