Arbeitsjournal. Montag, der 18. Mai 2009. Mit Peter Hacks in den Zeiten des Blogkriegs.

5.56 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Latte Macchiato, Morgenzigarette. Ich hasse es. Ich hasse es, zu etwas genötigt zu werden. Doch seit >>>> dieser und davor schon >>>> jener Auseinandersetzung hat die Trollerei, >>>> namentlich HölderLines ein Ausmaß angenommen, daß ich vorübergehend mit der für Die Dschungel so wichtigen Möglichkeit, unter Anonymen kommentieren zu können, scharf restriktiv umgehen und eben auch Kommentare löschen muß. Schon deshalb, weil jemand oder mehrere gestern abend damit begonnen hat/haben, unter den anonymen Nicks anderer Teilnehmer nicht spielerisch, sondern mit der deutlichen Absicht zu schaden Kommentare einzustellen; ich möchte mich zum Beispiel >>>> bei Herrn Bessmann dafür entschuldigen: auch s e i n Nick war betroffen, und einige mehr w i r d es noch betreffen, ich bin mir sicher. Für Sie, die bei alledem zuschauen und den Kopf schütteln, wenn Sie mir nicht gar, wie >>>> Gregor Keuschnig, die Leserfreundschaft, bzw. sympathisierende Begleitung kündigen – zudem löschte er gestern einige seiner Kommentare – – – mögen die Vorgänge sagen wir kindlich-affig wirken oder, je nach Temperament, hysterisch, bzw. einfach nur unnötig zeitraubend – -: tatsächlich handelt es sich um eine jener Angriffswellen gegen Die Dschungel, wie sie hier in etwa jährlichen Abständen seit ihrem Bestehen immer wieder losgebrandet sind. Am besten, Sie betrachten das als den Einschub eines Kriminalroman-, meinethalben Landserromankapitels, man könnte „Kriegsfilm“ sagen, betrachten es als aggressives Pasticcio, wie auch immer, ganz nach Wahl; jetzt, da Die Dschungel in der Lage sind, >>>> bislang unveröffentlichte Briefe von Peter Hacks erstzuveröffentlichen, wird in gewissen Kreisen die Wut auf sie eher noch größer werden und sich das Getrolle vermutlich erst sammeln, um dann „mal richtig“ zuzuschlagen –
wie nun auch immer, ich werde löschen m ü s s e n, was jenseits von Stil und Höflichkeit einherkommt; man kann ja auch höflich kritisieren; so etwas bleibt dann, wie gewohnt, auch stehen. Nur gelten in Krimis realistische Gesetze, was bedeutet, daß ein HölderLine, der auf S. 76 definitiv erschossen worden ist, schlecht auf S. 115 wieder auftauchen kann – es sei denn, er fände einen Weg wie bei Godard und/oder Lynch. Den m u ß er aber erst mal finden, da ist surreale Plausibilität erfordert; ohne die nützt es ihm gar nichts, als HölderLine plötzlich Kreide zu fressen, oder als >>>> knotscher95, oder als >>>> Lebowski. Ich m u ß solche Beiträger, rein aus romankonstruktiven Gründen, nummehr löschen, ganz egal, was sie schreiben. Oder sie finden einen Weg, mich zu überzeugen, weshalb sie noch am Leben sind. Mir Zensur vorzuwerfen, ist ein solcher n i c h t, da es doch darum geht, ästhetisch glaubwürdig zu bleiben; abgesehen davon, beschreibt Zensur den restriktiven Umgang von Staatsorganen mit Schrift- und Kunstwerk, hingegen der private Verwalter eines resorts durchaus entscheiden d a r f, wer es betritt und wer nicht und sogar: in welchen Klamotten. Scheißt nun jemand permanent ins Foyer, ohne seine Haufen wenigstens selbst von dort zu entsorgen, bekommt er schließlich Geländeverbot oder wird, in Zeiten wie diesen, >>>> ins Kriegsgefangenenlager gesperrt, das man in diesen Zeiten b r a u c h t. Isso. Die Dschungel ist keine Gemeindeordnung. Zwar kann ich bekanntlich höchst feinsinnig sein und, sozusagen, die Flöte spielen wie Friedrich II von Preußen, gerüscht an den Manschetten und tolerant in der Gastgeberei; das hindert mich aber nicht daran, in Kriegs- und Krisenzeiten, die man mir aufgezwungen hat, beinhart zu werden. Man mag mit Keuschnig dagegen einwenden: hätte ich g l e i c h sorgsam hier mal gelöscht und dort, wäre es zu solchen erst gar nicht gekommen; allein, sie bereinigen auch, und zwar ums Mittelmaß; mich interessieren ja doch die Extreme, die Radikalsituationen und -menschen; mir ist’s fast lieber, sie sind „böse“ als allzu ausgeglichen-gut. Insofern, Jesus, lieb ich meine Feinde mit >>>> Loyola – und mehr als manchen „Freund“, der bei Krisen einknickt. Auf Feinde ist irgendwie immer Verlaß. Und wenn die Dschungelroder vertrieben sind, die Caterpillars und Bagger und Bohrer und Holzvernichtungsorganisatoren, wenn man sie aus Der Dschungel weggeschossen hat, um seinen Lebensraum und den aller Tiere zu schützen, wird auch wieder wilde Ordnung werden. Denn s o singt Die Dschungel:
Fat black ash by the altar-stone,
Here is the white-foot rain,
And the does bring forth in the fields unsown,
And none shall affright them again;
And the blind walls crumble, unknown, o’erthrown
And none shall inhabit again!

[Rudyard Kipling in >>>> DSCHUNGELBLÄTTER, Ventôse 1985.]
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[Philip Glass & Ravi Shankar, Passages.
Ist aber, hör ich gerade, ein ziemlicher Kitsch.]

Mein Junge ist nun fort, wir waren eben noch schnell Geld für seine Klassenfahrt holen: die letzte, die er mit der Grundschulgemeinschaft unternehmen wird. Es geht ihm gut heut früh; er war gestern offenbar einfach nur erschöpft von Trampolin & Sonne. Warmer Mairegen ist, sehr sehr angenehm, ein Croissant holte ich ihm noch, weil ich Kleingeld einwechseln mußte. Und nun geh ich an meine Arbeit.

8 thoughts on “Arbeitsjournal. Montag, der 18. Mai 2009. Mit Peter Hacks in den Zeiten des Blogkriegs.

  1. Im Krimi gelten realistische Gesetze? Nun, darüber ließe sich trefflich diskutieren. Allerdings ist es insgesamt, vorsichtig formuliert, unbefriedigend, wenn der einzige, der sich hier bislang die Mühe gemacht, eine schlüssige und erfahrungsgesättigte Theorie des Literarischen Bloggens zu entfalten, so mir nichts dir nichts über den Haufen geschossen wird. Möge er Trost finden bei Ihren “ordentlichen Engeln”.

    1. @Tavanic (anonym). “wenn der einzige, der sich hier bislang die Mühe gemacht” – Wer soll das sein? Und wenn es der ist, von dem ich annehme, daß Sie ihn meinen, dann wüßte ich gern, w o er sich diese Mühe gemacht hat. Von einem “mir nichts, dir nichts” kann man nun aber g a r nicht sprechen. Die Gründe sind bekannt; sollte er untot wiederkommen, nehme ich Hammer und Pfahl. Dann hat er für die Engel wirklich Zeit. Sofern d i e ihn wollen. Was auch nicht so ohne weitres gewiß ist.

    2. herbst genau so geht das, endlich haben sie das kapiert.
      man muss von der theorie weg zur praxis wenn eine theorie nicht haltbar ist.
      das hat ja auch nichts mit ihrer person zu tun – ich denke sie sind gestern bis zum äussersten ihrer leistungsfähigkeit gegangen und ich witterte ad missbrauch
      falsifikationen ihrerseits, welches durch das löschen jenes kommentars , auf welchen sich ihre staatsanwaltschaftliche klage hätte beziehen müssen im nachhinein nun nicht mehr verifizierbar wäre.
      es wäre nett sie würden jenen kommentar noch al zurückholen und wir überprüften gemeinsam in aller ruhe ob das wort missbrauch in jenem tatsächlich fiel.
      ansonsten fiktion – ja ihre theorie ist bislang fiktion – vielleicht findet sich ja doch eine stärkere persönlichkeit als sie, die ihre fiktion in konkretion und somit
      den beweis für die tauglichkeit dieser theorie zu erbringen weiss.
      mit sich entsolidarisiert habenden grüssen
      poppupserarsty

    3. @ppa. man muss von der theorie weg zur praxis wenn eine theorie nicht haltbar ist.Die Dschungel ist in der Praxis seit jeher drin, sie war nie draußen. Das i s t es ja, was Leute wie Sie so fuchst. Oder haben Sie eine Praxis vorzuweisen? Ich wäre sehr gespannt, sie mir anzuschauen. Man beginnt, und man schlußfolgert aus den Ergebnissen. So habe ich es mit meinen Romanen gehalten, deren fragmentierte Theorie erst nach fünfzehn erschienenen Büchern niederzuschreiben begonnen wurde, so habe ich es mit Der Dschungel gehalten. Und halte es weiter so.
      Auf die seltsame Frage nach einer stärkeren Persönlichkeit als der meinen (brauchen Sie einen Führer?), kann ich nur antworten: nun ja, S i e scheinen g a r keine zu haben: so ohne Gesicht, so ohne Namen.

    4. @ppa, HölderLine, virylant und ähnliche Konsorten. Stellen Sie sich einfach darauf ein, daß ich Ihre Kommentare heute lösche, wo, wie und weshalb es mir grad in den Sinn kommt. Wenn Sie einfach freiwillig wegblieben, blieben viele Blutbytes unvergossen; Sie müssen dazu nur aus Der Dschungel hinaus: vielleicht dorthin, wo’s luftiger und übersichtlicher ist, in die Prärie, sagen wir mal, meinethalben auch in die Pampa, in die Savanne – jedenfalls in Der Dschungel machen Kaa, Bagheera, ja der Vater Wolf – Sie wissen: Seonee- Wölfe – Jagd auf Sie. Ohne zu kosten freilich vom Wild: wir lassen es Tabaqui.

  2. Krieg – kommt das von “kriegen”? Dann haben Sie ja reichlich gekriegt.
    Dass Sie dieses Wort (und weitere arteverwandte) allerdings überhaupt anwenden finde ich völlig unangemessen. Auf jeden Fall sollten Sie jetzt mal runter kommen und sich wieder einpendeln aufs Wesentliche. Und vielleicht ziehen Sie mal die Grenze zwischen literarischem Weblog und persönlich/familiären Angelegenheiten etwas schärfer, das täte ALLEN und den Dschungeln gut.

    1. @virylant. Finden Sie das nicht auch lustig, wie plötzlich a l l e Krähen und Würmer die Köpfe heben und tun, als wären sie Adler und Schlange?
      Wissen Sie Virylant, Sie m ü s s e n hier nicht lesen, echt nicht. Niemand zwingt Sie. Sie dürfen Die Dschungel jederzeit verlassen, niemand mag Ihnen Leids antun. Denn ich werde sicher die von Ihnen dort und dort vermeinte Grenze n i c h t schärfer ziehen, ganz im Gegenteil, ich werde die Gebiete immer noch verstärkt ineinanderziehen. Dabei müssen Sie aber nicht Zeuge sein, nein, es gibt so viele hunderttausend andere Sites und auch Autoren und Dichterinnen und Musiker und was nicht alles n o c h, das Ihnen gut gefällt. Genießen Sie d a s und leiden nicht hier! Nutzen Sie’s! Vertun Sie nicht Ihre Zeit! Sie ist das wertvollste, das auch Sie, virylant, haben: I h r Wesentliches. Aber nicht meines und nicht das Der Dschungel. Also hopp, junger Mann, auf und davon!

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