4.52 Uhr:
Latte macchiato, Morgenzigarette. Um Punkt 4.30 Uhr bin ich auf.
Keine Musik jetzt, weil ich sofort an die Buchbearbeitung >>>> Der Fenster von Sainte Chapelle will; zuvor das gestern nacht schon vorbereitete >>>> heutige DTs eingestellt: manchmal lassen sich Zwänglereien sportlich betreiben, vor allem dann, wenn sie ihren Sinn erfüllen. – Ich habe drei Stunden geschlafen, weil ich nach der gestrigen Lektürezeit noch Polanskis „Ghostwriter” gesehen habe. Auf den Film zu verlinken, lohnt sich nicht; so gut ist er nicht. Aber er lief bis Viertel nach eins; und im Bett telefonierte ich noch mit der Löwin. Möglicherweise lege ich mich zu der eingeplanten Stunde am Abend zusätzlich hin, bevor ich die Arbeitswohnung für >>>> Garbarek & Hilliard verlasse, vielleicht für eine halbe Stunde; in aller Regel aber reicht der einstündige Mittagsschlaf voll aus. Hier erzähle ich, ebenfalls nur „vielleicht”, heute später etwas mehr. Ich muß die beiden Überarbeitungen, auch eben die Kleine Theorie des Literarischen Bloggens, jetzt mit Druck vorantreiben, sonst halte ich die Abgabetermine nicht ein. Also nur eben noch mein „Guten Morgen, Leserin!” –
9.10 Uhr:
Die erste Hälfte der Morgenarbeit erledigt, auch >>>> wieder einen Teil in Der Dschungel eingestellt. Bis TS 37 Mitte bin ich gekommen.
Jetzt will ich eben ein Brot kaufen, gestern nacht aß ich die letzten Krusten. Zweidrei Briefe sind zu schreiben. Einen Brief >>>> Stangs habe ich aber bereits beantwortet, nebenher, als die Arbeit stockte, ich mit einer Formulierung nicht vorankam.
Der Profi rief an, in Plauderstimmung. Jetzt hab ich Hunger. Nach dem Frühstück wird weiterchapelliert. (Indes sich die Löwin – auch wir telefonierten – ein bißchen wegen meiner gezielten Schlafreduktionen macht. „Jeder Hirnforscher kann dir sagen, wie wichtig es ist, daß du ausreichend Zeit für Träume hast. Aber gut, solange du nur phasenweise wenig schläfst…”. Nun bin ich aber überzeugt davon, daß es Menschen gibt, die permanent mit wenig Schlaf auskommen, und andere, die sehr viel davon brauchen, und einige, die im Normalmaß schlafen. So, wie es ja auch Leute gibt, die Ferien für etwas Notwendiges halten, ohne das man nicht gut arbeiten könne. Ich gehöre nicht zu denen. Den Satz „ich brauche Erholung” halte ich vielmehr für ein starkes Indiz dafür, daß jemand einer Lebenstätigkeit nachgeht, die er eigentlich nicht will.)
11.23 Uhr:
Während der Arbeit am Chapelle-Text >>>> parallel Arbeit an der Theorie, nämlich >>>> bei Tainted Talents:
Ihr Nachsatz teilt etwas mit, das ich immer als bitter empfunden habe, dem es sich aber nur auf dem Weg einer Verstellung ausweichen ließe, die einem Kunstwerk die Authentizität nimmt und damit den eigentlichen Wert. Mit „Authentizität“ meine ich jetzt nicht, daß alles so dargestellt werden müßte oder sollte, wie es jeweils geschehen ist; sondern ich meine die künstlerische Authentizität. Wie etwas „wirklich war“, ist eigentlich nur über sie, in der Verfremdung, zu erfassen, weil, das schreiben Sie völlig zu recht, „was war“ von den Beteiligten immer ganz verschieden wahrgenommen wird. W a s war, sehen wir nie; zumindest wissen wir nicht, ob wir es sehen. Wir glauben es, und wir müssen es auch glauben.
Um das kunstreligiös auszudrücken (weil Religion hier besser erfaßt): daß alles Phänomen zum puren Material wird, ist die Voraussetzung von Kunst und zugleich ihre Schuld. Genau diese Ambivalenz gibt ihr aber erst das Leben: es ist Schmerz in ihr, der uns Betrachter, Leser, Hörer mit Lust füllt. Deshalb spreche ich in Der Dschungel immer wieder davon, daß die eigentliche Kunstbewegung, ihr P r o z e ß, pervers ist. (Ich würde das konkret auf entsprechende Partien in Der Dschungel verlinken, müßte aber dann selber suchen, wozu ich momentan nicht die Zeit habe; deshalb: wer mag, kann dort die Suchfunktion nutzen.)
16.46 Uhr:
Habe >>>> die „Lesezeit” vorgezogen, also >>>> Stefanie Zweigs Rückkehr in die Rothschildallee. So behaftet dieses Buch mit Unterhaltungsliteratur-Klischees auch ist, so sehr nimmt es einen, wenn man Frankfurtmain kennt, doch schließlich ein, und zwar wegen der Details: der an den Kappen abgeschittenen Schuhe für Kinder, damit ihre Füße hineinpassen; der Puppen wegen, die „besser gekleidet waren als sie selbst”; aber auch Sätze gibt es, die als Idiome haften bleiben, etwa „Schwalben flogen den Sommer ein”. Dann die Erinnerungslast, das nicht-sprechen-Können der aus dem Lager Geretteten, die sich schuldig dafür fühlen, gerettet worden zu sein. Hier schreibt eine Dame des untergegangenen Großbürgertums, in der es aber erhalten blieb. Sie scheut das Extrem, das vielleicht aber angemessen wäre, gerade dort, wo die Kriegsverwüstungen geschildert werden; keiner vermag das so sehr wie der Widerling Céline, gerade w e i l er aus fast nichts als einem rassistischen Haß herausschreibt, aus dem er seine Sätze feuert. Ich denke da besonders an >>>> „Norden”. All dieses wirklich ästhetische Erfassen von Wirklichkeit gibt es bei Frau Zweig nicht, aber eine sprechende Menschlichkeit; daß sie beim Unaussprechlichen in die Klischees gerät, ist allzu verständlich.
Ich überlege schon die ganze Zeit, wie ich das Gespräch, das ich am Buchmessensonnabend mit ihr führen soll, strukturieren kann. Professionalität verbietet sich beinahe: bei diesem – auch d a s Wort ist heikel – Erzähl-„Gegenstand”.
Mein Junge ist noch hier, lernt Latein. Wenn er fort sein wird, mache ich mich für >>>> das Garbarek-Hilliard-Konzert fertig. [NACHTRAG, 1.10.: >>>> Hier die Kritik.]Danach werde ich M. auf ein Bier treffen. Die Bar meidet man donnerstags besser: ihre irre vollen „after-work”-Parties sind schrecklich vor replikanten Menschen. Lese ich Frau Zweig, wird das ganz besonders spürbar.
Jetzt aber noch an die Weiterbearbeitung der Litblog-Theorie.
On the way back from the party, Viv maintained a stony silence, finally blurting „Did you HAVE to tell that Hitler story again?“ Dirk just looked out the taxi window, thinking to himself that she’d get over it once she saw her surprise gift, a chihuahua, waiting at home. He didn’t know that the dog had by now peed all over her collection of 17th century etchings. „She’ll be putty in my hands“, he smiled to himself.
soundcheck um fear in corea gilt die 4
als todesziffer.
im elevator
steht an ihrer stelle immer F
@a23h. Ich sollte jetzt aber n i c h t „F.23 Uhr“ schreiben, oder? „Bin um F.35 Uhr aufgestanden.“ Wären nicht sogar Koreaner mit solchen Angaben überfordert?
Sie müssen eine ganze Ecke früher aufstehen, Laschi.
@ F. 23 Uhr Haha, fein okzidental luebelgeb-lacht! Solche & noch etliche andere, schier unueberwindliche allgegenwaertige Steganographien bilden hier in Asien quasi einen natuerlichen Wall, wodurch u.a. typisch abendlaendliche Volcanausspruechlein wegen zu geringer Aschi noch nich mal ins Eck jestellt werden. Denken Sie zB an 1Q84 …
Nachrichten moechte ich noch: Danke fuer die eben erst von mir erfasste o.g. Leseempfehlung zu Frau Zweig!