Und weiter mit der „Pause“: der Steuererklärung zweiter Tag. Arbeitsjournal. Dienstag, der 26. Februar 2013.: Steuererklärung II. Arbeitsjournal. Dienstag, der 26. Februar 2013. Mit anfangs Mozart.

4.48 Uhr:
[Arbeitswohnung. Mozart, Prager Sinfonie (Bruno Walter).]

Morgenpfeife, Latte macchiato und die Stax, weil ich um fünf Uhr morgens noch nicht in Konzertlautstärke über die großen Boxen hören mag; in wenn auch marginaler Ausprägung kenne sogar ich Rücksichtnahme.
Weiter geht’s mit dem Kompliziertesten, weil Komplexen: der fiskalischen Veranschlagung meiner Reisen. Wegen des Gerichtsvollzieherstücks noch nichts von meiner Redakteurin gehört, die gestern nachmittag eigentlich hatte anrufen wollen; statt dessen reagierte eine Freundin, Man kann aber nicht von Begeisterung sprechen. Aufwallend sauer schrieb ich zurück. Dann tauchte ich wieder in meine Musik und die Buchungen. Immerhin >>>> Parallalie hat gratuliert. Ein sehr schöner Satz in seiner Email: „Der Dreh ins Mysteriöse des Gerichtsvollziehers (die Stelle mit den Briefmarken) bekommt die Qualität des Erzählens von Etwas, das vielleicht Geld ist, vielleicht auch etwas ganz Anderes.“

Vor ein paar Tagen nannte ich eine CBS-Pressung >>>> „na ja“. Diese hier, dagegen, ist ausgezeichnet. Und macht mich – Bruno Walters Kunst – Mozart sogar gewogen. Um so erstaunlicher, als es sich um historische Aufnahmen handelt; da haben die Toningenieure, die sie aufbereitet haben wirklich gezaubert; die Pressung selbst stammt von 1974. Sagt der Copyright-Vermerk. – Weiterbuchen. (Hab im Netz einen >>>> Reisekostenrechner gefunden).

6.06 Uhr:
[Mozart, Sinfonie Nr. 39 in Es.]
Auf zwei Kommentare habe ich aber >>>> eben doch noch reagiert. Ich empfinde das als eine wirkliche Größe des Netzes, welche Aufmerksamkeit besonders Gedichte in ihm erhalten; in Büchern gehen sie, so mein Eindruck, sehr oft verloren. Überhaupt habe ich den Eindruck, daß die Neuen Medien ein Nährboden für die Lyrik sind, die vielleicht diejenige poetische Form ist, die sich in der Zukunft unangefochten erhalten wird, anders als der Roman und die Erzählung, deren einer, für ihr Überleben, notwendiger Funktion – zu unterhalten nämlich – sowohl der Spielfilm als auch das Computerspiel längst den Rang abgelaufen haben.

Weiterbuchen.

8.56 Uhr:
[Mozart, Linzer Sinfonie.]
Diese Linzer gefällt mir außerordentlich. Seltsam, dieser plötzliche Mozart. Aber eben nicht der tändelnde, sondern einer, der ausgelassen schäumend kraft- und temperamentvoll ist. Jetzt hör ich das Stück zum dritten, aber sicher nicht letzten Mal seit gestern. Außerdem macht die Steuererklärung gerade – Spaß. Man faßt es nicht. Aber bei der Buchung der ganzen Reisen tritt der schöne Begleiteffekt von Erinnerungen auf; bisweilen muß ich sogar nachsehen, so daß ich plötzlich >>>> wieder in Honfleur bin, wohin die Löwin angereist war, um mit mir meinen dortigen Landgang mitzuerleben und auch zweidrei herrliche Stunden an Bord zu verbringen. Ich sehe plötzlich vor mir das alte Karrussel am Hafen wieder, sehe sogar die Muscheln, die ich aß, die defekte Brücke über das eine Becken, so daß wir ganz außen herumgehen mußten, die seltsam verödete Strecke zum Anleger der Astor, dann die im Bus winkende Löwin, als sie wieder abfuhr.
Derart gelockert hab ich noch nie vorher eine Steuererklärung gemacht. Seltsam seltsam, tempora mutantur. Fast eine Erlösung nach den Kämpfen um das Hörstück. Und ich seh mich nach dem Sturm in der Biskaya, auf dem Achterdeck, erstmals über das Sterbebuch nachdenken – und habe soeben die Visitenkarte des Reeders gefunden, der mich damals eingeladen hat. Ich werde ihn gleich anrufen, wenn die Steuererklärung fertig ist, und werde ihn fragen, ob ich nicht… für dieses Sterbebuch… vielleicht…

Weiterbuchen.

9 thoughts on “Und weiter mit der „Pause“: der Steuererklärung zweiter Tag. Arbeitsjournal. Dienstag, der 26. Februar 2013.: Steuererklärung II. Arbeitsjournal. Dienstag, der 26. Februar 2013. Mit anfangs Mozart.

    1. Und ob In den Tiefen der Erinnerung sind sie alle noch vorhanden- unsere Haushaltshilfe schnitt den Freddy aus dem Bravoheft aus und klebte das Mosaik an die Wand, in Lebensgröße. Die Melodien rufen heute noch ganz bestimmte Gefühle hervor, und wie herrlich, in youtube findet man sie alle: Freddy, Conny Froboess (heute eine hervorragende Schauspielerin am Münchner Residenztheater), Peter Kraus, der singt und tanzt wie ehedem.
      Zieht Euch doch nochmal diesen Text rein:

      Brennend heißer Wüstensand,
      Fern so fern dem Heimatland,
      kein Gruß, kein Herz,
      kein Kuss, kein Scherz,
      alles liegt so weit, so weit.

      Dort wo die Blumen blühn, dort wo die Täler grün,
      dort war ich einmal zu Hause.
      Wo ich die Liebste fand, da liegt mein Heimatland,
      wie lang bin ich doch allein.

      Oder : Jimmy Brown war ein Seemann, und seine einzigen Freunde die Gitarre und das Meer….. Juanita hieß die Gitarre…….und auch ein Mädchen…

      Was fühlen wir da? Abscheu? Ich eigentlich nicht. Stöbere gerne in youtube, entdecke so viel längst schon vergessen Geglaubtes.

    2. @Cellofreund mit Hongkong. Als ich Kind war und wenn ich beim Friseur auf dem Stuhl saß, unterhielt ich die gesamte Kundschaft mit einem im Knabensopran und ganz sicher entsetzlich schief geschmetterten “Fährt ein weißes Schiff nach Hongkong”. Ich habe daran keine Erinnerung, aber die anekdotische Geschichte war so viele Jahre lang immer wiederholte Erzählung in meiner Familie, daß es mich als Jugendlichen ziemlich nervte. Aber ich sehe dieses Schiff, nach wie vor. Daß ich das geplante Sterbebuch, den nächsten Roman, “Traumschiff” nennen will, hat möglicherweise genau damit zu tun.

    3. Verschreiber@Cellofreund. Haben Sie den witzigen Verschreiber gelesen? Ich habe ihn jetzt aber mal ganz schnell korrigiert – – -. (Tatsächlich stand da aber “Fährt ein weißes – !- Kind nach Hongkong”.)

    4. Weißes Kind Es hätte mich nicht gewundert, wenn Sie “Kind” gesungen hätten. Man dachte damals ja nicht über den Inhalt der Schlagertexte nach, verstand sie nicht wirklich- man sang einfach, was man meinte zu hören. Bei so manchem Wort wird mir erst heute die wirkliche Bedeutung bewußt.

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