Zweite Produktionsnacht. 28. 2. auf den 1.3. 2006. Das Wunder von San Michele. (21).

Ich glaube, dies wird das schönste Hörstück, das ich jemals geschrieben und inszeniert habe. Mir führt, fühle ich, die Liebe-selbst, die Hand. Allein die Idee, Schuberts „Im Abendroth“, gesungen wundervoll von Christoph Prégardien (und wie lange h a t t e ich schon diese Aufnahme!), mit Anacapris Zikaden zu kombinieren und bisweilen einem hindurchfahrenden Moped… ich weiß nicht, welchem Instinkt ich sie verdanke. Aber der a n d e re, der eigentliche Einfall… Dallapiccola… Saphos „Io lungamente ho parlata in sogno con Afrodite“ als fast allererstes Stück, als Motto einspielen zu lassen… dafür muß man, weiß ich, b e z a h l e n: dafür und für die Kraft, den Einfall auch umzusetzen. So etwas wird niemandem umsonst gegeben, man bekommt für so etwas eine Rechnung präsentiert. Und vielleicht, denk ich mir, zahle ich sie bereits.
Friebel und ich sind in der Rohfassung bereits fertig und haben knapp eine Dreiviertel Minute zu viel; das aber wird sich morgen gut kürzen lassen: Einzelsätze müssen hinaus, mal eine Tonanlage muß verkürzt werden, mehr nicht. Und wir haben jetzt für die Feinarbeit noch eine ganze Produktionsnacht. Das erste Mal habe ich das Gefühl, etwas könnte perfekt werden. Das danke ich nun ein weiteres Mal meinem Redakteur Thomas Zenke, der mich ein weiteres Mal ins kalte Wasser geworfen hat: „Jetzt machen Sie alles allein“, ungefähr s o, Sie sorgen für die Sprecher, die Geräusche, die Realisierung, nichts mehr wird Ihnen zugetragen zugetan; also schwimmen Sie!
Und ich schwimme.

Während ich dies schreibe, höre ich den Mitschnitt der Produktion ab, wie sie jetzt im Moment noch ist. Und mag nicht schlafen gehen.

SAN MICHELE 20 <<<<

8 thoughts on “Zweite Produktionsnacht. 28. 2. auf den 1.3. 2006. Das Wunder von San Michele. (21).

  1. Ob Ihre Begeisterung nun beneidenswert oder bemitleidenswert sein mag, sei dahingestellt – mit Deutschlandfunk ist ganz sicher nichts in Österreich. Rufen Sie doch gelegentlich bei Ö1 an und sagen Sie, man mag Sie hier in Wien. Dann senden die das sicher auch unter irgendeinem Format. Würde mich freuen, Sie armer winters radelnder Dichter, ständig verfangen zwischen faunischer Verzückung und unverdient gerechter Not.
    LG

    1. Weil jede Begeisterung doch immer wieder so blöd viel Potential der Not und Enttäuschung in sich birgt!
      Als ich Berlin in den Wintern der ausgehenden 90er besucht habe, roch es oft sehr stark nach Hausbrandöfen, so als wollte diese schöne, große Stadt sich in ihrer Auferstehung noch einmal das Parfum ihres Niederganges auflegen.
      So oder so ähnlich.

    2. fidler, sie haben keinen blassen schimmer:
      1) deutschlandfunk lässt sich sehr gut hören, hier in wien jedenfalls (mit kabel).
      2) ö1 ist eine rigider, kunstfremder sender mit durchwegs inkompetenten leuten in den wichtigen positionen (zobel etwa, der hörspielchef: ahnungslos) die dafür obszön viel verdienen, der das sicher nicht tut, jedenfalls nicht in diesem jahrhundert und nicht auf die art, wie sie vorgeschlagen haben.
      und 3) selbst wenn sie herbst nicht mögen/kennen oder seine arbeit nicht verstehen – wer jemandem seine begeisterung versauen will, gehört wirklich ins vorletzte jahrhundert (wo kinder oft prinzipiell verprügelt wurden, wenn sie einmal glücklich waren – was ihnen offenbar noch widerfahren sein dürfte.)

    3. “Weil jede Begeisterung Not und Enttschäuschung in sich birgt.” Sie sind ein C h r i s t, vielleicht sogar der puritanischen Art, Herr Fidler; aus diesem brüchigen Holz werden ergebene Untertanen gebrochen.Ich sag nicht, daß Sie das sind, ich weise nur lächelnd darauf hin, daß Begeisterung in anderen Religionen heilig ist, und zwar mit Recht. Hätten wir sie nicht bei wenigstens noch wenigen Menschen in u n s e r e r Kultur (sie sind indessen zahlreicher, als geglaubt werden soll), wir hätten überhaupt keine Schönheiten mehr. Deshalb, lieber ferromonte, bin ich so froh, daß ich sie mir bewahrt habe, diese Fähigkeit zur Begeisterung – völlig ungebrochen seit meiner Kindheit. Es ist eine G a b e. Niemand, weder eine vorgebliche pragmatische Realität, noch auch Personen haben sie mir je nehmen könnnen, nicht durch Mobbing, nicht durch üble Nachrede, nicht durch Intrigen oder intrigantes Ausgrenzen. Und vielleicht kam und k o m m t es zu diesem ja eben, weil diese Begeisterung so in mir i s t; vielleicht neidet man mir das. Sollte dem so sein, dann kann ich ‘nur’ entgegnen: “Ja, Euer Neid hat recht! Euch entgeht, was ich habe!” S o, Herr fidler, antworte i c h. Die Armut – auch wenn Sie vielleicht erklecklich mehr verdienen als ich – wohnt bei I h n e n, nicht bei mir; denn Ihnen wurde Ihr Reichtum genommen. Und was man Ihnen dafür gab, ist, um Andrè Heller zu zitieren, “wie ein Teller voll Wasser: karg”.

    4. Gemach, meine Herren, gemach! 1. hatte ich tatsächlich keinen blassen Schimmer, daß der Deutschlandfunk durchs Wiener Kabel geht – danke für den Tip!
      2. ist Ö1 mitunter ein großartiger Sender. Ich selbst kenne nur einige wenige Leute dort, aber die sind in Ordnung und verdienen ganz normal.
      3. will ich niemandem was versauen und kann das wohl auch nicht, schon gar nicht auf diesem Wege. Was ich als Leser dieses Weblogs jedoch sehe, ist, daß Herbstsche Begeisterung ständig Hand in Hand zu gehen scheint mit Mobbing, übler Nachrede, Intrigen, Ausgrenzen oder Neid … wie er ja oben selbst schreibt. Das meinte ich mit dem negativen Potential der Begeisterung, und ich denke, es wäre doch schöner, sie aufrechterhalten zu können ohne diesen stetigen Kampf gegen Widersacher, die scheinbar hinter jeder Ecke warten und deren einer zu sein sogar ich schon in Vedacht stehe.
      Überhaupt kurios, was für ein Bild ich hier mache – ein an Begeisterung und Phantasie verarmter, schon als Kind verprügelter Vielverdiener, naja, ich weiß nicht …
      Es ist mir jedenfalls eine Ehre, hier mit Ihnen kommunizieren zu dürfen, und, wie schon oben gesagt, es würde mich freuen, wenn Sie mir erlauben, am Wunder von San Michele und der Begeisterung, die es umgibt, auf eine Art teilhaben zu können, die nicht gleich auf jedes Wort hin einen Sprung in den Schützengraben erfordert…

    5. die selbstgerechte art ist recht österreichisch, nichts für ungut. auf herbsts blog wird gehobelt, und folglich fliegen späne.
      ö1- mitunter, ja, das ist das richtige wort. (gute geister gibt es gottseidank überall, so auch bei ö1. aber der sender ist (leider) schlechter als der selbstgefertigte ruf, den herr treiber & co bei jeder gelegenheit zu versprühen trachten. die großen zeiten von ö1 sind lange vorbei. zurück bleibt ein wertvolles archiv.)
      ich erinnerte mich eben an einen event im radiokulturhaus vor einigen jahren, verleihung eines preise für den hörspielsprecher des jahres. kurzhörspiele wurden live vorgetragen, gelobhudelt – und eine spontane diskussion betroffener autoren von konrad zobel einfach abgwürgt (was hätte er sonst tun können? etwa zugeben, daß man dort spart, wo sich keiner wehren kann, außer er scheißt eben auf den ORF?) – es ging um die drastische kürzung der autorenhonorare für hörspiele, wogegen sich namhafte autoren wie haslinger und jonke wehren wollten. (haslinger wurde sogar trotz bezahlter eintrittskarte anfangs der zutritt verwehrt.) ich bin ziemlich sicher, daß die einsparungen nur die honorare der autoren betraf, nicht die stattlichen gehälter derer, die die hörspiele produzieren, senden und sich geg. falls damit rühmen.
      kunstfeindlich ist der mildeste ausdruck, den ich habe.

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