Fotzen. Bamberger Elegien (106). Aus der zweiten Elegie in der Vierten Fassung (2).

(…)
Ein wie Verratenes rächt sich, als ob uns das furchtbar zurückholt.
Erlkönigs Hand blieb auf den Lappen des Großhirnes liegen.
Davon der Schauer, vom Daumen des Elbischen, wenn er es reindrückt.
Wissenschaft, strenge, erfaßt es nicht – aber Gedichte? wo Opfer
immer noch lauschen wie Tiere, doch hinsehen nicht, sondern bangen.
Menschenart s c h a u t, Menschenstolz, und will wissen. In bösesten Träumen
und in dem Dämmern von Nachtwald jedoch, wenn etwas wartet
hinter der Tür und kein Wille bewußt ist, da sind wir dem Tier
wieder ganz gleich: der Instinkt läßt uns fliehen, anstatt uns zu stellen,
statt daß wir‘s stellen, was hinter der Tür ist. Die Wissenschaft ist,
tagsüber nachzusehn, ob das Was war… Kunst schaut bei Nacht,
darin Geschlechtslüsten gleich, die wie sie Emotionen zu erden
mit den Empfindungen weiß und verschmilzt. Bilder, die v o r dem
Ich sind, noch ungetrennt, zieht sie heraus, noch bevor es geformt war,
ihnen, den Ängsten, gepanzerte Schultern zu zeigen und daß
man sie hart anpackt. Jedoch, die Dämonen, sie wollen nicht weichen,
Schlafende sind sie und wie Palimpseste, zusammengenietet
uns in den Cortex gestanzt und in Männern gebannt von den Frauen,
nicht-sexuellen, wie Kinder sie wiegenden, pränatal dunklichte
Mütter, die Frau gar nicht sind, ja Person nicht, bloß schlickhafte Matrix,
nährende Fruchtwasser-Fassung, worin wir nur Teilchen gewesen,
Teilkörper e i n e s umleibenden Körpers, an den wir uns ungern,
weil er dem Geist fremd ist, erinnern, und beugt ihn organisch –
unbestattetes Rufen, so hallt das von Schädelwand hier nach
Schädelwand da als lebendig Begrabnes. Verzweifelt und wütend
kann es nicht sterben, verklingt nicht und giert in dem Mann, der es scheuend
sucht und hinstarrt, und wieder… erbärmliche, herrische Sucht,
fotzen*fixierte, durchdringen zu können, durchdrungen zu haben-
klaffende Spalte, die ansaugt und leckt von dem bebenden Schaft die
Männermilch bis zu der Neige
du Ohnegleiche meinen Schnee
zu schlagen und
zittert im Skrotum wie Schollen, gepflügte, die springen, minutenlang
nach –
(…)

(Zum Sprachgebrach siehe „Etymologie“ >>>> hier. Ich hatte erst
„Möse“ dastehen, aber es geht auch um den Klang, um das
schmatzend-Organische, das das Wort Möse, das insofern verniedlicht,
nicht vermittelt. In der Abfälligkeit des Wortes Fotze/Votze schwingt
die Verachtung des Organischen mit, Verachtung des Geistes gegenüber
dem Schleim. Wir wollen unsere Herkunft nicht wissen, aber sie dringt
aus unserer Wollust immer wieder heraus, was übrigens wohl ein Grund
dafür ist, >>>> daß die reale Darstellung sexueller Vorgänge nach wie vor als
pornografisch sanktioniert wird
, mit den Worten des verlinkten Kritikers
als etwas, das „der Leser“, mit dem sich Richard Kämmerlings
selbstverständlich selbst meint, „nie über Sex von Schriftstellern
zu wissen wünschte.“)



[Mahler, Zehnte Sinfonie, >>>> Barshai-Fassung. (Auch ich favorisiere entschieden >>>> Wyn Morris).]


BE 105 <<<<

13 thoughts on “Fotzen. Bamberger Elegien (106). Aus der zweiten Elegie in der Vierten Fassung (2).

  1. @ homme/automne; das “wie Verratene”. Ist eben nur ein quasi-Gegenstand. Was Sie in diesen Versen als Verachtung gegenüber der “bloßen” Matrix zeigen, ohne es zu beschreiben, kann man getrost die phallogozentrische Abwehrbewegung des (vor allem, aber nicht nur) christlichen Abendlandes nennen.
    Eine verzweifelte Bewegung obendrein. Denn aus dem Schlick dieser Matrix ist nicht nur alles “gekrochen”, sondern “kriecht” fortwährend weiter. Eben die Blöße der Matrix soll, wie jede Blöße, nicht allgemein sichtbar sein, “was sollen denn die Leute denken”.

    Was Sie (vieleicht) und die meisten andeen (ganz sicher) vergessen, ist, daß das Gehirn, jene Ikone des zentrierten Logos, das durch das “Herrschaftswissen” der Neurophysiologie nur noch in weiter in seinem zentralen Status aufgerichtet wird, jenes Organ ist, das feucht sein muß, um arbeiten zu können! — Daher sprechen sogar AI-Experten, die in der Regle das prosaischste Konzept von Individualität haben, das ich mir vorstellen kann, von “Wetware”, ohne zu wissen oder auch nur zu fühlen, was sie sagen.

    Auf einem anderen Blatt steht die Debatte um sogenannte Pornographie und Kunst.
    Abgesehen davon, daß Pronograhie heute etwas ganz anderes meint, als was Herrn Kämmerlings so sauer-flüssig aufstößt – all die frohgemuten deutschen Sitten- und Geschmackswächter sollten mal die französische Literatur der letzten -sagen wir- 270 Jahre anschauen… und lernen. Lernen z.B., daß ein Medienhype über Analfissuren und Intimrasur niemanden, aber auch niemanden hinter dem Lustofen vorlocken sollte (wo es doch so schön warm ist).

    Allerdings gibt es in Ihrer sicher pro domo gesprochenen Replik ein Problem: die “reale Darstellung sexueller Vorgänge”! Was soll das sein? Zwar kenne ich Ihre Meere nicht (noch nicht), doch möchte ich entschieden anzweifeln, daß Sie Sex “real” darstellen können … Sie können ihn höchstens real machen! Darstellung, erst recht künstlerische, stellt gar nichts real dar! Sondern eben künstlerisch, fiktional von mir aus … immer anders. Dieses ganze Feuilletin-Geschwätz über “biographische Grundierung” und erst recht ihre juristischen Ausläufer (die Sie, wenn ich richtig sehe, ja auch verspürt haben) zeigen sich als Mischung aus Unverständnis und einem aus dem 19. Jahrhundert mumifiziert übernommenen Literaturbegriff! (Letztlich übrigens einer, der gerade mit dem Flüssigen der Literatur nicht auskommen kann, der sie immer als fest verwurzelt im persönlichen Erleben, vornehmlich eine Mannes, erkennen will.)

    Und so blitzen selbst unter Ihrer flammenden Apologie der Fotze (Èmanuelle Cunt…) noch die Zähne der alten Vagina Dentata auf.

    v v v

    1. @femme100têtes. Vagina cloaca.

      [Michael Mantler, live mit Jack Bruce.]

      Denn aus dem Schlick dieser Matrix ist nicht nur alles “gekrochen”, sondern “kriecht” fortwährend weiter.Noch. Wenn stimmt, >>>> was Ifone und ich werden sehen (wobei wir das völlig verschieden bewerten, bzw. mit anderen Strategien darauf zu reagieren versuchen; die seine ist mir bekanntlich so unangenehm >>>> wie ihm die meine), dann ist „das christliche Abendland“ soeben dabei, das zu ändern, wobei wir unkorrekterweise das israelische Morgenland dazuzählen müssen.Was Sie (vieleicht)(nein, überhaupt nicht, nicht eine Sekunde)und die meisten anderen (ganz sicher) vergessennicht vergessen, sondern weghaben wollen, das ist ein bewußter Vorgang, ist, daß das Gehirn (…) jenes Organ ist, das feucht sein muß, um arbeiten zu können!Das gilt für j e d e s Organ, nicht nur für das Gehirn, und macht den Nexus gerade n o c h heikler.Daher sprechen sogar AI-Experten (…) von “Wetware”Das wußte ich nicht. Eine wichtige Information, die ich ganz bestimmt einarbeiten werde.ohne zu wissen oder auch nur zu fühlen, was sie sagen.Das finde ich ein höchst ungesichertes Argument, es ist eine Behauptung. Ich nehme im Gegenteil das Gegenteil an. Sie wissen u n d fühlen, und genau d a r u m wird die Technologie entwickelt.
      Auf einem anderen Blatt steht die Debatte um sogenannte Pornographie und Kunst.Ich glaube, es ist die Rückseite ein- und desselben Blattes, nicht ein anderes.(…)
      die “reale Darstellung sexueller Vorgänge”! Was soll das sein?
      Sie haben recht, das war unsauber formuliert. Daraus ergibt sich die logische Wahrheit Ihrer folgenden Kritik. Ich hätte schreiben müssen: „die literaturrealistische Darstellung sexueller Vorgänge“.(…) Sie können ihn höchstens real machen!Wenn wir dann schon mal so genau sind und es auch sein sollten, dann werden Sie mir zugestehen, daß das Verb „machen“ eigentlich auch restlos unangebracht ist.…einem aus dem 19. Jahrhundert mumifiziert übernommenen Literaturbegriff!Das ist absolut richtig. (Letztlich übrigens einer, der gerade mit dem Flüssigen der Literatur nicht auskommen kann, der sie immer als fest verwurzelt im persönlichen Erleben, vornehmlich eines Mannes, erkennen will.)Das stimmt wiederum nicht, sondern ist eine frauenrechtlerisch gefärbte, agitative Aussage. Es gibt unterdessen Hunderttausende von Schriftstellerinnen und Hunderte berühmte. Überhaupt war ja der Roman immer eine Domäne von Frauen, vor allem, erst einmal, von Leserinnen; mit dem Ende des 19. Jahrhunderts haben sich die Frauen diese ihre Lese-Domäne ausgesprochen erobert und bestimmen auch maßgeblich über Erfolge, sei es von Männern, sei es von Frauen; etwa 70% aller Leser von Belletristik sind Leserinnen, die meist eine deutliche Vorliebe für weiche Autoren vom Schlage Prousts haben.Auf einem nun wirklich anderen Blatt steht aber selbstverständlich, was diese Leserinnen insgesamt favorisieren und aufgrund welcher Prägungen.

      Und so blitzen selbst unter Ihrer flammenden Apologie der Fotze (Èmanuelle Cunt…) noch die Zähne der alten Vagina Dentata auf.S o flammend ist meine Apologie also nicht. In der Tat, auch mich erüllt dieserhalb eine tiefe Ambivalenz, in der sich je nach sympathikotonem/parasympathikotonem Zustand bisweilen auch Gier und Ekel unlöschbar mischen. Wobei mir, als ich Ihren Satz las, auffiel, daß schon der Begriff der gezähnten Vagina, der zahnbesetztem zahnklaffenden Vagina an sich eine Verdrängungsleistung ist, indem nämlich Zahn das konturierte Ding in die Angstbeschreibung hineinprojeziert und damit dinghaft kenntlich macht, also abwehrt, wo doch eben das nicht-Konturierte Angstgrund ist – eher vagina >>>> cloaca, die Auswurf und Schöpfung zusammen ist und eben nicht Stoffwechselausstoß und neues Leben (sic!:) sauber voneinander trennt. In diesen Komplex gehört ganz deutlich hinein, daß die wenigsten, jedenfalls mir bekannten Männer wissen, wie ihr Sperma schmeckt, für das sie doch zugleich begehren, daß die Frau es schluckt. In diesen Komplex gehört ebenso, daß uns, wenn wir in einem Café sitzen, dieselben Gerüche geradezu phylogenetisch abschrecken, die uns im Bett genetisch anlocken.

    2. Nur so ein Gedanke Eigentlich fällt mir dazu nur ein Begriff ein > Penetration, nämlich in seiner lexikalen Bedeutung: Durchdringung, Durchsetzung oder in störender Weise scharf durchdringend /aufdringlich (auf etwas dringen). Wie die Hand des Erlkönigs auf dem Lappen des Großhirns liegenbleibt, der Schauer des elbischen Daumens, hingegen der Vater, der nach einer rationalen Erklärung für die Gefühlsbewegung seines Sohnes sucht und am Ende selbst den Schauder, die Bedrohung verspürt.
      Letztendlich ergibt sich doch eine Gemeinsamkeit:
      Wissenschaft durchdringt oder penetriert am Tage, der Erlkönig bei Nacht, “beide” natürlich unterschiedlich aber auf ähnliche Weise verstörend.
      Die Wissenschaft durchdringt das WAS, der Erlkönig ist es. Er durchdingt uns indem er auf etwas dringt. Und in der Mitte stirbt das Kind.
      Vielleicht ist es das was klafft zwischen Tag und Nacht, Cafe und Bett oder Erotik und heutiger Pornographie, Kunst und Forschung (oder zwischen Ifone und Herbst, kleiner Scherz!). Wieso, wenn das Großhirn doch für beides seine offenen Türen hat?

    3. @read An. Eben um diese Verbindung geht es; daß sie da ist, steht außer Frage zumal nicht wenige strenge Wissenschaftler es offenbar gut hinbekommen haben, gleichzeitig gläubig zu sein, und manch ein Dichter geradezu mathematische Lüste am Empirischen hat. So auch vereinen wir Eros-als-Geist durchaus mit scharfem Sex, nicht unbedingt an einer, aber unbedingt in einer selben Person – wofern man hinsieht und nicht trennt.

    4. @ANH Ja, aber es scheint mir signifikant, dass der Begriff neben der etymologischen Wortbedeutung durchaus im Männlichen verankert ist, allein schon aus dem Aspekt des Geschlechtlichen, in der Wahrnehmung heute sicherlich an erster Stelle also nicht unbedingt nur eine begleitende Assoziation. Der Gegenbegriff dazu wäre AUFNAHME, in dem Kontext ohnehin Weiblich, der aber nicht in gleicher Weise die selbe Wortwirkungsgewalt in sich trägt. Ich weiß, jetzt kann man sagen: das ist eine typisch weiblich Sichtweise, rührt an oft diskutierten Klischees usw., auch Frauen können sich das zu eigen machen, ja aber nur auf der Ebene der Verhaltensweise oder nachahmend innerhalb sexueller Praktiken, Sie wissen schon was ich meine! So komme ich dann auch von dieser Überlegung zur Vagina Dentata, die so furchteinflößend gar nicht ist, sie wird mit den Lippen und dem Mund in Verbindung gesetzt – NahrungsAUFNAHME von der Hand in den Mund, Zähne als Werkzeug sowieso Freud, auch wenn man von den Traumdeutungen sonst was halten kann und doch gibt es archaische Traummuster, die kultur- und geschlechterübergreifend wirken, wie eben der Traum der ausfallenden Zähne. Das setzt doch in einem gleichwertigem Maße dem Männlichen etwas entgegen, etwas Existenz sicherndes sogar, bei dem Sie schreiben es sei eine Verdrängungsleistung indem etwas umrissen und dinghaft kenntlich gemacht wird, Männer als dringende Verdränger der Vagina cloaca, bei der ich doch immer nur an Reptilien denken muss. Also Aufnahme eines Potenziales, das latent immer vorhanden ist und in seiner äußersten Form gegen den weiblichen Körper handelt, ich denke da an Pornographie in der extremen Variante, der Verdinglichung des Weiblichen zu einem Loch, Loch, Loch für 3 Herren, ach und das Gesicht ist vielleicht auch noch ganz hübsch …

    5. Reptilien. Zu read Ans Aber. Spontan fiel mir die Schlange ein, in ihrer ganzen symbolischen Ambivalenz: Verführerin und Inkarnation von Weisheit & Wissen bis noch zum großen Kipling, >>>> bei dem sie allerdings männlich ist wie Dschungel weiblich (deshalb auch hier: Die Dschungel. Anderswelt). Im Deutschen reflektiert das Kaas Gattungsbezeichnung: d e r Python; dennoch wird meist von “ihr” gesprochen, und Disney, der den Python Kiplings kindgerecht dämonisiert, hat der Schlange das Männliche restlos weggenommen; darin findet eine (patriarchale) Urangst zu sich. Noch, daß eine Schlange um den Baum der Erkenntnis gewunden ist, symbolisiert das, wie das Wissen-als-Sünde insgesamt und den Fall zur Sünde. Sexualität und Bildung auf das engste verbunden, aber monotheistisch gebannt und schließlich bestraft bis in den Schmerz der Geburten.
      Immer finden sich schließlich Kloaken bei Vögeln, die die genetischen Nachfolger der Saurier sind, die wir spontan als >>>> Reptilien wahrnehmen, womit sich der kloake Kreis beinah schließt.

      AUFNAHME: selbstverständlich; einen Reflex davon trägt das sehr passive Wort Empfängnis; indem man es aktiv versteht (es aktiviert), kommt man der Nahrungsaufnahme nah, die mir wiederum >>>> femme100têtes als eine leise Drohung zugezischt hat: >>>> mantis religiosa (religiosa!!). Die Zweite Elegie spielt auf AUFNAHME ja an:klaffende Spalte, die ansaugt und leckt von dem bebenden Schaft die
      Männermilch bis zu der Neige
      du Ohnegleiche meinen Schnee
      “Lecken” ist hier hoch-aktivisch, und zwar so sehr, daß über “Männermilch”, die gesogen w i r d, sich die patriarchal-herkömmlichen Verhältnisse von aktiv/passiv radikal umdrehen; das kombiniert mit dem Schluß von Faust II (“Neige, neige,/du Ohnegleiche”), wo das Ewig-Weibliche den Mann z i e h t: er w i r d gezogen; abermals ein Passiv.

      Ich habe das Bild, da Sie schon darauf anspielen, aus einem Pornofilm, wo irrsinnig deutlich war, wie eng sich die inneren Schamlippen um den Phallus legten und wie fugenlos, geradezu vakuumal, sie das Sperma in sich hineinwischten; männerängstlich gesprochen: es gab kein Entkommen. Übrigens ist die Kombination von Fellatio mit Sandwich ganz sicher n i c h t die extremste Variante der Pornografie, eine für alle Beteiligten unbequeme aber gewiß.

    6. @ANH Ok. es ist nicht die extremste Form, ganz klar, es beginnt aber bei der Verdinglichung. Nun will ich ja nicht die Leier vom bösen Phallus abspielen, erst recht nicht weil es NICHT darum geht als Frau auch einen haben zu wollen, da ich ohnehin denke dass die Frau und der Mann einigermaßen in der Lage sind nachzuempfinden was sich in dem anderen gerade so regt. Dass sich das alles aber so ungleich in der Sprache niederschlägt, die ihrerseits wieder prägende Bilder erzeugt das verlangt Sensibilisierung. Es weiß ja auch nicht jeder etwas mit einer Vagina Dentata anzufangen, es sei denn man beschäfigt sich mit ihr.

      zur mantis religiosa:
      Da haben sich die Männchen wohl damit abgefunden, ich habe gerade gelesen bei anderen Mantodeen-Arten balzen die Männchen um ihr Leben, d.h. sie wissen es, schlaue Tiere!
      Das macht vielleicht auch ihren Schrecken aus, sie wirkt die restliche Zeit über fast hypnotisierend passiv und es erinnert mich an “Charlotte von Lusignan”, eine Schlange ohne Lider, so auch bei einer Gottesanbeterin, nur besser, egal aus welcher Perspektive man sie sieht, sie schaut einen immer an.

    7. @ homme/automne; read An; “Fotze” Gut. Wir müssen uns auch nicht über die Extremformen der Pornografie austauschen, das wäre eine Nummern-Revue. Doch, da wir andern”orts” von >>> Stimmen sprachen, fiel mir zu Ihrem, h/a’s, theoretischen und dichterischen Verfahren noch etwas auf:

      Indem Sie so ambivalent von der “vagina cloaca” schreiben, deren Anziehungs- und Abstoßungskraft (je nach Testosteron-Stand) sie vermischen, handeln Sie in zwei Richtungen: Einerseits stellen Sie die landläufige Ideologie der cleanness in die hintere Ecke, in die sie gehört, indem Sie vermischen. Andererseits (!!) aber vermischen Sie in der Kloake Anus und Vagina und stehen damit in jener phallozentrischen Tradition, die die “wandernde” Fontanelle als weiblichen Makel postulierte. Sie setzen Ausscheidung und Schöpfung ineins, um ja die dritte Öffnung vermeiden zu können: den Mund als die Region der Stimme. (Sie zitieren ihn allenfalls als Einfüll-Stutzen für Samenflüssigkeit!)

      Jener Stimme, die vor dreißig Jahren >>> Hélène Cixous in Le Rire de la Méduse als entscheidendes Moment weiblicher Existenz profiliert hat.

      Augen- und ohrenfälliger noch diese Ihre Vermeidung weiblicher Stimme in der hier thematisierten Modifikation Ihrer Dichtung: Wenn Sie das Geschlecht “Fotze” benennen, dessen schmatzender Sound Ihnen ja nicht nur auffällt, sondern sogar entscheidend wichtig ist, reduzieren Sie im Gedicht, was weibliche Stimme sein sollte, auf ein unartikuliert feucht-modriges Schmatzen. Hier liegt das restaurative Moment Ihrer so progressiv anti-clean daherkommenden Stoß(!)richtung. Dahinein gehört tendenziell auch die Rede von “Männermilch”, die jenseits jeder Metaphorik von sperm-cock-tails etwas penetrant Männliches an die Stelle eines nährend Weiblichen setzen will.

    8. @femme100têtes. Zum pornographischen Nexus. Sie ideologisieren und lesen in diesem Fall nicht genau.Sie setzen Ausscheidung und Schöpfung ineinsNein, nicht ich. Sondern ich habe geschrieben, hinter der vagina dentata verberge sich – immer im Rahmen unserer symbolischen Diskussion zu denken – eine vagina cloaca, die der eigentliche männliche Angstgrund sei: daß nämlich nicht geschieden w e r d e., um ja die dritte Öffnung vermeiden zu können: den Mund als die Region der Stimme.Darum ging es mir auch nicht, da Stimme (für mich) keine reale, sondern allenfalls sublimierte erotische Bezugsquelle ist Ich habe das >>>> eben hier schon ausgeführt; es macht mir auch nichts aus zu sagen: ich hätte es dort eingestanden. Es gibt Musikerinnen, die ich sehr verehre, auch Sängerinnen, etwa Margaret Price; ich käme da aber nie auf eine Idee, mit ihr schlafen zu wollen.Jener Stimme, die vor dreißig Jahren Hélène Cixous in Le Rire de la Méduse als entscheidendes Moment weiblicher Existenz profiliert hat.Ich würde das bei Frauen auch nie bestreiten…. nein, s o: meine Erfahrung würde das bei Frauen nie bestreiten. Ich weiß nur zu gut, wie ich selbst verführen kann, wenn und indem ich eine Dichtung vortrage. Es könnte sein, daß hier ein tatsächlicher Geschlechterunterschied besteht, aber vielleicht auch nur einer zwischen mir und anderen.Augen- und ohrenfälliger noch diese Ihre Vermeidung weiblicher Stimme in der hier thematisierten Modifikation Ihrer Dichtung: Wenn Sie das Geschlecht “Fotze” benennen, dessen schmatzender Sound Ihnen ja nicht nur auffällt, sondern sogar entscheidend wichtig ist, reduzieren Sie im Gedicht, was weibliche Stimme sein sollte, auf ein unartikuliert feucht-modriges Schmatzen.Das liegt einfach daran, daß der andere Mund, der des Geistes, nicht im Blickfeld lag und, an dieser Stelle, liegt.Hier liegt das restaurative Moment Ihrer so progressiv anti-clean daherkommenden Stoß(!)richtung.Vielleicht i s t es restaurativ, vor Begriffen fürchte ich mich nicht. Es gibt ja einiges Progressive, das schlicht falsch ist, weil es aus dem Wunschdenken rührt. Begriffe gehören zur Sprache, und Sprache gehört der Sublimation, nicht dem Erleben. Für mich.Dahinein gehört tendenziell auch die Rede von “Männermilch”, die jenseits jeder Metaphorik von sperm-cock-tails etwas penetrant Männliches an die Stelle eines nährend Weiblichen setzen will.Auch hier geht es, in diesem Bild, um die Farbe. Muttermilch, wenn sie austritt, hat dieselbe blaßweiße Luzidität wie Sperma. Und ich weiß da wirklich, wovon ich spreche. Die ganze Stelle, der Sie „penetrant Männliches“ (weshalb nicht „Männliches“) zuschreiben, funktioniert über Farbgebung und bekommt (auf dem Gegenbild des Schnees [frz. Neige, überführt in das goethesche hessische Neige – dort nämlich dialektal: „neiche“ als Reimwort auf „Ohnegleiche“] die Bedeutung eines Nährenden-Befruchtenden. Darum auch Skrotum und Scholle aneinander. Sie hätten recht, sprächen Sie in Contrefraction zu Penisneid von Gebärneid. Man soll aber Gedichte wirklich nur dann erklären, wenn das Mißverständnis derart arg ist.

    9. @ homme/automne: Ideologieverdacht. Ihr Vorwurf ist:

      “Sie ideologisieren und lesen in diesem Fall nicht genau.”

      Die Umkehrung würde ich für mich in Anspruch nehmen: Ich Ideologisiere nicht, vielmehr weise auch auf die ideologischen “Reste” (ganz psychoanalytisch zu verstehen) in Ihrer Argumentation hin; lese so genau, daß Sie sich provoziert fühlen.
      Da ist nun zu trennen zwischen dem homme/automne, der die Bamberger Elegien schreibt und dem, was sich durch diesen hindurch schreibt. Es mag für Sie an Ihrer Einstellung zur Stimme liegen, daß Sie an einer entscheidende Passage über Weibliches gerade die Mundöffnung nicht einbringen; allein: Sie schreiben damit eine Tradition fort (nein, Moment: eine Tradition schreibt sich durch Sie fort), die dem Weiblichen insgesamt und jeder Frau als einzelner die Stimme verweigern will. (Stimme hier im vollen Umfang der Assoziation zu verstehen: voice, vote, modulation etc.)
      Die Tatsache, daß der Mund nicht in Ihrem Blickfeld lag, gab mit Anlaß zu meinem Kommentar, nicht Ihr Blickfeld selbst. Das hängt bekanntlich vom individuellen Blick ab, pornographisch oder nicht.

      Ein letztes zur “Männermilch”: Diese ist penetrant männlich, weil: erstens sie den Mann ja schon im Kompositum führt, zweitens das Gemeint funktional penetrant ist, die Wand des Ovum penetrieren soll, drittens weil sie in der Ersetzung, die ich erläutert habe, in weibliche Domäne eindringen will. — All das nicht unabhängig von, sondern unterhalb der von Ihnen angepeilten Milch-Schnee-Metaphernkette!

    10. @femme100têtes. (Mehr!) “lese so genau, daß Sie sich provoziert fühlen.“ Aber nein! Davon bin ich nicht provoziert, was auch ein ganz unzutreffendes Wort ist. Angestachelt bin ich, lesen Sie das gern auch erotisch konnotiert; mir gefällt Ihre Art, und die Argumentation, die ich hierunter gleich, um darauf einzugehen, zitieren werde, ist vorzüglich. Vorzüglichkeit provoziert mich, wenn schon dieses Wort verwendet wird – eine provocatio ist ja eine Herausforderung, so daß Sie, um im Geschlechts-Ideologischen zu bleiben, eine Männerdomäne penetrieren wie Brünnhilde, wenn sie auf ihren Schild schlägt (bekanntlich war ihr Pech, daß Kraft dummblond sein kann wie Siegfried). Jedenfalls reagiere ich auf provocationes nicht mit Abnicken; d a s wäre arrogant.

      Da ist nun zu trennen zwischen dem homme/automne, der die Bamberger Elegien schreibt und dem, was sich durch diesen hindurch schreibt.Zu trennen einerseits, wieder zu verbinden andererseits; ich glaube nicht, daß auch nur irgendwas voneinander unabhängig geschieht, schon gar nicht in der Dichtung (oder, allgemeiner, in der Kunst).Es mag für Sie an Ihrer Einstellung zur Stimme liegen, daß Sie an einer entscheidenden Passage über Weibliches gerade die Mundöffnung nicht einbringen; allein: Sie schreiben damit eine Tradition forthier möchte ich gleich etwas einwenden, aber nein… Ihre Folgeschluß – das Wort ist ein weißer Schimmel, lo so – ist zu gut:(nein, Moment: eine Tradition schreibt sich durch Sie fort)Ich bestreite, daß es sich rein um eine Traditon handelt; es ist, w e n n, dann a u c h eine Tradition., die dem Weiblichen insgesamt und jeder Frau als einzelner die Stimme verweigern will. (Stimme hier im vollen Umfang der Assoziation zu verstehen: voice, vote, modulation etc.)Pardon, wo täte ich das? Sie schließen hier von einer Stelle auf alle anderen Stellen, jetzt nur mal auf die BAMBERGER ELEGIEN gesehen; im WOLPERTINGER führen Frauen sogar innere Monologe – was man dann wieder, methodikideologisch, angreifen kann, weil nicht ganz zu Unrecht gesagt wird: woher nimmt er das Recht zu wissen, was eine Frau denkt (fühlt), wenn er doch gar keine Frau i s t? so daß einem dann immer nur die Wahl zwischen Erhängen und Erschießen bleibt. Und zwar auch dann, wenn man, oft wörtlich, Aussagen von Frauen direkt in die Aussagen der Frau-im-Roman übernimmt. Auf Die Dschungel gewendet wiederum: sagen Sie mir bitte nicht, ich unterdrückte weibliche Äußerungen; ich bitte Sie expressis verbis herbei, es gibt mittlerweile zwei regelmäßige Tagebuchschreiberinnen, und für weitere steht dieser Urwald offen, ich zitiere fast durchweg aus Korrespondenz mit Leserinnen, nicht etwa Lesern undsoweiter. Also diese Klage finde ich ungerechtfertig. Gestern hat mich stabigabi5 ziemlich heftig attackiert; ich wäre nicht einen Moment lang auf die Idee gekommen, das hinauszuzensieren; daß sie das schließlich selber tat, liegt nicht an mir, sondern, wie es aussieht, >>>> hat ihr eine Frau etwas gesagt, das ihr nicht gefiel. Ich kann das nicht recht entscheiden, übrigens nicht einmal, ob stabigabi5 überhaupt eine Frau und nicht vielleicht ein versteckter Mann ist.Die Tatsache, daß der Mund nicht in Ihrem Blickfeld lag, gab mir Anlaß zu meinem Kommentar, nicht Ihr Blickfeld selbst.Jetzt muß ich mich wiederholen: er lag an dieser Stelle nicht im Blickfeld. Das geht auch nicht anders. Wenn immer alles zugleich im Blickfeld liegt, kann man nichts mehr sehen, weil das Bild schwarz wird. Abgesehen davon aber, selbst w e n n er nicht in meinem Blickfeld läge, prinzipiell, könnte das ja eine Darstellung von etwas Männlichem sein, das im gleichen Maß aus dem Einzelnen über das Allgemeine spricht, wie Sie selbst das für Frauen tun – wobei wir uns im klaren darüber sind, daß es den Mann so wenig gibt wie die Frau, daß sich aber dennoch – randunscharfe – Allgemeinschlüsse aus der symbolischen Diskussion ableiten lassen.Das hängt bekanntlich vom individuellen Blick ab, pornographisch oder nicht.Der pornografische Blick ist derjenige, der zurückschaut, wenn der Voyeur hinblickt. Da ich selber Voyeur bin, und gerne, habe ich mir den pornographischen Blick schon redlichkeitshalber angewöhnt.Ein letztes zur “Männermilch”: Diese ist penetrant männlich, weil: erstens sie den Mann ja schon im Kompositum führt, zweitens das Gemeint funktional penetrant ist, die Wand des Ovum penetrieren soll,S o gesehen haben Sie völlig recht; dann war es m e i n Fehler, „penetrant“ als Wertung gelesen zu haben.drittens weil sie in der Ersetzung, die ich erläutert habe, in weibliche Domäne eindringen will.Selbstverständlich. Ich sprach schon an anderer Stelle vom Gebärneid. Und ich bin erfüllt davon, bei drei Geburten zugegen gewesen zu sein und dabei nicht nur zugeschaut zu haben. Es sind die tiefsten Erlebnisse meines Lebens. Sie machen einen in die Weite von Eros ganz vernarrt: in die Grenzüberschreitung, die er – sie! – bedeutet. Dort, übrigens, hat Demut ihren Platz. Finde ich.

  2. Skandalös mit was für einem Müll Sie sich aug Google draufsetzen. Für mich ist das nichts als Täuschung mit Suchwörtern. Und dann noch so ein Quatsch! Wenn ich schon “Männermilch” lese… Sperma ist nichts als zu DNA-Codes angeordneten Eiweißen, ein paar Pheromonen und Wasser. Werden Sie mal nüchtern! Das ist doch die reinste Vergötzung von sexuellen Körperfunktionen.

    1. @Netzkritiker Das klingt als wäre er ne Henne, die über der Google brütet! Und jetzt hätte ich fast noch etwas zur Milchknappheit geschrieben. 😉
      Dann sollte man das Internet noch einmal runterladen, ungefähr so wie Google Altavista den Rang abgelaufen hat, da braucht es aber noch nen ganz eigenen Speicherstick um sich das www zu ziehen, um dann die Suchanfragen noch einmal neu zu strukturieren, vielleicht mit untergeordneten Kategorien einer erweiterten Suchmaske. Naja das wird nichts mehr!

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