DRITTER PRODUKTIONSTAG: Das ungebändigte Leben (14). Vorbereitung der Durchlaufsmitschnitte, sowie Einrichtung einer Zweiten Fassung des Typoskripts. Danach die Erste Montage.




10.30 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Seit halb sechs Uhr, nachdem das erst einmal nur kurze >>>> Arbeitsjournal geschrieben war, an der Schnittfassung des Zweiten Durchlaufs gesessen, den Chohan, Brossmann und ich gestern hier am mittleren Arbeitstisch eingesprochen haben. Abgesehen von der Putzerei war wichtig, zwei große, spontan zustandegekommene Szenen herauszuschneiden und für die spätere Verwendung herzurichten, in denen wir plötzlich lauthals zu lachen begannen; beim zweiten Mal – nachdem ich über das Wort „skizzieren“ überhaupt nicht hinwegkam, ohne mich in dem Doppel-Z zu verheddern – bekamen wir uns minutenlang nicht mehr ein.
Das krieg ich logischerweise in >>>> das Krausserstück nicht rein, aber doch eventuell ein wenig davon. Die Szenen werden den cleanen Ablauf einer Hörstückproduktion mit Komik unterlaufen, wodurch ich dann wieder einen besonderen Realismus des Stückes selbst erreichen kann: das Gemachte daran wird vorgeführt, aber zugleich auf seinem Recht beharrt, indem die Szene in sich selbst wieder zurückführt, o h n e clean gedeckelt zu sein.
Jetzt gibt‘s erst mal zwei Spiegeleier mit Schinken, einer Gurke, dazu Salbeitee – eine Kanne voll zur Weiterarbeit. Dann geht es weiter. Ich will noch vor dem Mittagsschlaf die Zweite Fassung des Typoskripts erstellen, in die nunmehr jedes einzelne Take an seine dazugehörige Partie, bzw. Partien mit seiner Registraturnummer eingetragen wird. In dieser Zweiten Fassung ist allerdings die verwendete Musik noch immer nur als Idee jeweils skizziert; genau zugeordnet wird sie in der Dritten Fassung werden, die direkt aus der Praxis wachsen wird.
In der jetzigen Ersten Fassung sehen die Schnittanweisungen der Technikerin, Eva Mieslingers, zusammen mit meinen Take-Nummer noch so aus; Sie können sich vorstellen, daß das s o – für die weitere Arbeit, in der auch die Musik- und Angaben der O-Töne noch hinzukommen müssen – zu unübersichtlich werden würde, um die Arbeit zügig genug voranzubringen.

19.25 Uhr:

Sämtliche Takes sind angelegt; wenn ich nicht kürze, werde ich mit einem – ohne bereits die Musiken berücksichtigt zu haben – Fünfminuten-Problem konfrontiert werden, über beide Daumen gepeilt. Also besteht der nächste Arbeitsgang darin, mir selbst schon mal im Skript sinnvolle Striche vorzuschlagen. Danach montiere ich Schritt für Schritt die Übergänge und führe die ersten Striche schon bei der Rohmontage aus. Insgesamt bin ich nun aber schon so weit, daß ich ab morgen früh mit der, muß und will ich sagen, eigentlichen, nämlich der musikalischen Arbeit beginnen kann. Das ist gut. So werd ich gleich mal ein frisches Brot und eine Flasche Wein besorgen.

Einundeineviertelstunde sehr tief zu Mittag geschlafen, wenngleich mich ganz zu Anfang der WDR herausriß: man brauche dringend Material für einen Trailer, O-Töne, Musiken usw. „Ja, kennen Sie denn das Stück?“
Also. Die Trailer werden aus der >>>> Presseankündigung und Tonmaterial zusammengestellt, und zwar nicht so sehr auf das Stück bezogen, sondern auf ein wiedererkennbares WDR-Format hin. Was mich natürlich fuchsig machte. Leute, die von einem Stück gar nichts verstehen, oder nur wenig und vom ein bißchen DrüberSchreibenSagen, bewerben es für ein Publikum so, daß es vor allem den WDR erkennt – sprich: solche Trailer sind für Quotler gemacht. Diese Trailer, das ist der Clou, müssen dann von Sendeleitern abgenommen werden, die selbstverständlich ebenfalls nichts von dem Stück verstehen, die das Stück wahrscheinlich auch gar nicht interessiert. Die sagen dann, ob so ein Trailer gut ist oder nicht.
Wiewohl meine Redakteurin mich bat, einfach die Zähne zusammenzubeißen (ich verschrieb mich grade in „die Szene zusammenzubeißen und mich gegen das bizarre Procedere nicht zu sträuben), setzte ich mich hin und bastelte nun selbst einen Trailer, einfach, damit die Dame, die ihn mit Regisseur und Sprechern herstellen soll, ein wenig Klangvorstellung bekommt. Also nicht sauer werden, sagte ich mir, sondern aufs Geleise heben.

Es hat sich gelohnt. Ganz begeistert kam hier ihr Anruf an; ich möchte nur bitte die drei Beispiele, die ich hinübergeschickt hatte, nicht ausblenden, sondern hinten offen lassen. Das war absolut einzusehen. Also das hab ich eben auch noch fertiggestellt.
Eine Stunde Pause zum Einkaufen, futtern usw. Dann geht es weiter. Bis Mitternacht wieder, schätze ich, werd ich arbeiten, um jedem Engpaß vorwegzuentlaufen.

0.11 Uhr (bereits des 24. 11.):
Arbeitsende für heute. Die Montage steht bis Minute 8,23.





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