11.03 Uhr:
[Paris? Frankreich? Wo? Die Seine.]
„Raffaela!”
Mit diesem Schrei, i n diesem Schrei wachte ich auf. Als hätte mich wer wachgeschlagen. Ich lag am Boden, neben mir lief der Laptop. Sonst meine Sachen sind weg. Nichts ist mir gelassen als mein Arbeitsgerät. Ein langes Kabel, schwer, wie für Starkstrom, führt ihm zu. Wer hat ihn eingeschaltet? Und Zigarren sind da, ein ganz neues Kistchen. Ich begriff nicht. O Gott! Ich wälzte mich zur Seite, wo war ich? Ich blinzelte. Mein Kopf! Oh mein Kopf! Und meine linke Schulter schmerzt. Meine Handflächen schmerzen. Dann begriff ich. Die Pfingstrosen. Die abgefallenen Blütenblätter. Als ich nachts, nein frühmorgens, heimgekommen war in die rue de Chevreuse. Das Wort. Moment… Moment… Ich habe nach Jenny gerufen. Sie war gekommen, plötzlich stand sie, um vier oder fünf Uhr morgens, in der Tür und – schrie auf:
„Raffaela!”
17.09 Uhr:
[Paris, La Nonchalante.]
Ich komme erst allmählich wieder zu mir. Immerhin kam ich wieder zurück. Das war kein Traum, wenn Sie das meinen. Edith oder sonstwer hat die Pfingstrosenblätter entsorgt, die Tischchenplatte ist jetzt ganz rein. Es fing mit den Pfingstrosenblättern an, alles: alles fing mit ihnen an. Das wird mir langsam klar. Es wird mir außerdem klar, daß „Le Duchesse” durchaus nicht jedes Geschehen, wie sie vielleicht meint, in der Hand hat, schon gar nicht mich, daß ich mich aber auch selbst nicht in der Hand habe. Ich will mir ein neues Mobiltelefon besorgen, wenigstens die Löwin muß ich doch informieren und auch daheim, in Berlin, anrufen, um meinen Jungen zu informieren, daß auf jeden Fall sich seine Mama in diesen Tagen um ihn kümmert und ich mittags nicht dasein kann, um sein Essen zu kochen. Nach der Schule. Schule! Normalität…. – Wann ich von Paris wieder wegkomme, weiß ich nicht. Ich hoffe: übermorgen, vielleicht am Tag nach übermorgen. Der Gräfin wolle mir bescheidgeben, er kümmere sich drum, ließ er Jenny ausrichten. Die hier, nachdem ich zurückgefunden hatte, ihrerseits so zerschlagen erschien, mit Kratzern im Gesicht, mit einem blauen Auge, einem ausgefransten Ohr, so sah das aus. „Wer hat dich geschickt?” hatte sie gefragt, aber meine Antwort nicht abgewartet, sondern war, als hätte sie fliehen müssen, oder schleunigst jemanden warnen, davongerast: erst zu Fuß das Treppenhaus hinunter, unten dann mit dem Motorrad.
Was hatte sie gemeint?
Ich weiß nicht, wieviel Zeit ich habe, es ist für heute nichts mehr ausgemacht worden. Daß ich noch immer hierbin, war ja auch nicht eingeplant. Deshalb erzähle ich jetzt vor mich hin, der Reihe nach am besten. Wo habe ich aufgehört? Oder n i c h t der Reihe nach, vielleicht sind die Reihen, die wir uns vornehmen, gerade die Fehler. An die Pfingstrosen jedenfalls habe ich, >>>> bis diese Kommentare kamen, niemals gedacht. Ich liebe Pfingstrosen, das ist alles. Das hat sich jemand zunutze gemacht. Jetzt erst verstehe ich des Profis „Der Code ist verbrannt”. Ich habe die Pfingstrosen nach Caulaincourt-Lamarck mitgenommen, ja, aber in die rue de Chevreuse habe ich sie n i c h t gebracht, und ich bin mir jetzt sicher, auch Jenny nicht. (Seltsam, manchmal will ich „Edith” schreiben, wenn meine Finger den Weg zu Jennys Namen suchen: auch da scheint mir ein Geheimnis zu liegen, das ja selten etwas anderes ist als ein noch verborgener Zusammenhang. Wie auch immer -): Jenny holte mich ab, >>>> gestern, die Löwin schickte mich gleichsam fort, und ich nahm die schon völlig verblühten Pfingstrosen wieder mit in La Nonchalante, wo ich sie zurück in die alte weiße Vase stellte, fast Stengel nur noch, na gut, einige Blütenblätter, die dann aber abfielen und auf die ich abends starrte, wie sie auf dem Tisch eine Figur zu formen schienen, die ein, denke ich, Name war; wenigstens war es ein Wort. In einer mir nicht bekannten Schrift freilich, eckiger als Arabisch, aber es war keine Bilderschrift. Ich starrte sie an und ahnte langsam, daß dies eine Botschaft war. Doch für wen? Für mich ganz gewiß nicht. Weshalb ich Jenny fragte, die mich abends für den nächsten Ausflug abholte, La Fête de la musique sagte sie, ganz Paris wird heute singen. Ich fragte sie aber erst, nachdem wir in aller Herrgöttinsfrühe zurückgekommen waren. Weshalb da erst, weiß ich nicht mehr. Ich hatte Seltsamkeiten gesehen. Ich hatte ein Elend gesehen, von dem Sie sich keinen Begriff machen werden. Es gehört auch hier nicht hinein, sondern in diesen Roman, den ich für der Gräfin schreiben werde – ja, ich bin jetzt gewillt, bin nach dem Erwachen auf dem Boot gewillt. An beiden Ufern bis an den Horizont Schlachtvieh, nie sah ich den Bolzen, nie sah ich eines der Tiere zerbrechen. Ich wußte aber. Ich spürte es. Ich bin noch einmal hinaus, in den frühen Morgen hinaus, als Jenny nach ihrem Aufschrei fort war. Ich bin zur Seine hinunter dahin, wo das Prada-Boot lag… oder liege, wie ich dachte. Prada, weil das der Name des kleinen Schiffs ist, in gehämmertem Messing steht das vorne am Bug, Das Reep führte noch hinüber, es gab nur eine kleine hängende Kette als Sperre, über die ich leicht hinüberkam. Innen, wie vordem, alles leer. Rein nichts. Als ich von hinten gepackt wurde. Mehr weiß ich nicht, als daß ich heute vormittag mit schmerzendem Kopf und schmerzender Schulter erwachte. Es ist ein Stückchen herausgebissen, die Wunde verbunden, ob ge„bissen”, selbstverständlich, weiß ich in Wirklichkeit nicht. Jenny hat sich das angesehen. Jenny hat gesagt „gebissen”. „Was war das für ein Wort?”
Sie sah mich nur an. Raffaela stand neben ihr. Ein Gebrüll kam von den Ufern. Auf meine schmerzende Schulter legte Raffaela ihre Hand. „Schließ die Augen.” Dann war ich wieder allein.
Ich bin sehr verwirrt. Es geht so alles durcheinander.
17.42 Uhr:
Ich bin ans Fenster gegangen, habe hinausgeschaut, bin zur Wohnungstür gegangen, habe gelauscht, habe sie geöffnet, habe abermals gelauscht. Jenny war noch nicht zu hören. Das Boot trieb immer weiter. Ich war auf die kleine Brücke geklettert, das Ruder bewegte sich frei. „Ist hier jemand?” Es waren keine Bäume zu sehen, keine Häuser an den Ufern, Erhebungen auch nicht. Manchmal trieb mein Gefährt dem Ufer näher. Ich wäre vielleicht versucht gewesen hinauszuspringen, außerdem bin ich ein guter Schwimmer, immer gewesen. Aber dieses Boot war, fühlte ich, das einzige, worauf Verlaß war. Wenn ich mich an Land traute… die letzten paar Meter konnte ich bereits waten. Drei Kühe, in diesem endlosen Treck, blieben stehen und wandten zu mir den Kopf. Ich erkannte sie an ihren Augen voll Resignation. Sie verzichteten, obwohl sie mich immer noch liebten und bis in den Tod weiterlieben würden, sogar darauf, micht zu warnen. Als ich mich bereits, Land unter den Füßen, nach vorne beugte, als ich mit den Händen zu Boden ging, um mich zu stützen, und die Hände erst Faust, dann Huf wurden, die Daumen zerrten sich in den Unterarm hoch, als das alles mit mir geschah, wandten sie die schönen Augen gleichmütig ab und trotteten zurück in den Zug. Als ich Auferstehung dachte und aufbrüllte und mit einem gewaltigen Satz, dessen Büffelskraft ich allein aus meinen Schenkeln zog, wieder auf das Boot sprang. Es war die letzte Möglichkeit gewesen, mich zu entscheiden: so weit erneut in die Mitte getrieben war es schon. Im Schutz der Reling richtete ich mich, Mensch wieder, auf.
20.15 Uhr: ENTR’ACTES
[Paris, La Nonchalante.]
Keine Nachricht von Jenny, logischerweise auch von der Gräfin nicht. Ich bin spazierengegangen, habe nach einem neuen Mobilchen geguckt, bin aber nicht mit einem fündig geworden, das ich mir auch leisten könnte. Einen Ricard getrunken, dann hierher zurück, auf dem Weg eine Baguette gefuttert. Muscheln gesehen. Ich würde so gerne kochen.
In der Post eine Mail der Löwin, der ich von meinem Unglück schrieb und von meinen Visionen heute vormittag. Vielleicht zitiere ich nachher noch aus dem Brief. Aber ich habe mich sehr geärgert. Ich habe, um mich zu fassen, mir gesagt: Mensch, du bist ein Schriftsteller, du schreibst da gerade eine Geschichte, du anverwandelst, was dir passiert, und du tust das ohne jede Vorarbeit seit nun fünf oder sechs Tage, einfach so aus der Hand und mit großer Leichtigkeit, die einem wirklich nicht einfach wird, wenn man Kopfschmerzen hat, solche Visionen, oder vielleicht ist es auch die… na ja: „Realität”… wenn man beklaut wird, ausgeraubt, muß man das nennen, und hat eigentlich gar kein Geld… und dann schreiben einem >>>> Leute wie editht01 und >>>> la lune permanent miese Kommentare, so daß man eigentlich aufhören will, das ganze Zeug vom Netz nehmen und überhaupt nicht mehr publizieren, weil man ja doch dauernd mit Dreck beworfen wird. Jedenfalls ist mir der Kragen geplatzt, und >>>> ich habe darauf geantwortet. Ein Fehler, würde die Löwin sagen, lösch das doch einfach. Aber genau das kann ich wieder nicht, weil mir das das Konzept Der Dschungel kaputtmachen, weil es auch die Einzigartigkeit Der Dschungel kaputtmachen würde, die ich ihr über die vergangenen fast sieben Jahre erarbeitet habe. Doch solche Kommentare vermiesen mir meine Arbeit, sie drücken sich mir aufs Gemüt, dauerhaft, sie tun wirklich ständig weh, richtiggehend weh, und ich hab jetzt gerade dafür überhaupt keine Zeit, muß mich dem Gräfin stellen, muß mich meinen Eindrücken und Erlebnissen stellen und versuchen, daraus in der unmittelbarsten Spontanheit eine Geschichte zu schreiben. Ich habe keinen gesicherten Boden, was im Netz steht, steht im Netz, ich kann nichts überarbeiten, alles muß immer sofort stehen – haben Sie eine Ahnung, welch eine K r a f t das braucht, haben Sie eine Ahnung, welches Gespür für Motive und ihre Verwicklungen das braucht, haben Sie eine Ahnung, wie einen da die Bilder jagen?? – so sehr jagen sie, daß ich meinen Flug verpaßt habe, weil ich diese unendlichen Züge von Kühen vor Augen hatte, die zur Schlachtbank trotten… und ich weiß noch nicht, wie ich das mit dem Rückflug finanziere. Zwar hat mir Edith… nein, Jenny versichert, daß sich der Gräfin darum kümmern wird, aber… außerdem habe ich dem Profi eine Mail geschrieben, jetzt geht erst mal alles nur noch per Mail, das Ifönchen ist ja weg…
Was für eine Scheiße! Und was für miese Leser, die nichts als ihre Kotze kennen, wenn ihnen ein Mensch nicht paßt… darum nämlich geht es. Es geht nicht um meine Literatur, sondern darum, mich als Menschen kaputtzumachen. Ich soll weg weg weg! Daß ich dennoch nie aufgebe und auch noch sage, was der Fall ist, macht die Häme meiner Gegner fast zittern… daß ich mich nicht „bescheiden” zurückziehe, daß ich mich nicht ums Leben saufe, sondern bei alledem immer noch sage: Ja! Ja, ich lebe gerne! Ja, ich schreibe meine Literatur und schreibe sie gut. Und ich werde n i c h t zu den Kleinbürgern gehören und n i c h t zu denen, die depressiv versagen. Wenn ich bei alledem umkomme, okay, das ist mein Risiko. Ich werde im Moment des Umkommens aber ganz sicher keine Fingernägel kauen. Deshalb, genau deshalb, begegnen m i r Leute wie Le Duchesse. Deshalb liegen Frauen wie die Löwin bei m i r und nicht bei denen.
Ja, es gibt auch die guten, die klugen, die nachdenklichen Leser… und die, die mir Briefe schreiben, mich ermuntern und sogar bitten weiterzumachen. Denen allen danke ich sehr. Aber sie äußern sich öffentlich nur zurückhaltend. Und wenn sie sich dann d o c h einmal für meine Arbeit öffentlich einsetzen wie >>>> mit viel Kenntnis und Sensibilität Dr. No, der ja einfach ein Leser und eben n i c h t Literaturwissenschaftler ist, – sofort kommt wieder eines dieser Arschlöcher, die ich seit drei Jahrzehnten aus dem Literaturbetrieb genau so kenne, und schießt seinen stinkenden Dünnschiß darauf, der es nicht mal in den Aggregatzustand eines begründeten Argumentes bringt, aber dessen Gestank eben den Leuten einen weiteren Aufenthalt in meinen Fantasieräumen verekeln will. Das ist die Absicht.
Hab keine Lust, weiter auf Jenny zu warten. Ich geh mich jetzt besaufen. „Noch”, dachte ich, als ich wieder auf dem Boot war, „bin ich k e i n Opfer.” Und ich werd auch keines werden. Schon gar nicht hier in Paris. Übrigens kommt mein Französisch zurück.
Schreck Dem Leser aufgeschrieben durch aufmunternde Übermacht des Optimismus mit seiner süßlichen Hoffnung und seinem anrührenden Lächeln. Ich werfe Ihnen den Rettungsring entgegen und nach mir die vielen lieben Mitstreiterinnen, die ganz aufgeregt am Ufer des (Wort)Stromes stehen.
Edith, das langweilt langsam. Immer der gleich bemühte ironische Ton. Manchmal ist das wirklich witzig, aber auf die Dauer nicht mehr. Ich kann Herbst auch nicht so leiden, aber das nervt.
Ist von “Lobster” nicht irgendwie Lob zu erwarten? Sie mögen ein selbstbewußter Herr von bürgerlicher Herkunft, ihrem Namen nach in einem liberalen christlichen, säkularisierten Elternhaus geboren sein. Sie mögen eine energische Persönlichkeit sein, die an wichtigen Wegmarken trotzig aufzutreten vermag. Was aber, um Himmels Willen, bringt Sie in diesem Fall dazu, so inkontinent zu argumentieren. Wenn der Ton immer gleich bemüht ironisch ist, wie Sie da fälschlicherweise behaupten, kann er auch manchmal nicht wirklich witzig sein. Und im übrigen scheinen Sie gar nicht zu begreifen, um was es hier geht: um Rettung nämlich, Rettung vor einem reißenden Strom. Während wir Mitstreiterinnen alles tun, um den “Kahn” aufs Trockene zu bringen, meinen Sie hier heraus posaunen zu müssen, daß Sie Herrn Herbst “auch nicht so leiden” können. Bei allem Selbstbewußtsein, bei aller Energie wünsche ich in Ihnen eine gewinnende Persönlichkeit zu finden, einen unermüdlichen Verfechter von Humanität, einen bejahenden Verfechter aus u f e r nder Literatur. Stehen Sie also nicht nur am Ufer herum, helfen Sie, meint Ihre Edith
Ihre Versuche in Ehren, Edith88, doch glaube ich, der Fluss hat kein Ufer (an dem Lobster herumstehen könnte).
Ihre unsentimentale Lakonie in Ehren, liebe Frau Melusine, gerade die reduzierte Metaphorik und der gänzliche Verzicht auf Paradoxien könnten Herrn Eldermann dazu bewegen, Hilfestellung nicht als authentisches Erfahrungsmodell zu erleben, sondern als tabubrechenden Ausdruck rhythmisierter Aphorismen. Männer helfen nur ungern Männern, bedauert Ihre Edith
werte damen, mal unter uns. nachdem ich gestern auf dem rückflug zu unser aller sonnensystem noch schnell bis ca. 3 uhr morgens auf ganymed zwei absackerbierchen zischen war und mit einem transvestiten ( mit grossen, hm, wie schmeckte das noch mal, na egal ) stosse ich hier auf einen namensfetter….
He swam like a stone He swam like a stone
the link was small
between his body
and the deep well.
Mud oozed from his eyes
a flowing thread
of green weed
parcelled him dead.
Flesh and water
once knew how
to live together
at heart flow.
(Janet Frame)
Down under
M.
Wo aber Gefahr ist, naht das Rettende auch… “In the Forest of forests The Unseen sways on a windy leaf smiling at the sun. The forest protects and loves him and holds him tight.”
sie steigern sich allmählich vielleicht wird ja doch noch ein großer schriftsteller aus ihnen; wenn ich ihre pariser tagebuch-aufzeichnungen jedoch mit den romanen von henry miller vergleiche, dann fehlt mir bei ihnen einfach der sexismus, der leider immer nur angedeutet wird. schlussendlich ist paris d i e stadt der liebe, wo sicherlich nicht nur petting gemacht wird!
die einen wie la lune verlangen was neues von der literatur, die anderen wie edith01 wollen immer das gleiche und ich, lilith155, finde es schön, wie sich in dieser dichtung freundin und feindin einig finden
gelächter @ lilith155 (Gast)
ich habe mit keiner silbe zum ausdruck gebracht, dass ich in der literatur immer nach demselben verlange – ich habe lediglich einen vergleich zur diskussion gestellt, und ich sprach außerdem von liebe, poetik, philosophie & sexismus in der literatur – doch das können sie selbstverständlich nicht verstehen, wenn sie keine echte literatur lesen!
allerdings … muss ich ihnen trotz meiner kritik zu gute halten, herr herbst, dass sie immerhin das bizarre & verwirrende beziehungsgeflecht konstant aufrechterhalten, so dass der leser automatisch nach mehr verlangt …
sie vergleichen sich mit wallace ? meinen sie das etwa im ernst?
schreiben sie ohne angezogene handbremse, dann vielleicht, doch ich halte sie eher für einen aufgeblasenen egomanen, der nicht über seinen eigenen schatten zu springen vermag!
harmloses geplänkel warum ficken sie z.b. in den pariser-tagebüchern nicht gleich das algerische zimmermädchen, wo sie doch schon so sehr von deren erotischen füßen & brüsten schwärmen? was hält sie davon ab wahrhaftig zu schreiben, schließlich wissen sie genauso gut wie ich, dass echte männer nunmal n i c h t monogam sein können!
@edith01 zum “Sie wollen sich vergleichen???” Selbstverständlich will ich das. Selbstverständlich tue ich das. Und ich bin besser als Foster Wallace, und zwar um Längen. Nicht als Lyriker, ganz bestimmt nicht, aber als Romancier in jedem Fall. Ein aufgeblasener Egomane war ich noch nie, egoman aber sehr wohl. Das gehört, wenn man ein Werk vor Augen hat, dazu. Sie aber stecken Ihren Kopf in den Sand, weil Sie nicht wissen w o l l e n und nicht erfahren w o l l e n, weil es Sie aufbringt, daß jemand sagt, was ist, und nicht den – d e r ist aufgeblasen – Mainstream mitmacht. Lesen Sie doch einfach mal… aber nein, da hat >>>> der Herr piet völlig recht, es hätte gar keinen Sinn mehr, weil Sie in Ihre Vorurteile dermaßen verbohrt sind, daß sie selbst dann nicht mehr davon loskommen, wenn der Beweis Ihnen vor Augen ist. Für mich erstaunlich bleibt bei alledem aber, was Sie hier immerzu suchen, wenn Sie meine Arbeit doch so schlecht finden? Sie wollen pöbeln, das ist alles. Sie wollen pöbeln, weil Sie merken, in mir ist eine Kraft, an die Sie nicht heranlangen, eine poetische Kraft, bisweilen auch eine visionäre Kraft – genau das, was Sie von Literatur, und mit Recht, verlangen. Sie wollen aber, daß diese Art Literatur von Leuten geschrieben wird, die Ihnen zusagen, Sie wollen ein Vorurteil der Charctere bestätigt haben. Ich kann auch deutlich werden: Sie wollen nicht, daß einer wie ich sie schreibt. D a liegt der Hase im Pfeffer. Denn kennen tun Sie meine Bücher ja n i c h t, wie Sie schon schriftlich zum Ausdruck brachten.
Ich werde mich an anderer Stelle dazu noch äußern, etwas weniger verärgert, als ich es jetzt bin. Ein deutlicher Vorteil Der Dschungel ist, daß hier Sachen zur Sprache kommen, die man sonst unter den Tisch kehrt, und daß sich Leute wie Sie hier öffentlich entblößen. Allein meine Existenz scheint für solche ja ein permanenter Wutherd zu sein. Und nein, ich tue Ihnen den Gefallen nicht, ich bringe mich n i c h t um, wie der arme Wallace tat. Dem mein Mitgefühl gilt, gänzlich, nicht aber mein Respekt vor einem Romancier. Da kenne ich andere, die ich achte, ob Lobo Antunes ob Pynchon, ob Lezama Lima ob Marianne Fritz, ob Nabokov ob deLillo. Und viele weitere mehr, gegen die UF ein einziges kläglich dahinschwadroniertes Unglück ist.
@”harmloses geplänkel”. Dümmer als dieses mit der Algerierin kann ein Argument gar nicht sein.
Dito ich habe bis dato noch nie auf dieses blog kommentiert, und dennoch scheinen sie mich nach eigener aussage offensichtlich bereits besser zu kennen, als ich mich selbst. – Wauh, wie machen sie das eigentlich, ich meine das mit ihrer psychiotischen ferndiagnose von kommentatoren? – Auch ihrer persönlichen selbsteinschätzung kann ich nur bedingt zustimmen – ein guter lyriker sind sie in der tat nicht, dazu wirken ihre gedichte viel zu epigonenhaft – dass sie sich aber selbst erhöhen und literarisch sogar über wallace ansiedeln, kann ich nur mit einem müden lächeln begegnen.
Sie erwähnen zurecht einige große literaten wie Antunes, Pynchon, Nabokov oder DeLillo, denen auch ich nicht abgeneigt bin, doch ihr eigenes poetisches werk befindet sich weit entfernt vom Höhenkamm der literatur.
Doch Butter bei den Fischen, sie haben in der vergangenheit einige bücher veröffentlicht, von deren verkauf sie nicht leben können, und sie haben unzählige hörfunkproduktionen gemacht; doch wo bleibt bei all dem das Nachhaltige, bzw. das eigentliche thema, das sich bei den lesern und hörern im gedächtnis einbrennt? – Da lese ich z.b. über sie bei wikipedia etwas von kybernetik, was soll der pseudoschwachsinn? Was ihnen letztendlich bleibt, ist die netzliteratur, armselig und der lächerlichen Netzcommunity preisgegeben. Ein blog ist wie ein scheisshaufen, letztendlich landen dort nur schmeissfliegen.
Wenn Sie so von den treibenden Kühen und schreienden Schweinen schreiben, will mir Ihre
Gütersloher Zinkwanne so gar nicht aus dem Kopf.
Das in der Literaturwissenschaft und im Betrieb
geltende Gebot, daß man Leben und Werk eng
aufeinander beziehen muß, scheint bei Ihnen
so fast vollständig eingelöst.
Schmeißfliegen wie Sie, edith01. Es widert mich an, was, und vor allem, wie Sie hier schreiben.
Entgegen Herrn Herbst glaube ich nicht, dass es gegen ihn geht.
Vielmehr habe ich bei solchen Creaturen wie Ihnen den Eindruck,
dass Sie anderswo keine Gelegenheit haben, Ihren niederen Trieben,
Ihrer niederen Veranlagung nachzugehen.
Derart niveaulos, wie Sie sich teilweise verhalten.
Ihnen geht es doch nicht um konstruktive Kritik,
sondern darum, irgendjemanden beleidigen, ja, verletzen zu können.
Sie sind ungezogen – gern hätte ich einen Rohrstock der Länge,
Ihnen über der Ferne auf die Finger zu klopfen, wenn diese
sich in Richtung Tastatur bewegen.
Solche Gören wie Sie, traurig.
ich kann sehr gut zwischen Autor, Werk und Fiktion unterscheiden, also kommen sie mir bitte nicht mit solchen Sprüchen wie „Lenin kam nur bis Gütersloh“, oder so ähnlich …
@ beamunt
würden sie mit mir reden, hätte ich ihnen schon längst den Hosenboden versohlt, aufgrund ihrer nicht vorhandenen bildung, und ihrer maßlosen unverschämtheit wegen! Falls sie etwas mitzuteilen haben, dann versuchen sie es bitte mit etwas weniger stammeln.
was die ehrliche Wut mir eingibt, lasse ich auch gern Stammeln nennen.
Für die Göre bitte ich Sie um Entschuldigung.
Wissen Sie, das Problem ist doch folgendes :
Wenn Sie mit Herrn Herbst reden würden,
und zwar sachlich, und nicht so diffamierend,
begegnete ich Ihnen sicherlich mit mehr Respekt.
Doch wozu, wenn ich doch meine, Sie
schrieben so Peinliches, da Sie von Angesicht
zu Angesicht zu reden nicht verstünden!
W a r u m kommentieren Sie denn so unflätig?
Fliegen Fliegen, ja, Fliegen. Das große Problem aller Schlachthäuser. Sie gehen mit dem Vieh auf die letzte Reise, lassen sich nieder auf allen Körperöffnungen, selbst die tränenden Kuhaugen sind wie eine Perlekette besetzt. Sie fliegen nur kurz auf, wenn der Bolzen die Stirn zersplittert. Fliegen, ja, Fliegen, das ungelöste Problem des Betriebs.
@ Edith01 @Betty B. Wer schreiben will, sollte erst mal lesen lernen. Man müsste z.B. Textsorten unterscheiden können, eine Idee vom Verhältnis zwischen Realität und Fiktion haben, Autoren nicht auf schlichteste Weise mit ihren Texten identifizieren, ein Spiel mit Identitäten als Spiel begreifen können, Spiegelungen als solche wahrnehmen, eine bestimmte ästhetische Konzeption reflektieren. Das sind Voraussetzungen. Von daher könnte man Kritik üben. Könnte, wenn man´s könnte…
Ihre Reaktionen hierauf, werte Damen, kann ich mir schon vorstellen. Und bin geödet. Vielleicht überraschen Sie mich ja mal und – schweigen. Gute Nacht.
Wenn Sie von Ihrer Empörung das Stimmungsmäßige abziehen, was dann übrigbleibt, und es bleibt ganz sicher nichts übrig, das ist dann das Schweigen.
@edith01 Aber, aber Gnädigste,
Sie haben doch die – in der Tat überzogene – Reaktion herausgefordert. Weshalb regen Sie sich über die Unverschämtheit der Kausalität so auf?
Empörung minus Stimmung = Nichts = Schweigen.
Liebe Betty, jetzt lesen Sie sich doch mal in aller Ruhe ihren Satz durch. Man hüte sich davor, einen grammatikalisch wohlformulierten Satz bereits als Gedanken zu betrachten.
Heute morgen – naja – den Titel lesend das Gefühl, Sie hätten meinen gestrigen Eintrag gelesen, den ich aber nicht einstellen konnte, weil twoday zu langsam gewesen, und das Zeitraubende mich schließlich die Vergeblichkeit akzeptieren hieß:
“Die letzten Tage 82
Spiegelung in den Wassern, ein Paris a sé stante, ein >>> Pari a sé, ein Par isse, ein Seinesgleichen […]. My french Woordenboek, wo ist das? Gefunden. Unterm Hefter, in dem die Kunden verzeichnet sind mit dem, was sie zu zahlen haben. Warum mir Frosch einfiel, weiß ich nicht, jedoch indeed: Grenouille! Dies Wort im Kopf. Gehabt.”
… und dann gestutzt, wie gesagt.
Ihre Paris Geschichte. Ich wundere mich immer wieder, auf was für Ideen und Bezüge Sie kommen und wie sprachlich verflixt souverän Sie die dann scheinbar aus dem Impuls heraus verarbeiten. (Sie sind gut drauf. Vielleicht sollten Sie öfter mal raus aus Berlin) Ich lese diese Episoden mit großem Vergnügen und empfinde sie als reichlich verspielt, was mir entgegen kommt, weil ich mir erlaube, sie als Ergötzung zu lesen. Die mich dann in Formulierungen und Bildern manchmal so mit fort reißt in Parallelwelten, wie es eine – wie gut auch immer geschriebene – phantastische Fluchtlektüre anderer Machart nie könnte. Ich hoffe, ganz egoistisch, Sie bleiben auch weiter so im Fluss. (er gibt Sie ja eh nicht frei, so wie’s aussieht, oder?)
Die Kommentare. Viele lesen offensichtlich mit vergleichbarem Vergnügen wie ich, einige haben sich auch dementsprechend geäußert. Die anderen würde ich an Ihrer Stelle daraufhin überprüfen, ob sie Argumente mit sich führen oder nur kaputt machen wollen. Mein Verdacht ist … nein, sagen wir’s anders: wenn bei mir Leute kommentieren würden, deren stete Missgunst mir die Lust an einer laufenden Erzählung nehmen könnte, ich würde sie löschen. Da stimme ich Ihrer Löwin zu. Nicht aus Feigheit, sondern weil eine entstehende künstlerische Arbeit anfällig ist. Nicht aus Gaudi hat man früher die Staffelei zugehängt. Oder das Manuskript erst nach der x-ten Bearbeitung zum Probelesen freigegeben. Eine inspirierte, entstehende Arbeit sollte nichts sein, worauf man andere herumtrampeln lässt, schon gar nicht, wenn kaum Argumente im Spiel sind, sondern nur Projektionen.
Natürlich ist löschen ärgerlich, steht auch dem Dschungelkonzept entgegen, wie Sie schreiben. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie (wie schon vermutet wurde) Ihre Kraft am liebsten aus offen ausgetragenen „Feindschaften“ beziehen: so unterkomplex motiviert schätze ich Sie nicht ein. Für mein Empfinden – meine eigene Arbeit – wären solche Ladungen aus der Anonymität heraus verletzend und kontraproduktiv: ich könnte mich eines Gefühls von beschmutzt sein nicht erwehren. Und das, verdammt noch mal, schadet dem Prozess.
Und nervt auch die Leser, die wissen, es ginge auch anders. Der Punkt ist, genau die Selbstgerechtigkeit und Egomanie, die man Ihnen so gerne vorwirft, ist bei Schlammwerfern doch im Übermaß anzutreffen. Ohne dass sie dazu ein Werk hätten.
vorurteile könn` auch nervig sein dann will ich mal nicht so sein, also:
Der vorläufige & skizzenhafte Plot der sogenannten „Pariser-Tagebücher“ von ANH, wie er sich hier abzuzeichnen scheint, beschreibt gewissermaßen das Abbild eines wagemutigen, lebenshungrigen & geilen Protagonisten, als auch das eines kreativen Künstlers auf der Suche nach etwas Bestimmtes jenseits der täglichen Routine eines einsam Schreibenden.
So ist auch die berühmte Szene mit dem algerischen Zimmermädchen, welches unverhohlen an der Zimmertür vor dem Hotelgast stehen bleibt, und dabei nicht mit ihren natürlichen weiblichen Reizen spart, exemplarisch für den Spannungsaufbau poetischer Literatur, die weitaus mehr zu bieten hat, als nur purer Sex, zu verstehen!
Der Protagonist beschreibt u.a. die verbotenen erotischen Brüste, die er gerne anfassen würde, oder die wunderschönen Füße der angeblich „leichten Beute“, als sich das fremdartige Wesen unerwartet vor seinen Augen ihrer Schuhe entledigt; doch von der unbekannten Gräfin gewissermaßen finanziell abhängig und in ein sehr enges zeitliches Korsett geschnürrt, kommt er letztendlich erst garnicht in Versuchung den eigenen geheimen Gelüsten in Natura nach kommen zu können.
Und zugleich ist immer diese Spannung zwischen der einerseits gönnerischen Gastgeberin, der gepriesenen Geliebten aus der Serengeti – und dem Egotrip des reisenden Schriftstellers zu spüren, der von seinem Naturell her möglichst viele Klapperschlangen aufeinmal fangen will. – Und dazwischen befindet sich der Protagonist ständig auf der Flucht, hin- und hergerissen zwischen der Familie, Geliebter, Künstlerischem Egomanentum und allerlei möglichen sexuellen Erlebnissen, wie sie Henry Miller in „Stille Tage in Clichy“ beschrieb.
Schließlich ist kein Schriftsteller von Rang zufällig in Paris unterwegs .
@ edith 01, @ ANH Warum sollte überhaupt jemand “zufällig” in Paris unterwegs sein? Auch wenn wer nur, sagen wir von Frankfurt kommend auf dem Weg nach Rennes, vom Gare de’l Est zum Gare Montparnasse fährt, ist dies bitteschön kein Zufall.
Bisher habe ich bei dieser Paris-Erzählung vermieden, die Kommentare zu lesen, und nun, da ich, Herbsts Link auf Phyllis Kiehl folgend, den Ihren, edith01, sehe, weiß ich auch wieder, warum. Kaum erscheint hier etwas, das einfach nur zum Lesen verführt, kommt wer und muss (“müssen” im Sinne eines Zwangs, also etwa “sie muss mal”, und ja, ich meine es genau so) den Zauber wegerklären. Tun Sie, was Sie müssen, aber sein Sie sicher: Der Neid schimmert durch. Und auch: Wer etwas erleben kann, erlebt es gewiss in Paris, doch nicht weniger gewiss in Kiel oder Kochel am See.
@ ANH: Ich mag Ihr Paris, fast so sehr wie mein Finisterre.