„Konservativ“ meint die Form, nicht den Inhalt und also nicht ein realistisches Erzählen, das noch immer an die Kompliziertheit der von der technischen Welt durchbestimmten neuen Realität mit den erzählerischen Waffen einer schon lange überkommenen Welt heranreichen zu können meint, und zusätzlich auch noch mit der grundierenden demokratischen Moral der Anständigkeit. Hiergegen folge ich einem Fluß, der in der deutschsprachigen Literatur zwar lange schon, doch immer schmaler werdend, neben dem gemütlich sanktionierten story telling einhergelaufen ist, aber allmählich und endgültig – als wäre er wieder zur Quelle, einer inversen freilich, deren Wasser umgekehrt fließt, zurückgekehrt – zu versickern scheint. Wobei ich mich auf erzählende Prosa, nicht auf das Gedicht beziehe und außerdem weiß, daß etwa für die US-amerikanische Literatur etwas völlig anderes gilt. Denken Sie an den späten Gaddis und vor allem ein derart radikales Werk wie Pynchons Gravity’s Rainbow. Daß vornehmlich die Deutschen so rückschrittliche Prosa-Ideologeme pflegen, hat Gründe, die anderwärtig erörtert werden müssen. Gegen diese setze ich seit meinem >>>> im SCHREIBHEFT publizierten Briefwechsel mit Barbara Bongartz als eine andere Kunstperspektive den Begriff der Perversion in Bewegung. Dazu sei erstmal nur angedeutet, daß ich mit ihm auf alte – kathartische – Kunstauffassungen zurückgreife, die sich mit der Anstrengung um neue, genauer: nach-postmoderne literarische Formen zusammentun. Damit stehe ich nicht allein, aber es sind unserer nicht so arg viele. Ich werde in meinen beiden folgenden Vorlesungen auf den Perversionsbegriff zurückkommen.