[Arbeitswohnung.]
Verschlafen, erst um halb acht aufgewacht. Jetzt bereits der zweite Latte maccchiato, die zweite Morgenpfeife; es war in Der Dschungel ein bißchen was zu richten. Da ich >>>> meine Sommernachts-Kritik gestern erst sehr spät einstellen konnte, hab ich sie eben auf heute umdatiert; die Erfahrung zeigt, daß Texte in Der Dschungel um so öfter gelesen werden, je früher am Tag sie drinstehen; nach „Texten von gestern“ wird bloglogisch-selten geschaut; erst später, über die Monate hin, greifen die Suchmaschinen. Dann allerdings bin ich manchmal sehr erstaunt, welche Verbreitung die Beiträge gefunden haben; das gilt besonders für die Opernkritiken.
Jedenfalls kam ich gestern nicht mehr zum Laufen; abends, als ich mit dem Schreiben zuendegekommn war, war meine Lust gering, mich zum Parklauf nach draußen ins Nieseln zu begeben. Außerdem kam mein Sohn, hörte, daß ich Schnitzel eingekauft hatte, und mochte sofort mit mir essen: auf dieser Weise kann er bei seiner Mama und den Geschwisterchen ganz bequem Vegetarier bleiben. Ich wiederum dachte, nun gut, dann geh ich morgen zum Frühschwimmen, was nun aber, verschlafenshalber, ausgefallen ist. Dann also nachher laufen, nur daß ich in einer Stunde wieder beim Zahnarzt sitzen werde und mit noch wirkender Betäubung trainieren vielleicht nicht unbedingt sollte. Aber mal sehen. Zudem mailte >>>> der Verleger, ich möge doch bitte zwei Argo-Bände zur Sonderausgabe fertigstellen, sie also mit dem Autographen versehen, weil er, der Verleger, gerne Bestellungen ausführen würde; er sei um 16 Uhr im Verlag. Schon knüllt sich wieder der Tagesablauf. Ich erwarte vor allem Nachricht aus Vilnius.
Langes intensives, teils hochwitziges „Gespräch“ mit >>>> Schultens bei Facebook. Das ging locker bis in den späten Abend über unsere Generationen und über die dazwischen hinweg. Einschüchterungen,. das war so ein Thema, wozu sich dann, also zu Schultens, meine Lieblingsredakteurin meldete: Sie wolle sich gerne anstecken lassen, aber erst nach der Frankfurter Buchmesse. So ist auch dies auf dem Weg, den ich markiert hab. Interessant war Schultens‘ Bemerkung, nachdem ich auf >>>> Steins Besprechung der Elegien gelinkt hatte, sie habe den Eindruck, also Schultens, daß, hätte diesen Text eine Frau geschrieben, er anders aufgenommen worden wäre, bzw. überhaupt aufgenommen:
Guten Morgen. Meine Küche sieht aus wie manchmal Küchen zu meinen WG-Zeiten:
Ach ja, übermorgen, am Donnerstag abend, 19.9., werde ich aus den Elegien vortragen, in der >>>> „Große(n) Schöneberger Lesenacht“ zusammen mit jungen Kollegen, unter anderem Moritz Gause. Wenn Sie mögen, sind Sie willkommen. Ich werde die Veranstaltung aber noch gesondert annoncieren, morgen.
Upps, ich muß jetzt aber wirklich los!
11.06 Uhr:
Er: „Heute tauschen wir nur das Medikament aus.“
Ich, ein bißchen bedauernd: „Nicht mehr?“
Er: „Was heißt hier ’nicht mehr‘?“
Es gab dennoch einen Höhepunkt. Er zeigt auf einen der Bohrer, nimmt ihn, hält mir die da aufgesteckte sehr feine Nadel nah an die Augen: „Guck mal..: Daß man so kleine Spiralen herstellen kann!“
Zweieinhalb Zentimeter, ungefähr, lang. Aufschuß von Hoffnung: zweieinhalb Zentimeter rin innen Kiefer… na, sagen wir: einen, weil anderthalb auf Zahn und Zahnhals gehen. Ich bin absolut begeistert von gutem Handwerk. Das Ding dient aber nur dazu, sorgfältig das Medikament zu verteilen, also im Wurzelkanal. Jeder Zahnarztbesuch füllt mich mit Wissen.
Er: „Und jetzt lassen wir uns zwei Wochen Zeit.“
Ich: „Aber meinetwegen können wir sofort weitermachen.“
Er: „Nein, das muß erst wirken. Ist ganz gut, wenn wir das nicht beeilen.“
Wiederum Handwerk, jetzt mit prognostischem Wissen verschmolzen. Ebenfalls faszinierend. Manchmal denk ich, ich habe den falschen Beruf.
An der Wand hängt das:
Es war nicht mal Zeit, meinen elektronischen Cigarillo zu rauchen, was in einer Arztpraxis sonst ziemlich gut kommt. Außerdem: keine Spritze, also kann ich unbedenklich laufen um zwölf oder eins und schaff dann auch noch den Autographen für Elfenbein. – Dritte Morgenpfeife.
(Ich liebe es, daß Berlin eine sich unentwegt wandelnde Baustelle ist: Nahezu alles in dieser Stadt ist von bedingter Dauer, auch wenn, leider, schon lange nicht mehr die Straßennamen geändert werden. Es käme meiner Poetik überaus entgegen, müßte man, sagen wir, allzweiwöchentlich eine neue Postadresse angeben.)
Manchmal kapier ich meinen Körper nicht. Nachdem ich gestern vorm Schlafengehen erschröckliche 75 kg hinunterschlucken mußte (seit Wochen brachte ich das nicht mehr zustande, aber 1 Steak, einmal 2 Schnitzel und dann noch 1s und dazu Kartoffeln zeitigt offenbar Wirkung), waren es vorhin – nach knapp vierzehn gelaufenen Kilometern und ein bißchen Bauchmuskeltraining – nur noch 70, obwohl ich vor dem Wieden tüchtig getrunken hatte. Fünf Kilo Differenz von einer Nacht auf den nächsten Nachmittag kommen mir schon komisch vor. Also einen Ratschlag der Löwin beherzigt und eine Körperanalyse-Waage bestellt, damit ich das vielleicht mal begreife, was mein Leiberl so tut. Ich kann überhaupt nicht mehr entscheiden, ob ich nun aufgrund des Krafttrainings an Muskelmasse zunehme, was eigentlich logisch wäre, aber dann die fünf verlorenen Kilo nicht erklärt, oder ob’s schwuppdiwupp wieder ein Bäuchlein gibt, wenn man sich bürgerlich ernährt.
Fein dafür, wie das >>>> Literaturtelefon Kiel gewirkt hat; kaum kann man Argo anrufen, meldet sich das Literaturhaus dort und möchte eine Lesung machen. Da wird sich >>>> Ögyr http://www.schwungkunst.de/wordpress freuen, welchen ganz offensichtlichen Einfluß das von ihm betreute Projekt hat. Na gut, ich hatte den Leiter des Hauses auch angeschrieben, aber das liegt knapp vier Monate zurück.
Und dann, noch durchgeschwitzt und etwas fertig, öffne ich meinen Briefkasten und finde >>>> das:
zu besichtigen von innen & zu zweit.
meine antagonistin – es mußte immer
eine sein – mit herzlosem porzellan –
gesichtchen funkenloser blick
als ich
sie schluderig ertränkte auf dem strudel
rudernd sie geschickt den kopf zu drehen
wußte daß der fischmund oben oben o
schließlich meine alte eingeübte kiemen-
atmung imitierte die die ich verlernt –
ein monstrum an evolution – gespult.
eine dauernde these – gnadenlos. entkam
ich stakte den schneebedeckten hang ab
fand zuflucht. sie in der tür verwundet
heimchen – / – / – /–.
(…)
aus: Schultens, ein zahmer begriff: pool