Morgens Joyce und Kennedy, am Nachmittag Herr Gogolin. Dazwischen Argos Mühsal. Das Arbeitsjournal des Mittwochs, dem 29. August 2012. Abends vielleicht Ioanes.

>4.54 Uhr:
[Arbeitswohnung. Lutosławski, Konzert für Orchester.]
Um zehn nach halb fünf hoch. Latte macchiato, erste Morgenpfeife.
Mein Junge schläft hier. Aber nicht deshalb wird die übliche Früharbeit etwas eingeschränkt sein, sondern weil ich um 8 Uhr im ARD Hauptstadtstudio sein muß, um meine Rezension zu >>>> Kennedys Blauem Buch einzusprechen und an Manuela Reichert, die für den WDR im rbb produziert, weiterleiten zu lassen. Allerdings habe ich mit dem kleinen Text noch ein Experiment vor: will unter die Sprache ein paar O-Töne monitieren, die ich seinerzeit >>>> während der Keuzfahrt aufgenommen habe; mich interessiert es, Rezensionen, die gesendet werden, auch radiophon herzustellen; Reichert immerhin will sich das anhören, anders als der SR, der >>>> für den Sillig einfach abgewinkt hatte, wobei Schock, der dortige Literaturregisseur ohnedies meine Anfragen nicht mehr beantwortet. Das ist ärgerlich, aber für eine bestimmte Klasse von Redakteuren nicht unüblich; sie müssen auf den Geist der Corps achten, denen sie angehören oder sich zugehörig fühlen, bzw. ihren „Stab“ bedienen. Daß mich diese Bemerkung wieder mal Aufträge kosten kann, trage ich. Ich bin sowas gewöhnt. Zu meinem Glück und deren Ehre gibt es auch andere Redakteur:innen..
Also werd ich mir das Tonfile zusätzlich auf dem Strick mitgeben lassen, es hier bei mir bearbeiten und dann ebenfalls an Reichert schicken, so daß sie selbst entscheiden kann, welche Version sie ausstrahlen möchte. Jedenfalls wird mit dieser kleinen Arbeit der Vormittag vergehen, so daß nicht ganz raus ist, wann ich heute wieder an die Übertragung der Argo-Korrekturen kommen werde. Außerdem kann es sein, daß sich der nächste >>>> Giacomo Joyce ein bißchen verschiebt. Vielleicht bereite ich die neue Übersetzung jetzt schon gleich vor, bzw. den Beitrag mit dem Originaltext, so daß >>>> Parallalie seine deutsche Version ganz unabhängig von mir einstellen kann; ich werde irgendwann folgen.
Um sechs möchte der Junge geweckt werden, damit er um Viertel nach sieben zur Schule radeln kann; er sei immer gern etwas früher dort, um mit Freunden vor dem Unterricht zu plaudern, erklärte er gestern abend bei Köfte, Bohnen und einem Kartoffelbrei, der mir wieder mal klarmachte, weshalb es „Stampfkartoffeln“ heißt. Auf davon zwei Portionen ein halbes Stück Butter, mit der Milch hineingestampft, würden auch Sie süchtig machen. Hab ich vor Jahren mal Wolfram, glaub ich, Siebeck abgeschaut, als ich noch Abonnent der ZEIT war. Meine Frankfurtmainer Zeit.
Abermals Lutosławski und Pettersson, die jeweiligen Sätze jeweils wechselseitig nacheinander. Wobei mir von Lutosławskis Liedern nach Henri Micheaux ein wiederum anderer Weg nach Britten zurückzuführen scheint; ich war ganz überrascht gestern. Auch die beiden will ich mal nebeneinander hören; das wäre etwas für den Nachmittag.
Aber da kommt >>>> Peter H. Gogolin hierher, wegen meines Artikels über ihn für >>>> Volltext; ich habe das Treffen in vorigen Journalen versehentlich für morgen angekündigt. Im Terminkalender steht es aber richtig. 14.30 Uhr. Ich freu mich auf dieses Gespräch und, sowieso, das Wiedersehen. Abends schließlich gibt es >>>> im benachbarten Soupanova Musik mit dem Ioanes-Trio, die mich interessiert. Mal sehn, ob ich‘s schaffe; wie ich bei FB sah, hat sich auch >>>> brsma angekündigt.
So, den Joyce vorbereiten, vorher noch das DTs von gestern schreiben.
Guten Morgen. Hoffentlich komme ich heute ans Cello. Und übermorgen geht‘s nach Kiel. Außerdem ist endlich von den >>>> Kulturmaschinen die hoffentlich richtige Textdatei der Essays gekommen, so daß ich das Lektorat übertragen kann. Auch das sollte so schnell wie möglich fertigwerden.

6.06 Uhr:
[Elgar, Cellokonzert (Truls Mørk).]
So, dem Jungen seinen schon, kann ich wohl sagen, traditionellen Morgenkakao bereitet, mit etwas Zimt darin, wie er es liebt. Der Kakao muß, wie ein arabischer Kaffee, dreimal aufkochen, damit sich das Aroma aus dem Mehl löst; richtig zubereitet, ergibt sich obenauf ein hellerer, cremafeiner Schaum. Dazu das Lieblingscellokonzert des Burschen. Heute mal kein b-moll.
Während er sich, mein Sohn am Vulkanlager, seelisch auf den Tag einstellt, zieh ich mich mal an. Giacomo Joyce 10 ist vorbereitet. Wenn ich vom Funk zurückkomme, kann ich gleich den englischsprachigen Text einstellen.

8.40 Uhr:
Bereits zurück. 6‘20‘‘, eigentlich sollten es glatte sechs Minuten sein, aber ich denke, der Überhang ist zu vertreten. Falls nicht, werde ich hier noch ein bißchen kürzend schneiden. Jetzt erst einmal meinen zweiten Latte macchiato. Dazu die Löwin in Wien anrufen. Danach an meine Joyce-Übersetzung; nun wird der zehnte Abschnitt doch rechtzeitig eingestellt sein. Dann ein bißchen Argo ff.

11.06 Uhr:
[ Lutosławski, Postludium.]
Nun steht auch >>>> der zehnte Abschnitt Giacomos mitsamt meiner Übertragung ins Deutsche drin; es fehlt noch >>>> Parallalies, die, schrieb er vorhin, zwischen Viertel nach elf und halb zwölf zu erwarten sei. Da sitz ich aber dann am Cello.
Eine halbe Seite Argo bisher; die sieht wüst aus, darum braucht das Zeit.
Bißchen was gefrühstückt. Ausprobiert, ob das schmeckt, wenn man das bißchen Kartoffelbrei, der von gestern abend noch übrig war, unter die Tahin-Joghurt-Mischung hebt. – Schmeckt. Derweil sich Phyllis Kiehl, die ich am Wochenende auf dem Seminar wiedersehen werde, heute >>>> Duchamps entsonnen hat.

15 Uhr:
Spracharbeit an einer Übersetzung >>>> wird zur Ausdrucksarbeit in der eigenen Sprache, nämlich direkt an der Erzählung des Bildes.
Enorm tief, mal wieder, nach dem Celloüben geschlafen. Seltsamer Traum. Ich hatte eine Lesung, die Leute hörten fast glücklich zu. Aber plötzlich sehe ich, daß das letzte Drittel der Erzählung fehlt. Es steht im Buch nicht mit drin. Die Leute klatschen, ich entschuldige mich, suche im Laptop nach meiner vollständigen Datei und wache dabei auf.
Eben ruft Gogolin an, er setze ich jetzt am Alex in die Bahn. Dann will ich ihn mal abholen gehen.

21.30 Uhr:
Von vorhin bis fast eben mit Peter H. Gogolin zusammengesessen, und er hat viel und sehr gut erzählt. Allerdings haben wir fast eine halbe Flasche Malt dabei ausgetrunken, so daß ich jetzt alle anderen Pläne über den Haufen geworfen habe. Jedenfalls sollte ich nicht mehr rausgehen und keine empfindlichen Dinge tun. Aber etwas essen. Bohnen zu schnibbeln, ging noch; von gestern sind noch Köfte übrig. Jetzt ist alles auf dem Herd..
Wenigstens eine Seite Argo bekäme ich heute gerne hin, es fehlen noch fünf Zeilen…
Und am Giacomo Joyce >>>> diskutiere ich noch weiter mit.
Gut ist, daß ich nun genug Material habe, um mein Artikel über Gogolin zu schreiben. Frappierend, wie vieles wir ähnlich sehen, aber auch frappierend, auf welche Weise unsere Sichten differieren. Jetzt ist es zu den >>>> Kulturmaschinen weitergezogen.

8 thoughts on “Morgens Joyce und Kennedy, am Nachmittag Herr Gogolin. Dazwischen Argos Mühsal. Das Arbeitsjournal des Mittwochs, dem 29. August 2012. Abends vielleicht Ioanes.

  1. Gogolin Wollte so gerne “Das Herz des Hais” mit in den Urlaub an die Adria nehmen. Doch die Kulturmaschinen reagieren nicht, und bei amazon geht’s erst ab Oktober. Bis Freitag wird’s wohl kaum mehr reichen, Herr Gogolin?

    Und: Welches ist wohl das Lieblingscellokonzert?

    Und: Mit Interesse verfolge ich die Übersetzung von James Joyce. Oder besser gesagt: die Nachdichtung…Die ewige Suche nach dem passenden Wort. Der Kampf darum wird hier sehr gut sichtbar.

    “Das blaue Buch” ist schon im Urlaubskoffer. Wann kann man die Rezension im Radio hören?

    1. @Cellofreund zum Herzen des Hais. Das Buch, lieber Cellofreund, ist meines Wissens noch nicht fertig, sondern wird erst zur Frankfurter Buchmesse erschienen sein. Ich bin mir sicher, daß, falls Sie es bei den Kulturmaschinen bestellt haben sollten, die Auslieferung erfolgen wird, sowie die ersten Exemplare aus der Druckerei vorrätig sein werden.

      Elgars.

      >>>> Die Sendung wird am 9. September ausgestrahlt werden. Danach werde ich wie immer meinen Text auch in Der Dschungel zugänglich machen.

    2. @Cellofreund + Herz des Hais Ich lese leider erst heute Ihren Urlaubswunsch. Fertig ist das Buch inzwischen, lediglich der Drucker muss wohl noch drucken. Ich lese am 20. September in Frankfurt daraus. Stadtbücherei Frankfurt, Büchereizentrum Sachsenhausen, Beginn: 19:30 Uhr. Spätestens dann sollte das Buch also real existieren. Vielleicht sieht man sich dort? Grüße PHG

  2. Elgar Ach ja, Elgar, ich schlafe noch halb… bestimmt sehr schön. Es gibt auch ein wunderbares Klavierquintett von ihm. a-moll, op. 84 (1918/19). Hatten wir schon in unserer Kammerkonzertreihe, mit dem finnischen Pihtipudas Kvintetti um den Berliner Geiger Götz Bernau. Unvergessen.

    1. Digitale Konzerthalle Jetzt habe ich sie abonniert. Sie sollten sich Prozente geben lassen…auch für all das andere, das auf Ihre Empfehlung hin erworben wird. Dieser Elgar ist wunderschön, ich habe das Cellokonzert wirklich noch nicht gekannt.

    2. Prozente@Cellofreund. Nein, ich möchte das gar nicht. Ich empfehle aus Begeisterung, gern, möchte dafür einstehen, nicht bezahlt werden. Eine Bezahlung reduziert die Empfehlung aufs Geschäft und macht aus dem Empfohlenen eine Ware. Das heißt: sie macht sie, mit Karl Marx gesprochen, “äquivalent”.
      Die Digital Concert Hall trägt sich nicht selbst, sie ist auf Zuwendungen angewiesen, die umfangreich sind. Von denen etwas für mich selbst abzuzweigen, gefiele mir nicht, denn es würde der Musik weggenommen.

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