10.25 Uhr:
[Arbeitswohnung. Délibes, Lakmé (Bonynge).]
Das höre ich jetzt in einer anderen Aufnahme zum zweiten Mal. Es bleibt dabei, daß ich diese Musik säuselig finde – daran zu merken, daß ich sie bisweilen einfach vergesse, während ich vor mich hinarbeite. Letztres bedeutete bis eben – davon abgesehen, daß ich ein wenig mit der Wiener Löwin skypte – Mailwechsel und schon mal Sichtung. Also zum einen geh ich noch einmal über meine Rezension des Buches von Ruge, dann schick ich sie an den Redakteur. Zum anderen hat sich die Komische Oper zu meinem Operntext geäußert, mehr als angetan, das wollen wir!, ABER: die Komische Oper sei noch zu wenig präsent. Was mich mit einem kleinen Problem konfrontiert. Ich habe s o geantwortet:ich setze mich gleich dran, habe heute sowieso durch „verfrühte“ Abgabe eines anderen Textes einen halben Tag gewonnen. Falls ich mich aber „festschreibe“, brauche ich noch etwas Zeit nach der Buchmesse, die von nächstem Mittwoch auf den nächsten Sonntag geht, an dem wiederum ich nach Gütersloh fahre, weil an dem Abend im Theater mein Undine wiederaufgenommen wird und ich gerne dabeisein möchte.
Ich habe den direkten Bezug auf die Komische Oper deshalb nur beiläufig miterzählt, weil der theoretische Gedanke erst einmal klarsein mußte -besonders in der Gegenüberstellung und dann Synthese eines kathartischen ./. brechtschen Ansatzes. Wenn ich die Komische Oper da heraushebe, komme ich um Vergleiche nicht herum, bei der ich auch von der Staatsoper miterzählen muß – und das betrifft jetzt nur Berlin -, weniger allerdings von der Deutschen, und dann kommt man letzten Endes immer aufs Geld, was zu einer wenig produktiven Klagerei führt. Ich will auch auf keinen Fall in die übliche Barenboim-Schimpfereien verfallen, schon, weil ich des Mannes Arbeit wirklich für großartig halte, auch wenn mir mit ihm verbundene Probleme (etwa für Orchesterproben der sog. „Barenboim-Bonus“) durchaus klar sind. Die Komische Oper positioniert sich da, meinem Eindruck nach, sehr bewußt auf die Zukunft von Musiktheater, aufs Experiment usw., ohne daß das aber bei der Staatsoper fehlte (siehe >>>> „Werkstatt“). Sie kann, wegen der größeren finanziellen Mittel, anders organisieren und eben auch die, ich sag’s mal so, Pfeffersack-Repräsentanz mitbedienen, ohne daß aber der experimentelle, „progressive“ Bereich vernachlässigt würde. Und schon ist man wieder beim Geld. (Wie sehr ich mich gerade über die Staatsoper geärgert habe, können Sie >>>> hier lesen.).
Hinzukommen in Nachbarhäusern andere Versuche, etwa Zagroseks Re-Novierung der szenischen Aufführung am Konzerthaus; an zwei seiner Arbeiten war ich, der eigentlich nur täglich berichten sollte, indirekt mitbeteiligt, besonders >>>> beim Krenek; wäre da nicht der Intendantenwechsel gekommen und wäre Zag geblieben, hätte ich sein Angebot angenommen, für ihn die Dramaturgie zu machen, und hätte besonders die Opernexperimente, zusammen mit Schubbe, vorangetrieben. Aber das blieb dann alles, des Orchester- und Haus-Ärgers wegen, im halbprivaten Vorfeld stecken.
Insofern biete ich Ihnen an, daß ich einige Aspekte, die ich in meinem Text nur angedeutet habe (direkt bezogen auf die Inszenierungen, die ich im Text schon erwähne), noch ausbaue. Etwa kann erzwungene Beschränkung zu einer ganz besonders künstlerischen Qualität führen, wie man zum Beispiel am Sonett sieht; eine solche Argumentation wäre aber möglicherweise für die Komische Oper finanzpolitisch nicht geraten, schon weil Ihnen die wackelnde Auslastung so um die Ohren gehauen wird. Dagegen müßte gesellschaftspolitisch, bzw. entwicklungspolitisch argumentiert werden: wie gewinnt man, wenn die alten sterben oder von Experimeten genervt sind, neue Hörer? Das machte dann ein völlig neues Feld auf, das mit der eigentlichen Ästhetik erst mal wenig zu tun hat (denken Sie etwa an >>>> die Yellow Lounge der Deutschen Grammophon, die ein zumindest ähnliches Problem zu fokussieren scheint).
Ingesamt jedenfalls wird mein Text dann etwas länger werden. Wäre das ein Problem?
[Arbeitswohnung. Délibes, Lakmé (Bonynge).]
Das höre ich jetzt in einer anderen Aufnahme zum zweiten Mal. Es bleibt dabei, daß ich diese Musik säuselig finde – daran zu merken, daß ich sie bisweilen einfach vergesse, während ich vor mich hinarbeite. Letztres bedeutete bis eben – davon abgesehen, daß ich ein wenig mit der Wiener Löwin skypte – Mailwechsel und schon mal Sichtung. Also zum einen geh ich noch einmal über meine Rezension des Buches von Ruge, dann schick ich sie an den Redakteur. Zum anderen hat sich die Komische Oper zu meinem Operntext geäußert, mehr als angetan, das wollen wir!, ABER: die Komische Oper sei noch zu wenig präsent. Was mich mit einem kleinen Problem konfrontiert. Ich habe s o geantwortet:
Ich habe den direkten Bezug auf die Komische Oper deshalb nur beiläufig miterzählt, weil der theoretische Gedanke erst einmal klarsein mußte -besonders in der Gegenüberstellung und dann Synthese eines kathartischen ./. brechtschen Ansatzes. Wenn ich die Komische Oper da heraushebe, komme ich um Vergleiche nicht herum, bei der ich auch von der Staatsoper miterzählen muß – und das betrifft jetzt nur Berlin -, weniger allerdings von der Deutschen, und dann kommt man letzten Endes immer aufs Geld, was zu einer wenig produktiven Klagerei führt. Ich will auch auf keinen Fall in die übliche Barenboim-Schimpfereien verfallen, schon, weil ich des Mannes Arbeit wirklich für großartig halte, auch wenn mir mit ihm verbundene Probleme (etwa für Orchesterproben der sog. „Barenboim-Bonus“) durchaus klar sind. Die Komische Oper positioniert sich da, meinem Eindruck nach, sehr bewußt auf die Zukunft von Musiktheater, aufs Experiment usw., ohne daß das aber bei der Staatsoper fehlte (siehe >>>> „Werkstatt“). Sie kann, wegen der größeren finanziellen Mittel, anders organisieren und eben auch die, ich sag’s mal so, Pfeffersack-Repräsentanz mitbedienen, ohne daß aber der experimentelle, „progressive“ Bereich vernachlässigt würde. Und schon ist man wieder beim Geld. (Wie sehr ich mich gerade über die Staatsoper geärgert habe, können Sie >>>> hier lesen.).
Hinzukommen in Nachbarhäusern andere Versuche, etwa Zagroseks Re-Novierung der szenischen Aufführung am Konzerthaus; an zwei seiner Arbeiten war ich, der eigentlich nur täglich berichten sollte, indirekt mitbeteiligt, besonders >>>> beim Krenek; wäre da nicht der Intendantenwechsel gekommen und wäre Zag geblieben, hätte ich sein Angebot angenommen, für ihn die Dramaturgie zu machen, und hätte besonders die Opernexperimente, zusammen mit Schubbe, vorangetrieben. Aber das blieb dann alles, des Orchester- und Haus-Ärgers wegen, im halbprivaten Vorfeld stecken.
Insofern biete ich Ihnen an, daß ich einige Aspekte, die ich in meinem Text nur angedeutet habe (direkt bezogen auf die Inszenierungen, die ich im Text schon erwähne), noch ausbaue. Etwa kann erzwungene Beschränkung zu einer ganz besonders künstlerischen Qualität führen, wie man zum Beispiel am Sonett sieht; eine solche Argumentation wäre aber möglicherweise für die Komische Oper finanzpolitisch nicht geraten, schon weil Ihnen die wackelnde Auslastung so um die Ohren gehauen wird. Dagegen müßte gesellschaftspolitisch, bzw. entwicklungspolitisch argumentiert werden: wie gewinnt man, wenn die alten sterben oder von Experimeten genervt sind, neue Hörer? Das machte dann ein völlig neues Feld auf, das mit der eigentlichen Ästhetik erst mal wenig zu tun hat (denken Sie etwa an >>>> die Yellow Lounge der Deutschen Grammophon, die ein zumindest ähnliches Problem zu fokussieren scheint).
Ingesamt jedenfalls wird mein Text dann etwas länger werden. Wäre das ein Problem?
Dann rief, eben, wegen eines Übersetzungsprogrammes, Frau v. Samarkand an und um es vielleicht am Wochenende noch zu einem gemeinsamen Wein zu schaffen, wobei ich zum einen noch nicht weiß, wann da mein Junge hiersein wird; außerdem würde ich ganz gern für die ganze Familie hier etwas kochen; das ist aber noch nicht verabredet, sondern bisher nur meine Idee. Und am Sonntag abend will ich in der Staatsopern-Werkstatt gern >>>> die neue Lucia >>>> Ronchetti-Inszenierung sehen. Da warte ich von der Oper auf eine Rückmeldung.
Jetzt aber an den Ruge; UF hat mir gerade zwei Fehler moniert. Gut, daß ich meistens die Freunde vor/lesen lasse.
: 11.05 Uhr.
[Hindemith, Die Harmonie der Welt (Opernfassung).]
[Hindemith, Die Harmonie der Welt (Opernfassung).]