Ls Unterwelten. Ein Briefwechsel.

Dies erreichte mich über >>>> das fiktionäre Kontaktformular:

Betreff: Ihr Weblog/Mein Tagebuch

Nachricht: Sehr geehrter Herr Herbst/v. Ribbentrop,
ich melde mich bei Ihnen, obwohl ich Sie nicht kenne. Aber ich
schreibe neuerdings >>>> im Tagebuch Beiträge. Das war nicht meine Idee,
das gehört in eine Beziehung, die für mich eine Befreiung sein sollte.
Was ich aber wissen will ist, ob Sie meine Anonymität garantieren
können. Ich habe bei Ihnen gelesen, dass das nicht unbedingt der Fall
ist. Ich gehe davon aus, dass >>>> der von mir mit D abgekürzte Mann zu
Ihrem Bekanntenkreis gehört. Er hat das von mir gefordert, aber ich
habe kein gutes Gefühl dabei, wenn man herausbekommen kann, wer ich in
meinem wirklichen Leben bin.
Ich spreche z.Zt. nicht mit D. weil ich nicht weiss, ob ich das nicht
abbreche. Ich brauche erst von Ihnen die Garantie, dass mein richtiges
Leben nicht betroffen ist. Ich muss auch an andere denken. Lieber höre
ich mit der Sache auf.
Schreiben Sie mir bitte an ***. Das ist die Email,
die D. für mich eingerichtet hat.
Mit freundlichen Grüßen
Laura*

[*) Name von mir ersetzt.
Die LINKS sind von mir nachträglich eingesetzt.
ANH.]

Ich habe geantwortet:

Liebe Laura,
das kann ich Ihnen nicht garantieren. Offenbar beziehen Sie sich vor allem auf >>>> diesen Eintrag und die anschließende Diskussion. Ich kann versuchen, der Entwicklung gegenzusteuern. Dem gilt sogar eines der hauptsächlichen Augenmerke meiner literarischen Netz-Ästhetik. Aber wer schließlich wann, warum und wieweit in die veröffentlichten Texte hineinschaut und auch für Hintergünde exegetisch recherchiert, liegt völlig außerhalb meines Zugriffsbereiches. Das muß Ihnen klarsein und muß jenem ominösen „D“ sowieso klarsein. Ich habe aus den in der genannten Diskussion aufgeführten Gründen bislang davon abgesehen nachzuforschen, wer dieser D. sein könnte. Ich will da auch weiterhin nicht nachforschen, sondern, das gebe ich Ihnen unumwunden zu, genieße die Unsicherheit, die sich ein weiteres Mal für mich selbst in meiner eigenen Dschungel ergibt. Deshalb, aber nicht nur deshalb, bedauerte ich es sehr, stellten Sie Ihre Tagebucheinträge wieder ein. Sie erzählen ja, und zwar gut, eine Geschichte – ganz so, wie a l l e s in Der Dschungel eine Geschichte i s t – ganz unabhängig davon, ob ihr reale Vorkommnisse entsprechen und/oder vorhergegangen sind. Ich habe über diese meine Haltung und An- wie Einsicht verschiedentlich, besonders auch in Der Dschungel, publiziert. Zugleich sagen solche Geschichten sehr viel über unsere Anthropologie aus. Damit das gewahrt bleiben kann, das sehe auch ich so, ist Anonymität ein unbedingter Garant. Und ich will alles dazu tun, sie zu sichern – garantieren aber kann ich sie nicht.

Wie immer Sie sich deshalb nun entscheiden werden, es ist mir eine Freude gewesen, daß Sie es gewagt haben, sich derart öffentlich zu machen. Dafür meine Hochachtung. Und würde es begrüßen, schrieben Sie hier weiter und bereicherten Die Dschungel weiterhin um diese nächste innige Stimme.

Unbekannterweise, Ihr:
ANH
http://www.albannikolaiherbst.de

P.S.: Der Ästhetik Der Dschungel entsprechend, stelle ich unseren Briefwechsel mit in das Tagebuch ein, wobei ich allerdings Ihre Email-Adresse unkenntlich machen und Ihren Namen umerfinden werde.

7 thoughts on “Ls Unterwelten. Ein Briefwechsel.

    1. Scheiße, verdammte Kiste… was ist das, was an diesem Satz so erregt, dieser Satz, der da jetzt so steht, ist unglaublich erregend innerhalb dieser Situation, die da jetzt geschaffen wurde. Eines möchte ich für die Leser und Leserinnen noch klären, ich bin schon per Mail gefragt worden, ob ich L. wäre (weil Lykomedite), ich bin’s nicht. Ich lebe meine eigenen Sessions, was ja jeder bei mir nachlesen kann, aber ich lebe die nicht nur, sondern ich hinterfrage, ich will wissen, warum ich das will, was ich will, zwar nicht ganz so über die psychische Schiene, also eher die Devotion, sondern mehr über die physische, es wird aber wohl eine Entwicklung geben, die dann innerhalb dieser Entwicklung auch zur Devotion führen wird. Was ist das, was da so erregt???… hier bestimmt eindeutig der Körper über den Kopf und… „je gegensätzlicher die Reaktionen von Körper und Geist, desto heftiger die Orgasmen (Zitat)“.
    2. Auf Zollsteins Frage für L. Alle deinesgleichen wollen imgrunde die Auslöschung. Ihr wollt den Sieg über einen Schmerz feiern, der nicht der ist, den ihr euch zufügen lasst. Es ist ein älterer. Er ist vorhergegangen. Deshalb ist euer Sieg nicht, dass ihr was aushalten könnt und das masochistisch genießt, sondern er ist symbolisch. Das ist nicht suizidal, weil der Sieg nicht vorübergehen soll. Es soll ein ständiger Sieg über den alten Schmerz sein. Bis ihr sterbt. Daher die Stärke eurer Orgasmen. Daher deine Erregung aufgrund von meinem einen Satz.
      Aber imgrunde wollt ihr die Auslöschung. Sie ist euer Ziel. Seid ihr ausgelöscht, ist es auch der Schmerz.
      Den ihr dadurch dominiert.

      L darf das lesen. Sie soll es lesen. Sonst würde ich das nicht hier öffentlich machen.

    3. Einfalt Laclos offenbart in seinem Kommentar ein fehlgeleitetetes Verständnis von Schmerz und dem Klientel, von dem er spricht. Denen, die er “euresgleichen” nennt, geht es um Heilung und nicht um Auslöschung. Schmerz ist hierbei als Purifikation zu sehen. es dürfte heute allmählich dem Dümmsten klar sein, dass die Lust an den Schmerz gebunden ist. es kann ja nicht ausgeschlossen werden, dass Lust und Schmerz zu den Grunderfahrungen des Lebendigseins gehören. Da ist der Ansatz zu machen, nicht in einer gedachten – und idiotisch falsch gedachten – Annihilation. Wir befinden uns bei diesem Thema an der Schlüsselstelle des Rätsels der Existenz selbst.
      Bleiben wir kurz bei der Lust selbst. So ist ein Kriterium des erfüllten Geschlechtsakts die Bereitschaft zur Aufgabe einer Willkürlichkeit und der Verzicht auf die Kontrolle des Geschehens durch die Aufmerksamkeit. Es gibt keine echte Lusterfahrung ohne Ekstase, ohne eine freiwillige Aufgabe der Ich-Grenzen und des eigenen Körpers als kontrollierbares Objekt. Die Schmerzerfahrung erscheint als eine epistemologisch ausgezeichnete Weise des Gewahrwerdens des eigenen Körpers. Die Erfahrung des Schmerzes ist eine existentielle und zwar speziell eine Erfahrung der Grenzen der menschlichen Konditionierung.
      Hier gebe ich es zu – ist der Gedanke an eine “Auslöschung” nicht weit. Man muss aber schon sehr schwach denken, um überhaupt zu sagen: Alle deinesgleichen wollen im Grunde die Auslöschung.

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