Arbeitsjournal. Donnerstag, der 14. Mai 2009. Mannheim und Berlin.

6.67 Uhr:
[Küche bei Kühlmanns. Bedeckt; als hätte es regnen wollen gestern und hat es doch nur zum Nieseln gebracht.]
Es war eine s e h r schöne Lesung gestern, auch wenn montgelas monierte – o h n e Hundertwasserkäppchen, das er nur nach- und vorher trug -, Lyriklesungen von mehr als 25 Minuten Dauer würden nicht (mehr) verstanden. „Verstanden S i e es denn?“ fragte ich. „Ich schon“, sagte er.
Sehr viele Leute waren außer „meinen“ Studenten auch nicht da; aber ein Zeichen, wie „verstanden“ wird, ist immer, grundsätzlich, der Buchverkauf, zumal bei studentischem Publikum, dessen Tasche eng ist. So bin ich zufrieden. Von >>>> dielmann waren tatsächlich >>>> ENGEL mit Umschlag da, dafür waren die >>>> AEOLIAs nicht angekommen: ich werde gleich per Mail nachhaken, an wem das lag. Trotzdem gingen zwei Exemplare auf Bestellung weg; möglicherweise wären es anders dreivier mehr geworden. Das edelst aufgemachte und hergestellte Kunst-Buch ist zwar, o h n e Autographen und Handzeichnung, mit 50 Euro viel zu billig, dennoch ist das ja ein Betrag.
Aber das ist die sozusagen „verkäufer“ische Seite.
Die mich eigentlich beglückende geht auf etwas anderes. Immer wieder in der letzten Zeit, las ich Stolterfoht oder Filips oder Scho oder Röhnert, und immer wieder auch wegen der Auseinandersetzungen/Diskussionen hier in Der Dschungel, geriet ich innerlich ins Schwanken: Ist das wirklich gut, was du da machst? Darf man das? Usw. Gestern abend, beim Vortrag, in der Wirkung, aber auch der Selbstwirkung vieler meiner Gedichte wurde mir klar: Selbstverständlich darf man das. Es ist zwar schreiend konservativ, es fragt wieder nach Sinn und Gesamtzusammenhang von Leben und setzt ihn, es ist nicht nüchtern, ja weigert sich, nüchtern zu sein, es geht auf die Grundthemen, immer, mich interessiert eigentlich gar nichts anderes als Geburt, Alter, Tod, Liebe, Schmerz, Lust usw. – das alles zugestanden, ja, aber es stimmt poetisch so. Ich spürte selber, beim Vortrag, Glück. Zu der auch Trauer gehört. Was dann besonders „funktionierte“, was wie ein Film plastisch wurde nur über die Verschränkung der lyrischen Grundformen, war das Epische und Wellenhafte der AEOLIA; ich hätte das ganze Stück vortragen mögen und möchte das auch einmal ganz vortragen. Der Nachteil dabei ist immer – und sowieso immer, wenn ich lese, auch bei Prosa -, daß schnell gesagt wird, so auch gestern: „das muß man hören, es wirkt erst wirklich, wenn Sie es vorlesen“, ich rezitiere ja, ich lese nicht nur vor, „dann wird es wie Musik“. Es i s t ja Musik, soll Musik s e i n. Ich w i l l ja dieses sinnliche Schwingen, die Körperhaftigkeit, den Griff ans Herz und zwischen die Beine; der Geist interessiert mich ja kaum, auch nicht in der Prosa, er ist so billig zu haben. Geist bekommt man, wenn man will und lernt, er wird dann Bildung, das ist eine reine Arbeitsfrage. Küsse aber bekommt man geschenkt, man kann sie sich nicht verdienen, sie sind wie die natürliche Schönheit, die man sich auch nicht erarbeiten kann.
Dann saßen wir noch einiges beim Betongriechen, der mich immer Herr Professor Doktor Doktor nennt, woraufhin ich, weil K. von Reich-Ranickis vergeblichem Bestreben erzählte, den Ehrendoktor der Uni Heidelberg zu bekommen („Was will er denn damit? Er h a t doch schon sieben!“)… also woraufhin ich ein wenig süffisant bemerkte, das wäre doch mal was für m i c h… Momenthaft stockte er, ein bißchen nicht-unböse, löste das aber gleich in grummelndes Insichhineinlachen auf. Ich kippte den zweiten Ouzo, das dritte Bier, mein Bauch schwoll vom Gyros, weil ich auch noch v o r dem Seminar im Knösel die Riesenschnitte einer unerträglich fetten Buttercremenußtorte in mich reingestopft hatte; ich hatte ja zudem kurz vorher in Frankfurtmain, bei dem sehr schönen Treffen mit Do, zwei Handkäs mit Musik in mich reingemampft. Eigentlich müßte ich mal wieder laufen. Do bemerkte in einer seltsam bösen Trauer, daß die Wechseljahre begännen; sie reagiere mit Depressionen, die bis zu zweieinhalb Wochen anhielten, dann seien sie plötzlich weg, wie wenn jemand einen Schalter umlege; was deutlich auf hormonelle Gründe weist. Ich saß ihr gegenüber, ihr sehr altgewordener, schmalgewordener, gebeugte Vater saß dabei, still wie seit je, lächelnd, und ich dachte: Eltern sehen bei Töchtern die Blüte und das Verblühen mit an. Und dachte und sagte es auch: welch eine Ungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen das Klimakterium sei. Das läuft auf die „Geschenke“-Seite, wie Schönheit. Ich dachte an die junge Frau, als ich ihr erstmals begegnet war, Raum 309, Philosophikum Frankfurtmain, 26. April 1982, da war Do 22 gewesen; ich war hinter ihr hergewühlt, das Seminar war irre voll gewesen, Axel Rucker, der gestorbene, der, der zweidrei Wochen nach seinem Tod unbemerkt in seiner Wohnung gelegen hat und sich, als man ihn fand, schon zersetzte, Axel Rucker war dabeigewesen, wir hatten im Seminar – unvorstellbar heute – Cigarillos aus Jugendstil-Cigarillospitzen geraucht….. war also, ich, hinter ihr hergewühlt, hatte sie an der Treppe erwischt, ihr eine Hand auf die Schulter gelegt, sie hatte sich herumgedreht, und ich fragte: „Ich würde dich gerne kennenlernen. Geht das?“ Jetzt hatte ihr Vater Geburtstag, 82, in seiner vielen Freizeit löst er Differentialgleichungen; „ich will mathematische Sätze widerlegen“, erzählte er leise, leise, und lächelte spöttisch über sich selbst. „Du hast ein sehr aktives Leben“, sagte er, als wir uns verabschiedeten. All das sind Szenen, die sich in einen einbrennen, wie ein Tattoo in die Hirnrinde, und die irgendwo wieder auftauchen oder auftauchen werden in Texten – wenn man nicht mehr daran denkt. Und wie man plötzlich Zeit fühlt, Geschichte fühlt, meine Güte, diese Achtziger, die selbst schon F o l g e von Geschichte waren und so so weit zurückliegen jetzt.
Kühlmann nimmt meine >>>> Idee des Netz-Romanes mit sehr viel Skepsis auf; E. benannte die Idee, daß ich ausgerechnet **** als Sponsor, nein, nicht als Sponsor, sondern als Träger für das Projekt gewinnen will (ich sollte ihn nicht öffentlich nennen, aus strategischen, nein, einfach nur aus Gründen der Klugheit), so: „Da schwingt der Teufelspakt im Raum, das ist dir bewußt?“ Er sagte es deutlicher: „Höfgen“, sagte er. Mir pfiff was in den Ohren, es warnte und es lockte. Auf Leverkühns Sessel sitzt er, und Leverkühn braucht Decken für die frierenden Knie. Ich brauchte dieses Buttercremedings. Das im übrigen widerlich schmeckte. Geschmacksnerv zu und rin!

Sehr viel, schon >>>> im Knösel, wurde über Die Dschungel gesprochen. * sagte: „Sie ahnen nicht, was Die Dschungel mit mir alles angestellt haben, wie w e i t das geht!“ Ich reizte Montgelas, etwas Bestimmtes zu tun. Wir werden sehen.

8 Uhr:
>>>> D a s, Findeiss, ist eine g r a n d i o s e Idee! (Es waren „einst“ z w e i Gedichte).

10.45 Uhr:
[ICE Mannheim-Berlin.]

Mannheim-Seckenheim.
Darum her aber geilstes, wucherndstes Grün.

Immer wieder höre ich von Kollegen, gestern auch wieder von E., daß sie das, was von ihnen bereits erschienen sei, nicht mehr interessiere. Es interessiere sie nur das jeweils Neue, an dem sie jetzt arbeiteten. Mir geht es da v ö l l i g anders. Jedes meiner Bücher ist für mich nach wie vor d a und Quelle sowohl meines Ärgers oder meiner Scham, wenn etwas mißlang, aber auch meiner Lust, meines Glücks, wenn ich merke, es ist gut, es ist richtig; gleichzeitig habe ich bei allen Büchern, allen Texten, auch denen von vor Jahren, ein Bedürfnis, noch einmal daranzugehen, noch einmal hier zu ändern, dort zu ändern, etwas nur umzustellen oder neu – „richtiger“ – zu formulieren; imgrunde möchte ich jedes dieser Bücher immer wieder auf den jetzigen Stand meines poetischen Vermögens bringen; manche Text möchte ich ganz herausnehmen, wegstreichen, wegwerfen, andere möchte ich ausbauen, weiterführen usw. Kurz, ich erlebe meine Arbeit und ihre bereits veröffentlichten Teile als einen nach wie vor lebenden Organismus, dem man, darbt er, zu esse und zu trinken, ja dem man Ratschläge geben möchte, falls etwas sehr schieflief; es ist wie bei Kindern, an deren Wohlergehen den Eltern gelegen ist.

16.39 Uhr:
[Arbeitswohnung. Salvatore Sciarrino, terrible et effrayante histoire.]
Zurück mit leichter Verspätung, die mich noch einmal quer durch Berlin surfen ließ. Mein Schreibtisch empfing mich derart flutend vor blühender Weiblichkeit:Schnell dann den latte macchiato aufgesetzt, den ich nun schlürfe, und zwei Briefe fertiggemacht, die dann gleich zum Briefkasten getragen. Erledigt. Nun höre ich >>>> Sciarrino, führe mein Arbeitsjournal und sinne darüber nach, was Leute wie >>>> Gloria dazu bringen mag, meine „Bedeutungslosigkeit“ zu konstatieren, aggressiv zu konstatieren, klar; das kommt wohl wieder aus dem >>>> Hacks-Kreis, auf den sich das Madame’chen auch immerhin bezieht. Was wird die Leute das wurmen, wenn hier in Der Dschungel bald Originaltexte von Hacks veröffentlicht werden, die noch nirgendwo sonst veröffentlicht wurden. Dabei war das Weibchen bei meinen Bemerkungen zu den Wechseljahren doch gar nicht gemeint. Wittert es wohl eine Konkurrenz zu Hacks, die es in vorgaloppierender Kratzfüßerei von seinem Grab scharren möchte? An dem ich doch überhaupt nie stand? Ich habe bis heute von dem Mann nicht mal was gelesen, ich kann mich nur wiederholen, ich gebe es zu, es ist so vieles andere zu lesen; sowieso, w e n n, dann möchte ich endlich alles von >>>> Karl Mickel lesen, der einmal einen enorm tiefen Eindruck auf mich gemacht hat. Ansonsten fand ich DDR-Literatur ja, mit Ausnahme Aragons, immer leicht… hm, mir fällt das Wort nicht ein; und Aragon is’ ja nu’ kein DDR-Autor, isses nie nich’ gewesen. Also Gloria, Gloria, es gibt da ein Heller-Lied, irgendwas mit Niedertracht und Ähren, die man(n) mäht…
Was mich n o c h freute: Ich komme heim und stell fest, daß mein Bub gestern hiergewesen ist, um ganz für sich Cello zu üben. Sowas macht einen stolz. Er hat nur vergessen, die Arbeitswohnungstür abzuschließen und auch die wundervolle American-Beauty-Beleuchtung im Kloverließ’chen nicht ausgeknipst. So lief der Film nun allein vor sich hin.

Bis mein Bub hiersein wird, schreib ich noch weitere Briefe… na gut: „mails“, aber ich fasse Mails ja als Briefe a u f. Fast immer. Und formuliere sie auch so. Fast immer.

5 thoughts on “Arbeitsjournal. Donnerstag, der 14. Mai 2009. Mannheim und Berlin.

  1. handkes mit musik kann ich mir beinahe nicht vorstellen.

    “Kurz, ich erlebe meine Arbeit und ihre bereits veröffentlichten Teile als einen nach wie vor lebenden Organismus, dem man, darbt er, zu esse und zu trinken, ja dem man Ratschläge geben möchte, falls etwas sehr schieflief”

    steht das manchmal nicht dazu im widerspruch:

    “Die mich eigentlich beglückende geht auf etwas anderes. Immer wieder in der letzten Zeit, las ich Stolterfoht oder Filips oder Scho oder Röhnert, und immer wieder auch wegen der Auseinandersetzungen/Diskussionen hier in Der Dschungel, geriet ich innerlich ins Schwanken: Ist das wirklich gut, was du da machst? Darf man das? Usw. Gestern abend, beim Vortrag, in der Wirkung, aber auch der Selbstwirkung vieler meiner Gedichte wurde mir klar: Selbstverständlich darf man das. Es ist zwar schreiend konservativ, es fragt wieder nach Sinn und Gesamtzusammenhang von Leben und setzt ihn, es ist nicht nüchtern, ja weigert sich, nüchtern zu sein, es geht auf die Grundthemen, immer, mich interessiert eigentlich gar nichts anderes als Geburt, Alter, Tod, Liebe, Schmerz, Lust usw. – das alles zugestanden, ja, aber es stimmt poetisch so.”

    und goetz, s. 156: “Mittwoch: mit Notwehrdichtung sparsam sein sollen.”

    abgesehen davon, dass mich auch gar nichts anderes interessiert, interessiert mich aber schon, ob das ‘schreiend konservative’ oder ‘notwehrdichtung’ in irgendeiner weise eindrücke in gedanken umzuwandeln versteht, und was für gedanken das dann sind, ob sie im stande sind, eine kontinuität von gespräch aufzunehmen oder zu initiieren und weiterzutragen. wie ein revolutionärer staffellauf: http://www.gerdconradt.de/videofilme/v04_rotefahne.htm
    und dann dieses plötzliche wehen von verwandelter geschichte in gegenwärtige erkenntnis und, “wie die Unabhängigkeit des freien Schreibens seine (des autors, anm. diadorim) soziale Kontaktfähigkeit praktisch vernichtet” schreibt goetz. und wie man sich als autor, der das auf sich zukommen sieht, wirklich davor fürchtet, ja fürchten muss, und wie ich jetzt durch goetz den x besser verstehe, der sich davor fürchtet, sich wieder davor fürchten zu müssen, denke ich da, und dass er darum nicht zurück zur kontaktfähigkeit will, vielleicht, wenngleich ich denke, dass es ein zustand der petrifizierung ist, man darf sich nicht zum leitfossil machen, man muss eigentlich ständig in diese furcht zurück, und ich finde, das gelingt goetz mit der klage weitgehend, obwohl ich mich hier jetzt immer schändlich fühle, dass ich meine, ich hätte was durch goetz und mit ihm verstanden. entschuldigung.

    1. @ diadorim (noch aus dem Zug). Entschuldigen Sie sich nicht immer; es gibt keinen Grund.

      „steht das manchmal nicht dazu im widerspruch“.

      Ja, ein wenig, aber auch wieder nicht. Hier muß ich antworten, was Sie oft schreiben: es kommt „darauf“ an: Allerdings weiß ich nicht, was „Notwehrdichtung“ sein soll? Der Wozzeck? Oder eine Dichtung wir Kafkas? Oder irgend eine Form von Verarbeitung/Bearbeitung/Übertragung von etwas, das einen schmerzt und beschäftigt. Vielleicht ist es ganz umgekehrt richtig: mit allem vorsichtig sein, daß n i c h t „Notwehrdichtung“ wäre?

      „ob sie im stande sind, eine kontinuität von gespräch aufzunehmen oder zu initiieren“

      Das ist doch unabhängig von denen, m i t denen gesprochen wird oder die mit einem sprechen wollen, wieder nicht zu bestimmen. Manchmal gibt es Gespräche, die erst lange Zeit, nachdem ein Autor tot ist, mit ihm aufgenommen werden… also mit seinen Arbeiten. Oder?

      “wie die Unabhängigkeit des freien Schreibens seine (des autors, anm. diadorim) soziale Kontaktfähigkeit praktisch vernichtet” schreibt goetz.“

      Damit kann ich überhaupt nichts anfangen; ich habe es nie erlebt, daß die Unabhängigkeit meines freien Schreibens meine soziale Kontaktfähigkeit vernichtet hätte. Allerdings hat mich soziale Kontaktfähigkeit schon deshalb nie interessiert, weil ich immer, mein ganzes Leben lang, neben den vielen, s e h r vielen Gegner, ja Feinden, auch von engen, helfenden Freunden umgeben war. Ich kann auch nichts mit „Unabhängigkeit des freien Schreibens“ anfangen; was soll denn eine „Abhängigkeit des freien Schreibens“ sein oder und „Unabhängigkeit des unfreien Schreibens“? Wenn das ein Goetzzitat gewesen sein sollte, so finde ich, daß das eigentlich nix tut als Wortgeklingel zu produzieren.
      Im übrigen habe ich mich n i e vor dem Alleinsein gefürchtet, ich habe mich eher vor der Sozialität gefürchtet und fürchte sie imgrunde noch jetzt. Alles, was aus mehr als fünfsechs Menschen aufeinander besteht, bereitet mir Unbehagen.

    2. mit ‘notwehrdichtung sparsam sein’, damit ermahnt goetz sich wohl eher selbst. die notwehrdichtung, die sie anführen, ja, die ist notwendigkeitsdichtung aus notwehr. absolut. ja, es kommt halt immer und immer darauf an. ja.

      soziale kontaktunfähigkeit:
      goetz moderiert das wie folgt, nicht ganz unironisch, ab:
      “Zerstört, ruiniert, vernichtet: das alles also, wie man sieht an Grass und Walser, kommt auf einen zu als Autor, sagte ich. Und Maxim Biller sang dazu sein Lied I LOVE MY LEID.”

      muss ich jetzt tatsächlich auch noch biller lesen, ‘und denke: ungern’. (um mal m zu zitieren und nicht immer goetz).

      ich kann damit sehr viel anfangen, weil es vielleicht sogar mehr als ein notwendiges übel ist, das sich bei menschen, deren arbeit mir einleuchtet, durchgehend einstellt, leider.
      es ist vielleicht aber auch ein tick von mir, ein erkenntnisleitender selbstschutz, der mir sagt, lass dir bloss nicht einfallen, zu leuten auf irgendwelchen raketenstationen oder hermetisch abgeriegelten lehrstühlen, kontakt aufzunehmen, der irgendwie ins soziale reichen soll, das geht schief. und, ja, es ist so, das geht schief. bei mir zumindest.
      austausch kann nur auf den plateaus der 1000 falschen zeilen richtig erfolgen mit diesen. wenngleich mich dabei natürlich auch mein widerspruchsgeist treibt, und ich ja den mangel an abgeriegeltheit solcher hermetik allüberall entdecke, diese firewall ist natürlich eine sehr genialische projektiv erstellte wand vom künstler, die ein goetz, und nicht nur der, selbst ständig durchstößt. klar. und recht eigentlich bin ich ja sehr froh, dass sie da widersprochen haben. ja, genau. aber beim nächsten mal finde ich es doch wieder nur toll, wenn goetz oder x den einsam scheuen wolf auf erkenntnissuche aufpolieren, der glänzt schon nicht schlecht. in echt sind wölfe natürlich sehr aufs soziale angewiesen, selbst, wenn sie zum alphateam zählen, was ja klage nicht verheimlicht.
      hm, es flippt ständig, ich denke, ja, er hat so recht, und doch auch, wäre aber blöd, wenns so und nur so wäre oder sein müsste.

      und, ach ja, die wechseljahre, männer müssen aber auch sterben, meistens sogar eher. und männer werden mit den jahren zeugungsunfähiger, weniger libidogesteuert auch, einige. ich glaub gar nicht, dass natur so ungerecht verteilt wurde, vielleicht haben sie viel glück gehabt dabei, aber sie sind ja auch noch nicht so alt.
      irgendwo las ich auch mal, dass divergenzen der geschlechter untereinander häufig kleiner sind, als die divergenzen eines geschlechts unterschiedlich kultureller zugehörigkeiten zueinander.

    3. @ diadorim (ff) muss ich jetzt tatsächlich auch noch biller lesen, ‘und denke: ungern’. (um mal m zu zitieren und nicht immer goetz).

      Ich hab v on ihm auch mal ganz gute Sachen gelesen. Er ist klug, aber sein Realismus nervt mich. Außerdem bin ich da persönlich, wegen der Prozesse – „meiner“ folgte seinem immer so um ein halbes Jahr, und dann bezogen sich die Richter immer auf die Urteile über s e i n Buch; sowas nervt evenfalls -, also m i c h dürfen Sie da n i c h t fragen. Aber ich schätze die Leidenschaftlichkeit, mit der er seine Thesen verfolgt und für sie kämpft. Das gefällt mir auch an Goetz. Bei aller Differenz.

      in echt sind wölfe natürlich sehr aufs soziale angewiesen, selbst, wenn sie zum alphateam zählen, was ja klage nicht verheimlicht.

      Das ist wahr, man kommt nicht drumrum, immer die andere Seite der Medaille zu sein oder doch zu, sagen wir, n-dimensionalen Medaillen irgendwie kompatibel.

      und, ach ja, die wechseljahre, männer müssen aber auch sterben

      Das stimmt.

      , meistens sogar eher

      Das stimmt ganz besonders. Mir ist allerdings auch unklar, weshalb sie ihre Körper oft so verschludern. Die Zahl der 30jährigen mit Rückenschaden ist Legion. Müßte nicht sein. Bequemlichkeit macht fett. Müßte auch nicht sein: weniger Bequemlichkeit, mehr „Kampf (nicht Krieg“, um einen schönen Titel von Ernst Bloch zu nehmen).

      und männer werden mit den jahren zeugungsunfähiger, weniger libidogesteuert auch, einige.

      Ja. Einige.

      dass divergenzen der geschlechter untereinander häufig kleiner sind, als die divergenzen eines geschlechts unterschiedlich kultureller zugehörigkeiten zueinander

      Ja, las ich auch. Vielleicht denselben Aufsatz. Aber wir entscheiden, letztlich, aus unseren eigenen Erfahrungswelten. Es gibt enorm viele Männer, denen Eros nicht entfernt so lebenswichtig ist wie mir. Die sind sehr zufrieden (meistens), wenn sie ihre Mama wiederbekommen – in einer anderen Frau. Nein, ich habe keine gute Meinung von meinem Geschlecht. Deshalb empfinde ich, was ich „ungerecht“ nannte, als so ungerecht.

      [Übrigens: Handkäs zu Handkes – wollt’ ich vorhin schon schreiben: im Zweifel für den Einfall. Und habe so gelacht. Ja!]

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