Das Ungeheuer Muse (7). Orpheus & Eurydike. DIE ZWEITE PROBE: Mittwoch, der 27.1.2010. Direkt aus dem Konzerthaus Berlin.

>>>> Umbesetzung:
DIE PARTIE DER EURYDIKE WIRD NUNMEHR VON >>>> BRIGITTE PINTER GESUNGEN.






Arbeitsbemerkung zuvor:

Um bis zur >>>> Premiere am 5. Februar den Rhythmus Der Dschungel-Hauptseite einigermaßen zu erhalten, steht während der Křenek-Probenzeiten immer nur e i n, nämlich der jeweilige Probentag auf ihr; die je vorhergegangenen Probeaufzeichnungen sind über den untenstehenden Link zu erreichen und finden sich entweder im >>>> Arbeitsjournal oder in der >>>> Opernrubrik; dort kann man sie dann auch über die allgemeine Suche ansteuern.

6.37 Uhr:
[AUSSPIELEN VOM VORTAG:<% file name="Ausspielen-vom-Vortag" %>]

Ein Wort zuvor der Musiker. „Sieh Dir mal diese Noten an”, klagte der Bratschist Matthias Benker, der >>>> das Horenstein-Ensemble gegründet hat… und es geht nicht um die Dirigenten-Partitur, sondern um die ausgeschriebenen Notenhefte der einzelnen Stimmen, „das passiert immer wieder, wenn wir sie von der Universal Edition aus Wien…” „New York”, wirft Friedemann Ludwig ein, einer der beiden Solocellistin des Orchesters, „New York steht auf der Partitur”, „aber Wien”, sage ich, und Benker: „…. auch egal, aber aus diesen Noten kann man nur sehr schlecht lesen, die sind richtig alt,” „… wie für ein Schülerorchester”, klagt jemand Drittes, ich weiß nicht mehr, wer, und Benker: „jedenfalls kann man damit nur irre schwer arbeiten. Es wäre wirklich gut, wenn man so etwas a u c h einmal schreiben würde.” Getan. Bei unbekannten Stücken ist solch eine Materiallage ganz besonders heikel, denn es geht ja nicht nur darum, einem Publikum die Ohren für diese Musik zu öffnen (diese Art Musik, hätt ich jetzt fast geschrieben), sondern die Musiker selbst müssen gewonnen werden. Es ist immer Begeisterung, was künstlerisch trägt… Überzeugung, auch Glaube.
Jedenfalls habe ich den Musikern gestern nacht noch, weil während der >>>> Proben gestern so deutlich wurde, wie wenig sie von diesem Křenek-Orpheus wußten und (noch) wissen, das Libretto kopiert, das ich selbst bei der Vorbereitung zu meinem Gespräch mit Zagrosek >>>> vor bald einem Jahr aus dem Klavierauszug abgetippt hatte, weil es das Libretto sonst nirgendwo gibt; zwei Ausdrucke hab ich gemacht. Wer Interesse hat, wird sich davon sicherlich im Konzerthaus eigene Kopien fertigen können. Ich frag mich im übrigen auch, ob nicht sowas schon zur Arbeit eines Opernregisseurs sowieso gehören müßte: man inszeniert doch alles, nicht nur die Darsteller, die auf der Bühne zu sehen sind. Aber vielleicht ist das auch greenhornig gedacht und geht an den Realitäten vorbei – so, wie >>>> Karsten Wiegand offenbar angenommen hat, die Sänger sängen auswendig; ich hätte ganz dasselbe angenommen, eigentlich sogar vorausgesetzt. „Das ist gar nicht möglich in dieser kurzen Zeit, bei dem Etat”, erzählte Zagrosek noch gestern; also habe das eigentliche Konzept umgekrempelt werden müssen. Dennoch, die Musiker auf die Seite des Stückes zu bringen, ist unabdingbar, meine ich, denn das Orchester trägt die Seelenzustände der Figuren aus – das Unbewußte, um es s o zu sagen; die Protagonisten selber, als Opernfiguren, agieren. Musikalische Erkenntnis wird, wenn beides zusammenklingt: Erkenntnis kommt durchs Ohr des Hörers in sein Herz. Musikalische Erkenntnis meint dabei auch, was >>>> Daniela Danz schreibt: „Geblendet zu sein kann mehr Bedeutung haben als jedes Verstehen.” Blendung aber braucht Glut.

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9.44 Uhr:

[Konzerthaus, Großer Saal.]Die Probe beginnt pünktlich um halb zehn, ich schaff’s grad so, mein Zeug aufzubauen: zuerst den DR2, der sich nunmehr als vortrefflich und flexibel erweist, dann den Laptop. Es gibt keine Tische… nun also.
Wir sind bei Takt 131. Der Klang insgesamt schon, Friedemann gibt vor, sahnig, bisweilen hat Křenek hier eine weanerische Süße, unter der es aber permanent brodelt, auch wo’s wie auf einem Gemälde der Galanten Ära geziertschrittig (Eurydike) wird. 149 jetzt. 161, mit den Bratschen.

„Hier find ich’s jetzt ein bißchen… vielleicht ein ganz klein wenig schneller… zweimal…“: Zag.

„196 bitte, die Posaunen müssen etwas deutlicher kommen.“ Dann noch einmal den Übergang zu 196. es sind jetzt deutlich feste Schritte.
„Also es ist so: Ich geh auf ganze Takte auf 299, das heißt, die Takte bleiben dann absolut gleich.“ Er blättert zurück, Stimmen, kurzer Austausch im Orchester. „Bitte noch mal von Takt 215 weg…“ Eine Geige probt ein wenig, zweidrei Musiker folgen nach. „So, bitteschön, 215.“ Geradezu organisch entwickelt sich aus dem kleinen Probeflirren das Thema, nach Abbruch übt es sich weiter, „bitte nochmal, 215“: (die Stelle füge ich später als kurze mp3 ein). „Da kommen Sie eine Spur zu spät, das war schon vorher ein kleines Problem…“ jetzt deutliches, überbetontes Dirigat, um in den mood kommen zu lassen, während in mir Eurydike-Fetzen, eigene Unterwelterleien, den Kopf besetzen. „Den Schluß der Bratschen müssen wir besser hinkriegen… 221, noch mal…“ Die Celli laufen drunter, „235 jetzt, tutti“….





Schnell erklommen sie nun durch Todesstille den Fußsteig
Jäh empor, und düster, umdrängt von dumpfigem Nachtgraun;
Und nicht waren sie ferne dem Rand der oberen Erde.
Jetzo besorgt, sie bleibe zurück, und begierig des Anschauns,
Wandt‘ er die Auge voll Lieb‘; und sogleich war jene versunken.
Streckend die Arm‘, und ringend, gefaßt zu sein und zu fassen,
Haschte der Unglückselige nichts, als weichende Lüfte.
Wieder starb sie den Tod; doch nicht ein Laut um den Gatten
Klagete. Konnte sie wohl, so geliebt zu sein, sich beklagen?
Fernher rief sie zuletzt, und kaum den Ohren vernehmlich:
Lebe wohl! Und gerafft zu der vorigen Wohnung entflog sie.
Ovid.

9.44 Uhr:

„Der Hintergrund ist der, hier wird der Orpheus von den Bauern aufgehängt… deshalb… bitte?“ „–“ „Ja, da spielen zwei, ja…. ja, das klingt furchtbar. Das will Křenek hier auch, bei der Szene. Das ist der Hintergrund.“ Dann die Geigen, in höchsten Flageoletts… es bekommt etwas wirbelnd Schiefes, als drehte man sich zu oft im Kreis. Applaus der Musiker mit den Füßen, dann g a n z elegisch bis in die Geigen Zag: „Und… halten. Ja! Ja! Dann… dingdangdingdang“… Dingdangdingdang vom Xylophon. „Das muß ein schöner lyrischer Steigeklang sein hier vorne.“ Ich mach in der Pause bestimmt zweidrei mp3s für Sie fertig; lesen Sie also später noch mal nach.

„Kann ich bitte mal die Hörner haben? 396… wer hat da das cis….? Gegenreaktion, zu mir herunter nicht zu verstehen. Zag verstand aber: „So klingt’s auch… ja, auch das Xylophon ist mir etwas zu spät. Bitte jetzt tutti 394…“

„Geht jetzt immer so weiter, das ist leicht… Denken Sie daran: der Orpheus singt da die ganze Zeit… wir gehn aufs Appassionato mosso, 468… — d a , ja…. bißchen langsamer… tschuldigung, da müßte einfach Pause dazwischen sein…“

P A U S E.

11.10 Uhr:
Vor der Tür mit einigen Musikern gesprochen. „Im Moment, von wegen Seele, machen wir reine Büroarbeit.“ „Büroarbeit?“ „Na guck Dir die Noten an…“ Gemeint sind die Noten für die einzelnen Stimmen. „Mein Blatt stammt von 1936, steht da drauf.“ Oft stimmen diese Auszüge nicht, „wir müssen die völlig durchkorrigieren.“ „Sie übertragen dann aus der Partitur in die Einzelstimme nach?“ „Ja. Das ist ein Wahnsinnsaufwand. Bevor wir da überhaupt dazu kommen, daß wir Seele spielen können, wie du sagst, ja, da ist die meiste Zeit nur mit diesem unnötigenn Zeug draufgegangen.“ Und dann bei einer Musik, die eben auch Berufsmusikern durchaus nicht grundsätzlich vertraut ist, gegen die es auch inneren Widerstand gibt, selbst bei Neugier. „Die Universal Edition ist bekannt für sowas… als gäbe es insgesamt immer nur ein Exemplar, na, vielleicht zweie… aber ich muß rein, es ist furchtbar kalt.“ Stimmt, zehn Grad minus, schätze ich und rauche auf und folge.

H Ö R E N: >>>> <% file name="Take-4-270110-" %>

Es gehört aber a u c h zu solch einem Riesenapparat wie Orchester und Verwaltung des Konzerthauses, daß sich manches gar nicht herumspricht, auch nicht angesprochen wird; und so gab es dann auch wieder – wie seinerzeit bei >>>> der Spanientour – große Fragezeichen meinetwegen, vielleicht auch Unbehagen. Also, nach Absprache mit Zag, eine kleine Ansprache meinerseits ans Orchester direkt nach der Pause. Was mir a u c h wichtig ist: daß das Orchester fast wichtiger als die Sänger ist in einer modernen Oper („modern“ meint alles mit und nach Wagner; in einigen Fällen auch Kompositionen von zuvor), daß s i e, die Orchestermusiker, die entscheidende Vermittlungsinstanz zum Hörer sind und nicht die Vokalsolisten, einfach, weil bei denen – es ist ein wechselseitiges Verhältnis – das „Star“sein im Vordergrund steht – selbst da, wo sie es nicht wollen; das Publikum trägt es ihnen an. In einem Orchester aber ist der einzige Star – der Klang dieses Orchesters. Von ihm lebt es, von ihm leben ganze Opern.


Epilog. Largo. „706, viel Ausdruck“:

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ERSTE SZENE (4)
Eurydike Ich blase dir den Feldstaub weg und sehe mein Gesichtchen,
das so spät heut heimgefunden hat.
Orpheus Laß mich zu deinen Füßen dulden, daß du,
wie die Engel, besänftigst mich – oder Gespenster winkst.
Oh deine Anmut! Meine Tollheit! Nein, laß mich reden,
ich liebe dich, liebe dich mehr als Glück!
Eurydike „Mein Glück ist ihr Herz dort,
nun faß ich’s.“ Meinst du?
Orpheus Eins, wieder eins, wem ich die Pulse zähl‘,
stiehlt sich mein eigenes Schlagen in deines ein. Eins! Zwei!
Ausseufzt, Süße, Orpheus sein Leben!
Eurydike Du bist ausschweifend, Geliebter.
Orpheus Liebe ist so aberwitzig: Stirb! Stirb! Lockt es.
Lachend im Versteckenspiel Liebe diesen Ort ersänn?
Da wird meine Leyer schlagen; hinterm Flieder wird Orpheus
Eurydike sehn.
Eurydike Möge dir’s lange dauern, Gieriger,
bis sich das Glück dir in einer Wolke entzieht. Wenn du
mich lächeln siehst, ist’s über die Göttin, in die ein Kentaur
sich verliebte und ihrer Wolke noch eine Umarmung abdringt.
Liebe! Ohne Gegenstand! Nur Verlangen! Küß mich ohne Ende.
Schließ mir den Mund!
Orpheus Ein Wölkchen wie Rauhreif der Atem hier entflieht.
Euydike Weiß nicht, ob ich’s selber bin, die hier entflieht –
Orpheus Glück! Jedes Wort, das Eurydike gesprochen, mir ein Gedächtnis –
Eurydike Unglück, vergoldet ist’s, falsch ist auch Glück,
falsch diese Lust? Denn der Kentaur kam um im Feuer!
Orpheus Unke vor Unglück warnt. Falsch ist nicht Glück!
Eurydike Bin ich nicht meinem Herrn zur Redlichkeit verpflichtet?
Wie der Kentaur; Glück fühl ich in deiner Hitze, einst,
eine Hand voll Asche zusammenzusinken?
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Oskar Kokoschka. © Gladys Křenek

„So zart wie möglich, ganz leise…“ 11.30 Uhr. „Das ist jetzt so wie ’ne Szene aus Ariadne auf Naxos, Strauss, ganz leicht, nur Konversation… so, ja… ah, jetzt haben wir’s verloren, merken Sie?“ Unterbricht. „Wir gehn noch mal rein bei…“ Zwischenfrage, die Notenlage muß wieder geklärt werden.

12 Uhr:
Mittagspause: 12.30 Uhr:
So, nun ist auch Karsten Wiegand da. Butter bei die Fische.Vorstellung des Stücks: Wesentliche Änderung gegenüber dem Mythos ist bei Kokoscha der Umstand, daß sich Orpheus zwar umdrehen darf, aber er Eurydike nicht fragen, was sie denn die ganze Zeit über im/mit Hades getan habe… – F e i n, sogar s e h r fein: „Kokoschkas Konzeption sagt, daß S i e die Szene sind“, die Orchestermusiker nämlich. „Die Zuschauer anspringen…“ die Distanz brechen.
Es geht nun um das Gerüst, das das Bühnenbild „geben“ wird; ein Gerüst in mehreren Ebenen. Eininstalliert sind Videoprojektionen von Bildern eines Malers, der, so Wiegand, ganz ähnliche Obsessionen erzählt.
Nun halt noch die Puppe, von der zu erzählen ich Ihnen ja gestern versprach. Kommt noch. Wiegand: „Man verrennt sich in eine unglückliche Beziehung, und um ihrer ledig zu werden, braucht man Tristan & Isolde und Orpheus & Eurydike.“ Der pragmatische Blick. Es wird darüber zu diskutieren sein. Schau’ma mal.

12.50 Uhr:
Zag: „So, jetzt spielen wir das Stück einmal von Anfang an durch… ah ja… erst…“ —


————> der T U S C H >>>> <% file name="Take-5-TUSCH-270110-" %>
Anfang. Aber. Noch mal. „Bißchen zu hoch.“
Und d a n n: HÖREN >>>>::<% file name="Take-6-270110-" %>

„Bitte! Das muß klappen. Da sind die Geigen ganz allein. Lügen Sie sich da nicht in die Taschen und sagen: Das hört man nicht. Das hört man sofort – auch wenn es neue Musik ist.“

„Wir gehn noch mal rein bei Takt 41.“ Mir geht derweil nicht aus dem Kopf, ob es wirklich so eine gute Idee ist, das Stück profanierend auf seine Pychogeschichte zurückzuspiegeln. Gewiß hat Wiegand recht, an Kokoschkas Obsession (sowohl in der Uraufführung des Schauspiels als auch, Jahre später, der Oper, habe er tränenüberströmt gesessen) einiges Lächerliche zu finden, aber sind denn die Anlässe ihre Ergebnisse?; ist nicht das Geheimnis von Kunst, daß sie transzendiert? Auch an einen Gott zu glauben, gar, sich für ihn foltern zu lassen, ist lächerlich – ist es Ein deutsches Requiem aber auch? Ich höre diese Musik und denke: wozu ihr etwas nehmen, das sie zwar hat, nicht aber bereits im Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit? Wäre nicht auf ganz andere Bildwelten zu übertragen?

13.29 Uhr:
„Das muß sehr schleimig sein an der Stelle… also sehr übertreiben:“ in den Geigen, Wiener Sahne.

Ah, da kommt gerade eine Trauerkraft hinein! Wahnsinn. und das fatale Theme nach der kurzen, vorhaltartigen Pause. Und Crescendo. Forte, fortissimo…. dahindurch stampft die Pauke. Schlag. Probeende.
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Um Ihnen einen sinnlichen Eindruck zu vermitteln, wie das Material aussieht – die „Stimmen“, nach denen die Instrumentalisten spielen, hier die letzte Seite der ersten Bratsche – es ist dieselbe, aus der auch der Bratschist der Urauffführung gespielt hat. Die Stimmen selbst sind nie im Druck erschienen; es handelt sich um Handschrift-Kopien (was bisweilen das Lesen zusätzlich erschwert) voller Fehler. Mit Bleistift in der unteren Hälfte ist die Uraufführung vermerkt, dann ein Aufführungsversuch aus Graz ohne nähere Angaben, dann die 1990er Aufführung in Salzburg unter Steinberg. Die Aufführung des Konzerthauses Berlin unter Lothar Zagrosek ist insgesamt die dritte, jedenfalls – Graz mitrechnend – szenisch/halbszenisch – wobei Zags Konzept von „konzertanten Opern mit Szene“ schon mehrfach meine Aufmerksamkeit hatte, zuerst >>>> vor zweieinhalb Jahren.Ein schöner Abschluß dieses Probentages, oder? Der doch mit einer Abbildung aus der Dirigentenpartitur begann.

>>>> Das Ungeheuer Muse (8), DIE DRITTE PROBE
DIE ERSTE PROBE, Das Ungeheuer Muse (6) <<<<

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9 thoughts on “Das Ungeheuer Muse (7). Orpheus & Eurydike. DIE ZWEITE PROBE: Mittwoch, der 27.1.2010. Direkt aus dem Konzerthaus Berlin.

  1. Sehr geehrter Herr Herbst, großartig, es macht riesig Spaß DAS zu lesen.

    Es zeigt wie menschlich doch die ernste Musik a u c h ist.
    Wie auch Musiker mit dem Material hadern, wie Kommunikation und Informations-Politik auch hier irgendwie nicht funktioniert und wie man mit gesundem Menschenverstand einiges verbessern könnte.

    Das alles ist jemandem wie mir, der kein Instrument spielt und immer ganz ehrfürchtig vor der Klassischen Musik steht, gar nicht klar und nimmt den Bann, ohne dass man den Respekt verliert. Im Gegenteil, es stellt sich eine Verbindung zum Orchester her, die auch nach dem hundertsten Konzertbesuch noch nicht da ist.
    Mein Impuls, Schulkassen sollten das lesen.
    Vielen Dank für diesen außergewöhnlichen Einblick und Ihre Kommentare zu dem was Musik für Menschen sein kann.

    Mit den besten Wünschen für die weitere Arbeit

    Die Hörerin

  2. Aus dem Wilden Süden Hallo Herr Herbst,

    eine sehr interessante Idee, die Proben zu einer Oper auf diese Art und Weise der Öffentlichkeit – ich sage bewußt nicht, „dem geneigten Publikum 😉 – zu Augen und zu Ohren zu bringen.

    Ihre Mischung aus Reportage, Meinungsbild, Hörproben und optischer Lautmalung gefallen mir – (und ich mag OPER außer Verdi nicht), es will daher was heißen, wenn ich hier schon zweimal intensiv die Proben „durchgehalten“ habe ;-).

    Natürlich konnte ich es mir, aus der (bisherigen) Hochburg der deutschen Opernhäuser kommend, nicht verkneifen, zu recherchieren, was Friedrich Schiller heute zur Probe gesagt haben könnte, hätte er sie hören können. Vielleicht wäre er eingestimmt in sein Klagelied Naenie (!?): „Auch das Schoene muss sterben! Das Menschen und Goetter bezwinget,.
    Nicht die eherne Brust ruehrt es des stygischen Zeus..
    Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,.
    Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurueck sein Geschenk..
    Nicht stillt Aphrodite dem schoenen Knaben die Wunde,.
    Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt..
    Nicht errettet den goettlichen Held die unsterbliche Mutter,.
    Wann er, am skaeischen Tor fallend, sein Schicksal erfuellt..
    Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Toechtern des Nereus,.
    Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn..
    Siehe! Da weinen die Goetter, es weinen die Goettinnen alle,.
    Dass das Schoene vergeht, dass das Vollkommene stirbt..
    Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich_;.
    Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab. ..“

    Freue mich auf die nächste Folge Ihres Berichts, auch wenn es wieder schräg, weil ungewohnt, in meinen Ohren klingt.

    UND – Merci, merci, merci, dass die Berliner Oper (?) Ihnen und damit uns, den Bürgern, es ermöglicht, teilzuhaben und wahrhaftig alles mit zu erleben. Ein Mut, den es eben nur in Berlin gibt. Ein herzliches Dankeschön den InitiatorInnen, die das Ihnen und uns ermöglichen.

    Mit musikalischen Grüßen aus dem Wilden Süden
    Sophie B.

    1. Liebe Frau B., (es liegt mir auf den Fingerspitzen, in modo lirica zu schreiben: Cara Signora Fanciulla del Sud)
      die „Sache“ mit dem Schrägen ist immer gut relativiert, wenn man sich in Erinnerung ruft, weshalb (und, eben!, d a ß) in Beethovens Dritter seinerzeit die berüchtigten Schnitte gemacht wurden, bzw. gemacht werden sollten. Wir Heutigen hören die damals störenden Dissonanzen gar nicht mehr. Das „Problem“ ist eines des umgekehrten Kunstwillens; es gibt auch einen Rezeptionswillen. Allerdings ist es an Kunsthäusern und Künstlern, ihn auch zu locken. Tatsächlich geht es um Verführung. Ich versuche meinen Teil.
      Einen sehr herzlichen Gruß zurück.

      P.S.: Die „bisherige Hochburg“ der deutschen Opernhäuser meint München? Ich bin in d e r Hinsicht, selbst in einer „bisherigen“, nach Jahren voll beglückender Erlebnisse skeptisch, sowohl in der Linden- als auch der Komischen Oper, sowie der Deutschen, die mich aber schneidet, seit es Frau Harms und ihren Schnieder Henninger gibt; dennoch gab es da großartige Arbeiten. Das Konzerthaus Berlin wiederum ist kein Opernhaus, aber gehört in Sachen Oper zu den derzeit experimentierfreudigsten Bühnen – und das mit vergleichsweise sehr geringem finanziellen Einsatz. Schon Britten, bekanntlich, wußte, daß das geht. À propos, weil mir das mit der Hochburg aber auch g a r nicht einleuchtet: Frankfurtmain war und ist immer wieder für großes Operntheater gut; ich selbst bin dort von Gielen/Berghaus geprägt worden; dann noch, nie zu unterschätzen: Darmstadt. Und und und. München mag Geld haben, um Stars zu bezahlen, ob aber die Bilanz seiner Opern-Regien mithalten könnte, bezweifle ich; und eben nicht nur bezüglich Berlins.

    2. über das Opernhaus des Jahres und harmonische Dissonanzen Lieber Herr Herbst,

      dachte ich`s doch, dass Sie die „bisherige Hochburg“ der Oper in der bayerischen Landeshauptstadt ansiedeln 😉 Gemeint hatte ich vielmehr die Region, wo man alles kann „außer Hochdeutsch“ :-D, wo jahrelang in Folge das „Opernhaus des Jahres“ stand: neugierig, dann mehr unter folgendem Link http://www.welt.de/print-welt/article157320/Opernhaus_des_Jahres_Eine_fragwuerdige_Hitliste.html

      Tatsächlich hatten wir in der „Spätzle-Landeshauptstadt“ im Kulturbetrieb viele klangvolle, prominente Persönlichkeiten, die hier mit ihren Produktionen diesen populären Geschmack beim Publikum bildeten; die Menschen zur „Oper“ „verführten“ – um in ihren Worten zu sprechen – ;-). Zweifelsohne hat dieses Label der Zeitschrift Opernwelt dazu beigetragen, dass über Jahre hinweg für einen spontanen Hörgenuss keine Karten zu bekommen waren. Andererseits blühten viele kleineren Produktionen im Verborgenen, wie die „Kinderoper“ und wurden zumindest in bestimmten hiesigen Kulturkreisen als „Geheimtipp“ gehandelt.
      Nun liegt die Hochburg außerhalb Deutschlands, im schönen Basel… und das ist vielleicht auch gut so! Hier der Link zu einem kritischen Artikel in http://www.morgenpost.de/printarchiv/kultur/article1180831/Das_Opernhaus_des_Jahres_steht_in_Basel.html
      So weit dazu.

      Ein kleiner Nachtrag noch zu Ihrem gestrigen (würde aber auch zu Ihrem heutigen) Bericht (passen): Bemerkenswert fand ich den Hinweis (von Ihnen oder kam er vom Dirigenten? „grübel“), dass auch ein Orchester – wie die Schauspieler in einem Bühnenstück – unterschiedlichste Rollen innerhalb einer Aufführung zu spielen hat. SO hatte ich eine Konzertaufführung bisher noch nie gesehen. Gilt dies N U R für die (experimentelle) Oper? Oder ließe sich das auch auf ein „normales“ klassisches Konzert übertragen? Spontan fällt mir natürlich – als Pop(ulär)-Kultur-Gängerin – wie kann es anders sein, das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ein. … und ich denke, ja… bei einem George Prêtre ist es auch Theater! 😉

      Was das „anders hören“ in früheren Jahrhunderten betrifft –mag die Tatsache, dass unser eine/r die „Dissonanzen“ der alten Meister nicht mehr wahrnimmt, sicherlich auch daran liegen, dass wir modernen Menschen vieles nicht mehr zu hören imstande sind infolge der täglichen Reizüberflutung, Dauer(Auto)lärm und Musikberieselung aus dem Radio. Ich glaube fast, dass unser Ohr Klänge, die in früheren Jahrhunderten ein bewusster Genuss waren, heute ausblendet, weil es die Tonfrequenz nicht „aushält“ bzw. als „unangenehm“ empfindet….

      In diesem Sinne für die nächste Probe „harmonische Dissonanzen“ mit einem herzlichen Gruß aus dem Wilden Süden Sophie B.

    3. @Sophie B. Danke für die neuerliche Reaktion. Und ja, Sie haben völlig recht: an Stuttgart dachte ich so wenig wie, sowieso, an Basel, weil ich die südliche Hochburg auf das deutsche Opernleben bezog und Stuttgart für mich eher Mitte als Süden ist – wobei ich insgesamt Schwierigkeiten habe, Deutschland und den Süden zusammenzudenken, d a hinein fällt dann auch die Schweiz. Als jemand, der am Mezzogiorno hängt, empfinde ich schon Mailand als Norden. Die Rolle Stuttgarts war mir allerdings, schon über Zehelein und Zagrosek, bekannt; nur bin ich selbst dort nie in der Oper gewesen. Übrigens gibt es „freie” kleine Produktionen auch in Berlin, vortreffliche sogar, da ist vor allem >>>> die Berliner Kammeroper zu nennen. Und um die Kinderopern haben sich nahezu alle Berliner Häuser verdient gemacht; in meiner Zeit fürs Opernnetz habe ich besonders darüber auch immer wieder geschrieben; seit dem Bruch weniger, was an den Zusammenhängen liegt, in denen sich Die Dschungel befindet.

      dass auch ein Orchester (…) unterschiedlichste Rollen innerhalb einer Aufführung zu spielen hat. (…) Gilt dies N U R für die (experimentelle) Oper?
      Ganz sicher nicht. Für die Konzertpraxis ist nur zu fragen, inwieweit ein Musikstück „Programm” hat. Wenn Sie an Straussens Till Eulenspiegel denken, fallen bestimmten Instrumenten s c h o n Rollen zu. Im Musiktheater ist diese Rolle aber, vor allem seit Wagner, eine allgemeine; sagen wir es so: die Sänger sind die Individuen, die Musiker das kollektive Unbewußte, das aber das Individuelle trägt. Ein Opernorchester ist immer das Schicksal. Um es in ein kosmisches Bild zu malen: Wir haben die Bewegungen des Klanges – so, wie ihn >>>> Scelsi versteht -, er treibt durchaus vorwärts, treibt in der Zeit, und es kommt zu Verdichtungen, die sich immer weiter verdichten, bis sie die Form des Individuums angenommen haben, des Sängers also, der Sängerin, der Person. Ohne es zu wissen, trägt sie persönlich aus, was sie hat sich verdichten lassen. Verstehen wir Oper s o, dann ist die „Rolle” des Orchesters ganz deutlich.

      Zu den „Dissonzanzen” aber jetzt: Selbstverständlich hat sich unsere Wahrnehmung mit den Veränderungen der Welt (die man absurderweise „Um”welt nennt, als ob nicht Welt immer „um” wäre) verändert; das gehört in die Evolution auch des Gehörs. Sie müssen sich nur den Krach vor Ohren führen, der ja doch in den meisten der derzeit beliebten („populären”) Musikformen herrscht und gegen dessen Permanenz selbst das Tutti eines Wagnerorchesters wie Ohrruhe ist, von ihrer kompositorischen Banalität einmal ganz abgesehen. Das Unverständnis für Neue Musik liegt offenbar an etwas anderem. Um nämlich die Strukturen zu verstehen, fühlen zu können eben, muß man lernen; das ist wie im Sport, wie beim Autofahren, wie beim Bergsteigen: am Anfang steht immer der Wille zu verstehen. Auch zu sehen müssen wir lernen, wenn wir versuchen, Neuer Kunst nahezukommen. Es ist wirklich ein Prozeß. Ich spreche hier aus sehr eigener Erfahrung. Sie müssen sich nur vorstellen, daß ich mit siebzehn aus der Vorstellung von Janáčeks „Jenufa” hinausgerannt bin, in Braunschweig war das, weil ich „die Dissonanzen” so wenig aushielt, daß mir körperlich schlecht wurde. Ich dachte aber: Da ist etwas, das dich nicht reinlassen will, da ist etwas, das dich ausschließen will, und ich lasse mich nicht ausschließen, jedenfalls nicht von Genüssen. Also besorgte ich mir, was zu besorgen w a r, dann kam schnell der Kontakt zu Stockhausen und Otte. Und es kam der Moment, an dem ich keine tonale Musik mehr hören konnte, weil ich das Gefühl hatte, mir stopft dauernd jemand Buttercreme in den Rachen und zwingt mich, sie zu schlucken. Es war wie Zwangsmästung, egal, wo ich hinkam: in Kaufhäusern, im Fernsehn sowieso, an Tankstellen. Ich habe damals an sowas wie Mozart tatsächlich gewürgt. Es gab sich erst wieder, als ich in meine Bach-Phase rauschte (bei „Pop” geht’s mir aber heute noch so: ich reagiere mit physischem Abscheu). Nun freilich war vieles offen; Bach schützte mich davor, ein hörender Dogmatiker zu werden (ich gehöre zu den nicht sehr vielen Anhängern Neuer Musik, die >>>> Pettersson lieben). Nach drei Jahrzehnten bin ich heute in einer Lage angekommen, die mich sowohl beim späten Verdi als auch, sowieso, bei Bernd Alois Zimmermann erschauern läßt – und nun auch hier, bei Křeneks „Orpheus & Eurydike”, und zwar immer wieder.

      Ich halte dieses Erschauen-können für übertragbar; damals, als ich so jung war, hat Stockhausen es auf mich übertragen, und ich habe Lust daran, dies weiterzugeben. Einen Teil meiner dichterischen Arbeit möchte ich dem widmen. Und tue das mit Nachdruck.

    4. Zwangsmästung Lieber Herr Herbst, nicht Sie, nein, ich habe zu danken. Das sag ich vorab und mit ganzem Herzen. Will ich Ihnen doch weiters vorsichtig und dennoch entschieden widersprechen. Freilich, die besten Schokoladen kommen aus dem Süden. Und leider auch die schlechtesten. Ausgerechnet diese, die in den billigsten penny-Lidl-Aldi-Discountern aufgestapelt angeboten werden wie die miesesten Bestseller in den Thalia-Weltbild-Filialen, ausgerechnet diese in Plastikschläuchen abgefüllte Industrieware findet Ihren Gefallen. Wo bleibt Ihre „physische Abscheu“? Diese quadratisch abgepackte braune klebrige Masse, diesen „Pop“ unter den Schokoladen „stopfen“ Sie freiwillig in Ihren „Rachen“? Gerade im Interesse Ihres, den Zehnten feiernden Buben, Ihres Zwillingsbübeleins und -mägdeleins „lernen“ Sie Schokolade, erobern Sie sich „harmonische Dissonanzen“ und Sie werden auf Cannstätter Banalitäten gern und mit Nachdruck verzichten können. Mit bittersüßem Gruß aus dem Süden Sophie B.

    5. Fragen und Antworten 😉 Lieber Herr Herbst,

      uupppss… da haben Sie mir ja viel Stoff zum Kommentieren hergeschneit 😉

      „….weil ich die südliche Hochburg auf das deutsche Opernleben bezog und Stuttgart für mich eher Mitte als Süden ist – wobei ich insgesamt Schwierigkeiten habe, Deutschland und den Süden zusammenzudenken, d a hinein fällt dann auch die Schweiz.“
      Oh JA – wie wahr – wenn man aus der Perspektive des europäischen Opern-RAUMES auf das Schwabenland blickt 😉 Dann wäre die Hochburg des Wilden Südens irgendwo in Bella Italia – Rom!? Mailand wie auch Verona wäre mir auch zu nördlich. ICH war bescheiden: Ich hatte nur die deutsche Brille auf; insofern war mein Blickfeld ggf. eingeengt

      „…. an den Zusammenhängen liegt, in denen sich Die Dschungel befindet.“
      ??? Da fehlt nun MIR der Zusammenhang, um folgen zu können
      Kann ich das hier nachlesen? Apropos: Was ist eigentlich Die.Dschungel.Anderswelt genau? Ein Erzählprojekt? Ein Experiment? Ich konnte es leider nirgendwo nachlesen oder ich habe die Erklärung –„about“ – wegen der vielen Einträge (noch) nicht gefunden

      „Wenn Sie an Straussens Till Eulenspiegel denken, fallen bestimmten Instrumenten s c h o n Rollen zu. Im Musiktheater ist diese Rolle aber, vor allem seit Wagner, eine allgemeine;….“
      Wie ist das dann bei Mozarts` Zauberflöte? Spielt hier die Flöte nicht die alles tragende Rolle? Gönnenwein (sicher bekannt) wollte zu seiner Zeit mal die Zauberflöte anders inszenieren… Konstantin Wecker sollte den Papageno spielen. Leider kam es nicht dazu.

      „Ein Opernorchester ist immer das Schicksal.“
      Was ist dann mit dem OpernCHOR? Das befreiende Schicksal? „Va pensiero, sull`ali dorate“ – „Steig Gedanke auf goldenen Flügeln“ –so die Kernbotschaft in Verdis Oper Nabucco. Je nach Rezeption: Hymne? Oder: Protest!

      „Sie müssen sich nur den Krach vor Ohren führen, der ja doch in den meisten der derzeit beliebten („populären”) Musikformen herrscht…“
      Krach? Körperverletzung!

      „Es war wie Zwangsmästung, egal, wo ich hinkam: in Kaufhäusern, im Fernsehn sowieso, an Tankstellen…..“
      Wo Sie das schreiben, erinnere ich mich auch wieder daran, dass … long long ago…. es mal eine Zeit gab, wo es hipp war, dass in Kaufhäusern Musik dudelte…. Überall wo man hinkam…. Hmmmm ist das heute auch noch so? Ich glaube, es wird gar keine Musik mehr gespielt, jedenfalls nicht an der Tankstelle! Und im Kaufhaus? Also in den wenigen, die es noch gibt…. eigentlich auch nicht. Oder? Ja? Oder? Nein? Jetzt weiß ich es wirklich nicht mehr. Mir ist aber, als ob heute dort keine Musik mehr dudelt. Ich werde es testen! Am Montag. Zu Karstadt. Gehen.

      „…das Tutti eines Wagnerorchesters wie Ohrruhe ist..“
      Das Beste an Wagner: die Familienskandale – aber mit denen ist es nun wohl vorbei. Vielleicht wurden sie aber nur von der Journaille herbei geschrieben. Weil ohne Skandale der jährlichen Wallfahrt zum Grünen Hügel etwas fehlen würde.

      „….(bei „Pop” geht’s mir aber heute noch so: ich reagiere mit physischem Abscheu)….“
      Ach…. So ein alter Ohrwurm zum Mitsingen ist doch manchmal gar nicht schlecht…. Hebt die Laune! „Like ice in the sunshine.“ Und hat Null Kalorien. Im Gegensatz zu einer ganzen Tafel Ritter Sport Schokolade. Obwohl. Kann`s verstehen. D IE ist wirklich LECKER! Rum-Traube-Nuss. Nach wie vor die beste! „Beerenstark. Genussig!“ siehe http://www.ritter-sport.de/#/de_DE/100g_trauben_nuss/on_stage/

      „Stockhausen“
      12-Ton-Musik. Brechreiz! Bis vor kurzem! Da war ich bei einer Lesung. Die wurde musikalisch untermalt von einem Geiger. Zwischen den größeren Leseblöcken , meist nach zwei bis drei gelesenen Romanauszügen, geigte er uns eins. Passend zum jeweiligen Genre oder Inhalt des Textauszugs. Da war auch ein Stockhausen dabei. Meine erste Reaktion: Wo ist das Bad? Weil eingepfercht zwischen Menschen sitzend, musste ich hocken bleiben… nach einer Weile war ich doch überrascht… Manchmal hilft nicht der WILLE… sondern die UMSTÄNDE.

      Abschließend zu Ihrem „körperlichen“ Verhältnis (wenn ich verkürzt Ihre Schilderungen so zusammenfassen DARF) in Bezug auf die Wirkung unterschiedlicher Musikstile bzw. Musikstücke. Vor kurzem stand ein sehr interessanter Artikel im Spiegel. Es ging um Musik als Folterinstrument. Beschrieben wurde der Einsatz von Pop-Musik auf Guantanamo. Tenor: Musik als Waffe ist nichts Neues. Musik als Waffe ist Folter. Darüber hat beispielsweise „die amerikanische Regierung zusammen mit britischen und kanadischen Behörden während des Kalten Krieges forschen lassen. „Kubark“ hieß ein Verhör-Handbuch der CIA, in dem beschrieben wurde, wie man die Gefangenen mit Sinnesreizen überflutet oder sie ihnen entzieht und sie damit foltert. In einem Programm namens SERE („Survival, Evasion, Resistance, Escape“) lernen Soldaten, denen potentiell die Gefangennahme droht, bis heute, wie sie Folter widerstehen können.“ Bush hatte diese „speziellen Verhörmethoden“ Anfang der Nuller Jahre wieder autorisiert. „Den Gefangenen über lange Zeiträume mit lauter Musik zu beschallen, oft in Kombination mit anderen Qualen – unbequemen Fesselungen, extremen Temperaturen oder Lichteffekten -, ist ein wichtiger Teil. Die Methode wird auch „no-touch torture“ genannt. Sie hinterlässt keine sichtbaren Spuren.“ Allerdings massive psychische. In dem Artikel wird das sehr eindrücklich am Beispiel eines ehemaligen Guantanamo-Gefangenen erzählt. Ein SEHR lesenswerter Artikel – ich habe gegoogelt und siehe da, ihn unter folgendem link gefunden: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-68621931.html

      Na…zum Abschluss doch noch erfreulichere Zeilen: Denn Musik kann ja auch heilende Wirkung entfalten und setzt Kreativität frei! Gilt nicht gerade Berlin im Bereich der Musikszene als Hochburg, ich denke hier v.a. an die Berliner Clubkultur (Berghain u.a.), die sich bei Ihnen in den letzten 10 Jahren entwickelt und so etabliert hat, dass zwischenzeitlich ein ganzer Industriezweig davon lebt, wenn jedes Wochenende die Tanzwütigen einfliegen.

      ZUGUTERLETZT: Mir fällt eben ein, dass ich heute Mittag auf rbb die Sendung hören wollte…

      Eigentlich wollte ich auch noch zu den aktuellen Proben ein paar Gedanken loswerden, aber das wird nun doch zu viel. Wäre es besser, ich brächte diese bei der jeweiligen Kommentarfunktion zur jeweiligen Probe an? Oder soll ich hier weiter schreiben?
      Einen schönen Rest-Abend wünscht Ihnen
      Sophie B.

    6. Liebe Sophie B., Sie merken schon, daß hier auch noch jemand anderes – vielleicht tun’s auch mehrere – unter Ihrem Namen schreibt. Deshalb wäre es günstig, Sie registrierten sich als Kommentatorin. Dann träten Sie nicht mehr als „Gast“ auf und solche dummen Angriffe wären nicht möglich. Dies eben vorweg. Es gibt eine Reihe von Gegnern, wohl auch persönlichen, die hier gerne in Anonymität ihre Feigheiten ausleben.

      Ja, es wäre sinnvoll, direkt unter den jeweiligen Beiträgen zu kommentieren; dann werden die Zusammenhänge auch für andere leichter nachvollziehbar. In der Tat hätte ich auch einiges zu erwidern; andererseits sind die Positionen ja sehr gut deutlich jetzt, und es kann sein, daß weitere Stimmen sich dazu melden. Dem will ich jetzt nicht vorgreifen.

      „Was Die Dschungel i s t“: Es ergibt sich mit der Zeit, der Erfahrung, dem Kennenlernen; lesen Sie sich ein wenig durch die Rubriken. Ein Experiment ist dieses Weblog tatsächlich, auch wenn es unterdessen Zeichen gewonnen hat, die es formbar machen. Literatur, ja. Kritik, ja. Persönliches, Persönlichstes, ja. Ganz übern Daumen gesprochen, geht es mir um ein Konzept, daß willkürliche, bzw. definierte Trennungen unterläuft… „Reinheit“ unterläuft. Die Dschungel ist auch ein wuchernder Pflanzengarten, so wie ein Steinbruch, der lebt.

      Zur Clubkultur: Das ist sicher wahr, aber es ist nicht die meine. Ich gehe kaum je in so etwas hinein, sondern verbringe – für m i c h – meine Zeit sinnvoller. Aber ich bin auch generell kein Kneipengänger; meine Besuche in der Bar, von der ich oft schreibe, hängen einfach damit zusammen, daß ich dort für Texte in Naturalien bezahlt wurde und werde. Ansonsten sähe man mich dort auch kaum oder nie, auch wenn ich einige Leute dort sehr mag. Im übrigen wäre ich lieber dort, wenn man keine Musik dudeln ließe.

      Ganz herzlich und auf Ihre Kommentare zu den Probebeiträgen gespannt:

      Ihr
      ANH
      http://www.albannikolaiherbst.de

      P.S.: Vielleicht haben Sie ja Lust, gelegentlich in >>>> das eine und/oder andere meiner Bücher hineinzuschauen. Von dort aus erschließt sich, was Die Dschungel sei, wahrscheinlich am besten – und eben, „natürlicher“weise, aus ihr selbst.

    7. Nachtrag für Sophie B. Einen ganz guten Abriß dessen, was Die Dschungel sei, gibt wahrscheinlich die >>>> Kleine Theorie des Literarischen Bloggens. Wenn Sie sich da >>>> bis zu Nr. 1 durchklicken (müssen Sie jetzt nicht mehr, ich hab den Link für Sie hinter „>>>>“ gelegt), müssen Sie nur noch den jeweils unten eingefügten Links folgen und können die Serie nach und nach lesen. Wenn Sie mögen.
      (Die Texte werden übrigens noch im Herbst dieses Jahres sowohl als Buch als auch als e-book erscheinen.)

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