Nach Sizilien! Das Arbeitsjournal des 15. Oktobers 2010 – eines Freitags, der in Berlin beginnt, nach Neapel fliegt und sich abends für Palermo einschifft.

5.01 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Trotz Latte macchiato & Morgenzigarette kann ich Ihnen nicht versprechen, wie oft ich in den folgenden Tagen werde erzählen können. Das liegt allein an den Roaming-Gebühren, deren Existenz ich für dieses Journal und Europa schon mehrfach beklagt habe, und in ihm umgangen, indem ich nach wie vor die Punti d’Internet nutzte oder doch zu nutzen versuchte. Allerdings gibt es vielleicht auch in Italien prepaid-Simcards zu einem überschaubaren Preis; dann freilich ginge die Arbeit leicht von der Hand und ich könnte Ihnen auch, sagen wir, aus dem Tempel von Segesta schreiben, während ich, auf dem Fuß einer Säule sitzend, meinen Rücken gegen ihren Leib gelehnt hab, im Schatten, um die Schrift auf dem Screen zu erkennen. Nun spricht dagegen, leider„weise”, der – Regen. Das Wetter sei, sagt http://meteo.it, derzeit wenig zum Lächeln:Molte nuvole e qualche acquazzone sul versante settentrionale dell’isola. Prevalenza di cielo poco nuvoloso altrove. Temperature minime in diminuzione. Ventoso per venti di Maestrale. Mari mossi o molto mossi.Also der Maestrale ist schuld, der Mistral, wie die Franzosen ihn nennen. So daß wir mit einer hübschen Überfahrt rechnen können, nicht so sehr bereits in Neapel, aber dann, auf See… „mari mossi” oder gar „molto mossi” ist nicht unbedingt angenehm, vor allem läßt sich’s nicht baden. Haben wir aber sowieso nicht vor in den ersten beiden Tagen. Wiederum schön scheint das Wetter in Siziliens Osten und Südosten zu sein. Da wir einen Wagen haben werden, fahrn wir aus dem Mistral vielleicht hinaus, den die Gebirgskette im Norden der Insel aufhalten könnte. Mal sehen. Schon während des Fluges werden wir das besprechen, vielleicht auch immer ad hoc besprechen. In Catania, sowieso, kenn ich mich aus. Das einzige, was ich derzeit befürchte, ist, daß der Plan, mit meinem Jungen unter freiem Himmel auf Deck zu übernachten, heikel werden könnte, wenn wir ihm folgen; die Freunde wollen sowieso eine Kabine nehmen (ich aber eben nicht: zu eng und, vor allem, zu stickig; man kann kein Bullauge öffnen und kriegt drum kein eigenes zu, weil’s nämlich ebenfalls bullt).

Eine lockere, angenehme Lesung war das gestern abend in der Buchhandlung Camp, Tucholskistraße, vor allem: angenehmes Publikum; >>>> MelusineB., unter andrem, war da, und >>>> Dr. No. Wir zogen hinterher, >>>> Eisenhauer war dabei, sowie die Gefährtin des Dichters >>>> Lentz, und auch >>>> Schlinkert, in die Z-Bar und sprachen. Gegen halb zwölf machte ich mich mit dem Rad nachhause auf. Ein Essen auf Sizilien hab ich mit der Lesung verdient, inkl. Wein; übern Daumen gepeilt, haben 15 Gäste bezahlt; hinzu kamen die, die freien Eintritts waren: literatische Angehörige mag ich sie nennen. Es macht mir Freude, >>>> diese kleinen Geschichten zu lesen; auch aus der >>>> Niedertracht der Musik las ich ein Textchen, jenes im eigentlichen Verstand sehr moralische, das meiner Tante gewidmet ist. Ich begann damit sogar. Da gestern rund zweihundert Exemplare hier angekommen sind, nicht an Tanten, sondern von Büchern, verkaufe ich die schönen Bände nun auf Lesungen für 5,– Euro pro Stück; ein Entgegenkommen an meine Leser zum einen, ein großes, weil eine der für mich wichtigsten Erzählungen darin enthalten ist: >>>> Maria Isabella Vergana, die, glaube ich, kennzeichnend für eines meiner poetischen Verfahrensweisen ist. Wer von Ihnen Interesse hat, kann sich ein Exemplar auch >>>> direkt bei Daniello bestellen; das Porto käm noch hinzu; bei Stichwort „Die Dschungel” bleibt’s bei 5 Euro. Ich annoncier das aber noch.

Nach Sizilien.

Annoncier ich das.

Jetzt muß ich den Rucksack packen. Mein Junge wird um acht Uhr herkommen; gegen zehn werden wir zum Flughafen aufbrechen. Ich habe die kleine Hoffnung, bis dahin auch noch an den Fenstern von Sainte Chapelle etwas zu tun.

Guten Morgen.

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