Andreas hatte mit vielem Gerumpel Platz in dieser dritten Garage geschaffen, hatte aus einer anderen eine alte Matratze hineingeschleppt, die er aber vorher sehr sorgsam wusch. Das Wasser, von Brem argwöhnisch immer bewacht, hatte er selber gefunden; man merkte, er kannte sich im Überleben aus. War dabei still, sprach Brem auch nicht mehr an. In das Fensterchen stellte er eine angeschlagene Vase und dahinein einiges Gepflücktes, dem er Wasser gab, er hatte dann etwas, offenbar, worum sich zu kümmern. Brem sah überaus erstaunt Andreas’ Geschäftigkeiten zu. Nur einmal erhob er sich und schliff drinnen Messer. D a n n meditierte er, nicht wenn er dachte. Und horchte auf. Da kamen diese Klänge. Es war nichts als Geklimper, aber in jedem Ton schwang eine Ferne. Andreas hatte sich vor seine Garage eine kleine Terrasse eingerichtet, zwei Sessel ein Tisch aus zwei Brettern, über herangewuchtete Stumpen gelegt. Auch darauf Vase und Gräser. Doch da saß er nicht, sondern saß drinnen, war nicht zu sehen. Klimperte klampfte. War gänzlich unentschieden.
Brem ratterte nach Prag. Schaute bei der Bank. Schaute in einen Euroweb-Zugang. Die Vorgänge im Westen waren ihm bekannt. Er wußte, nichts käme weniger gelegen, als nun auch noch eine weitere Erhebung im Osten. Ein Päckchen mit Parfums war gekommen, nicht nur Geld. In einem Intershop kaufte Brem vielerlei ein. Er verstaute es im Jeep, ratterte zurück, kam an dreivier Milizen vorbei, die er grüßte. Die Leute nahmen die gestreckte Hand an die Mützen. Andreas saß diesmal, abends, draußen. Er sah stumm zu, wie Brem die vielen Tüten schleppte. Brot, Wurst, Käse, sogar Wein. Tiefgefrorenes Fleisch, eine Zweiwochenration. Mußte dreimal hin und her. „Bei mir wird nicht gehungert“, sagte er. „Und wenn du willst, nun gut, dann spiel mir was vor.“
Er hörte nur zu, kommentierte nicht. Stand auf, brummig, zog sich in seine Garage zurück. Merkte, daß er weinen wollte, wurde wütend. Ich schmeiße den Kerl morgen hinaus! Ich laß das nicht mit mir machen! Schlief ein. Wachte auf mit dem Entschluß. Stapfte rüber. Da saß Andreas und sah ihn an mit diesem Blick. Brem streifte an ihm vorbei, bis ans Gatter, schaute in die Gegend, ging brummig in seine Garage zurück. Und wartete auf die nächsten Töne. So ging das Tag um Tag. Er fing an, die Schänder zu verstehen. Die hatten aber sicher nicht gekocht. Wie nun absurderweise er. Er deckte seinen Tisch, zwei Gedecke, setzte sich dran vor die Mahlzeit und wartete auf den Jungen. Der kam aber nicht. Der ließ ihn wirklich infrieden. Der wollte aufgefordert sein. Am zweiten Abend schmiß Brem viel Essen weg. Am dritten f r a g t e er Andreas. Was ihn nur noch grimmiger machte.
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