Es gibt keinen, der bestimmt. Das ist das Problem, daß jegliche Hierarchie aufgehoben ist. Deshalb kann es auch keine Befreier geben, keine Erlöser – und deshalb ist ebenso jeder Diktator – oder sagen wir im alten Sinn: ‚Tyrann’ – nichts als eine Funktion der Matrix.* Nichts anderes meint der Terminus Wechselwirkung. Man darf sie sich nur nicht dual vorstellen, sondern sie wirkt polyvalent, das heißt: nicht nur als Netzwerk in ihren unzähligen Synapsen und gegenseitig auf sie, sondern auch zwischen den möglichen Dimensionen durch die Membranen hindurch, die sie voneinander als Möglichkeiten trennen.“
Wäre mein Junge bereits erwachsen gewesen, hätte ich ihm das s o zu erklären versucht und zugleich, daß dieser Gedanke die Wirklichkeit der Geschehen nicht aufhebt: sondern daß wir die Lust und die Erfüllung, aber auch den Schmerz und den Tod ganz unabhängig davon nicht nur als wirklich erleben, sondern daß sie es, und zwar nicht nur subjektiv, bleiben und sind. Wer bei einem Autounfall ein Bein verliert, der h a t es verloren, es ist keine Illusion, auch der im Krieg Geschlachtete nicht, nicht Guantánamo, nicht ein Zahlungsbefehl, ebenso wenig wie ein Zahnschmerz, ein Krebs oder das Glück einer körperlichen Vereinigung, und zwar ganz unabhängig davon, ob ‚die Geschichte’ in einem anderen als diesem Strang der Bifurkationen völlig anders weitergeht. Wer sich das klarmacht, fühlt unmittelbar, daß hier keinerlei Beliebigkeit herrscht und schon gar keine Relativität, sondern immer die Unbedingtheit eines nicht rekursiven Geschehens. Der Gedanke e r l ö s t nicht: er ist fatal – das heißt schicksalhaft – kalt. (Deshalb gibt es auch keine ‚Endzeit’, keine irgend geartete ‚Rückkehr’ in ein Paradies und kein Subjekt der Geschichte: alle Teleologie geht davor in die Knie.)
>>>> Bifurkationen.]
[*): Vielleicht läßt sich sagen, daß sich hierin das hegelsche Verhältnis von Herr und Knecht fortsetzt, nur daß sich, ökonomisch betrachtet, jegliche Absicht aufhebt.]